Reform an Uni Jena

Studenten sollen sich früh spezialisieren

Ab dem 5. Semester können Studenten sich künftig "neigungsorientiert" spezialisieren. Allgemeinmediziner hoffen auf eine Aufwertung der Niederlassung.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:
Medizinstudenten im Anatomie-Kurs.

Medizinstudenten im Anatomie-Kurs.

© CandyBox Images / fotolia

JENA. Die Medizinische Fakultät der Universität Jena rüstet sich für nicht weniger als eine kleine Revolution: Schon im fünften Semester sollen sich Studenten künftig entscheiden, wohin es sie später zieht - in die Klinik, die Niederlassung oder in die Wissenschaft.

Zum Wintersemester 2014/15 will die Fakultät für den zweiten Studienabschnitt drei Schwerpunktlinien einführen: das sogenannte neigungsorientierte Studium.

Eine derartige Struktur wäre an Deutschlands 36 medizinischen Fakultäten einmalig, sagt Professor Jochen Gensichen. Für den Lehrstuhlinhaber Allgemeinmedizin erfüllt sich damit die Hoffnung, die Bedeutung des ambulanten Bereichs zu stärken.

55 Prozent bevorzugen die Klinik

"Es geht darum, die ambulante Arbeitswelt zu zeigen. Ich bin überzeugt, wer einmal in einer Praxis gearbeitet hat, wird nichts anderes mehr machen wollen."

Die Aufgliederung sei folgerichtig, weil sich Prävalenzen, Symptome, Arbeitsweisen und der Umgang mit den Patienten vom Klinikalltag unterscheiden.

Eine erste Umfrage unter den Studenten allerdings zeigt: Die Mehrheit bevorzugt eine Karriere im Krankenhaus. Demnach würden sich derzeit 55 Prozent für den klinischen Strang entscheiden, nur 33 Prozent (113 Studenten) für den ambulanten Strang und der Rest für den wissenschaftlichen Schwerpunkt.

Seit etwa zwei Jahren wird auf der Reformbaustelle gewerkelt. "Die organisatorische Umsetzung der Studienreform ist eine besondere Herausforderung, weil sie im Rahmen der ärztlichen Approbationsordnung nahezu kosten- und personalneutral und ohne Erhöhung des Stundenumfangs für die Studierenden umgesetzt werden muss", heißt es seitens der Universität.

Besonders wichtig ist Sprecherin Uta von der Gönna, dass es keine "Schmalspurstudenten" geben werde - offenbar die größte Befürchtung.

"Absolventen erhalten die volle ärztliche Approbation", betont sie. In drei Fachgruppen werde derzeit an der inhaltlichen Ausgestaltung der Neigungslinien gearbeitet.

Rechtlicher Rahmen ist eng

Voraussichtlich werden etwa 20 Prozent des Curriculums künftig neigungsorientiert sein, der Rest bleibe für alle Studenten identisch. Das größte Problem ist die Approbationsordnung, deren enger Rahmen nur wenig Spielraum lasse.

In Studentenkreisen wird zudem diskutiert, warum man sich schon so früh festlegen soll - und ob ein Wechsel später noch möglich ist.

"Die frühe Orientierung soll keinesfalls die beruflichen Perspektiven einschränken", erklärt Klaus Benndorf, Dekan der Medizinischen Fakultät. Ganz im Gegenteil, die Absicht der Studiengangsreform sei, dass "unseren Absolventen der Einstieg in den Arztberuf erleichtert wird."

Das hofft auch KV-Chef Annette Rommel: "Von großer Bedeutung für uns ist, dass das Interesse an der ambulanten Medizin mit zunehmenden Studienjahren abnimmt. Und wir brauchen dringend eine stärkere Grundversorgerausbildung."

Deshalb sei es richtig, so früh wie möglich an die Studenten heranzutreten, erklärt die Hausärztin.

Dazu soll ein eigener Ansprechpartner im Dekanat installiert werden. Sie könne aber auch verstehen, dass sich niemand so früh festlegen möchte, sagt Rommel. "Ich selbst wollte ursprünglich Neurochirurgin werden." Die Entscheidung für die Allgemeinmedizin habe sie jedoch nie bereut.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Kraft der Vorbilder

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