Unfallchirurgie
Standards im Schockraum retten Leben
Schwerverletzte überleben heute sehr viel häufiger einen Unfall. Dies verdanken sie vor allem einer besseren Notfallversorgung in den Kliniken.
Veröffentlicht:BERLIN. "Die Sterberate von schwerverletzten Unfallopfern ist in den vergangenen Jahren um die Hälfte gesunken und liegt heute bei unter zehn Prozent," sagte Professor Bertil Bouillon auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie heute in Berlin.
Der Erfolg sei vor allem auf eine bessere Erstversorgung im Krankenhaus zurückzuführen. Die DGU hat 2006 begonnen, sogenannte Traumanetzwerke aufzubauen. Heute sind 625 Kliniken in 47 Traumanetzwerken zusammengeschlossen und decken etwa 95 Prozent der Fläche in der Bundesrepublik ab.
So soll gesichert werden, dass jeder der rund 35.000 Unfallopfer binnen 30 Minuten in ein Krankenhaus eingeliefert werden kann.
"Etwa 60 Personen aus unterschiedlichen Berufsgruppen sind an der Versorgung in den ersten 24 Stunden nach einem Unfall beteiligt. Festgelegte und trainierte Abläufe sowie eine gute Teamarbeit im Schockraum sind zentral, um, das Leben der Schwerverletzten zu retten", sagte Bouillon, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ist.
Bouillon verwies auf eine Studie des Uniklinikums Essen. Unfallchirurgen haben darin die Daten von rund 1000 Polytrauma-Patienten aus den Jahren 2002 bis 2011 ausgewertet. Deren Sterberate sank demnach nahezu um die Hälfte, nach dem im Klinikum die "S3-Leitline zur Behandlung von Polytrauma-Patienten" eingeführt worden war.
Hinweise zu Schockraum-Trauma
Die Leitlinie gibt Hinweise, wie sich das Schockraum-Team zusammensetzen sollte, sie beschreibt die Größe und Lage der Räume und auch welche Untersuchungen und Behandlungen erfolgen sollten.
Um die Zahl der Unfälle zu mindern, hat die DGU jetzt das Präventionsprogramm "P.A.R.T.Y." (Prävention von durch Alkohol und risikoreichem Verhalten verursachte Traumata bei Jugendlichen) gestartet.
15- bis 18-Jährige verbringen einen Tag in einer Unfallklinik und lernen so die Stationen eines Schwerverletzten kennen.
"Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger mahnen, sondern ihnen die Realität zeigen", sagte Bouillon. Einer, der sich dabei engagiert, ist David Behre. Der Leistungssportler verlor 2007 nach einem Zugunglück beide Beine und lag elf Wochen lang in einer Klinik.
Danach kämpfte er sich zurück ins Leben und gehört heute zu den besten Leichtathleten mit Behinderung. Seine Prothesen ziehe er mittlerweile so an "wie andere ihre Socken", sagt er.
Im Rahmen des Präventionsprogramms erzählt David Behre, welche gravierenden Folgen ein Unfall haben kann. (wer)