Unternehmen

Synlab kündigt Notierung in Frankfurt an

Laborunternehmen zählen nolens volens zu den Gewinnern der Pandemie. Der europäische Marktführer Synlab nutzt die Test-Konjunktur, um an die Börse zu gehen.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Proben am Fließband: Die auf medizinische Analytik spezialisierte Laborgruppe Synlab will auch jenseits der Corona-Krise weiter wachsen.

Proben am Fließband: Die auf medizinische Analytik spezialisierte Laborgruppe Synlab will auch jenseits der Corona-Krise weiter wachsen.

© Sabeth Stickforth / synlab

München. Die Synlab-Gruppe, laut eigener Aussage größter Laboranbieter Europas, plant noch im Laufe des 2. Quartals den Gang an die Börse. Ein genauer Ausgabetermin und der erste Handelstag am Regulierten Markt der Frankfurter Börse stehen noch nicht fest. Das sei „abhängig von der Entwicklung des Marktumfeldes“, hieß es in der Ankündigung am Mittwoch. Das öffentliche Angebot werde sich sowohl an Privataktionäre wie an institutionelle Anleger in Deutschland richten.

Wie CEO Mathieu Floreani bei einem Webcast erklärte, soll die Platzierung neuer Aktien dem Unternehmen selbst 400 Millionen Euro einbringen. Im Rahmen des Going Public würden sich aber auch Alteigentümer wie unter anderem der Finanzinvestor Cinven oder die dänische Novo Holdings von Anteilen trennen.

Zum voraussichtlichen Gesamtvolumen der Emission wollte sich Floreani nicht äußern, dafür sei es „noch zu früh“. Auch was die erhoffte Bewertung des Diagnostik-Konzerns am Kapitalmarkt betrifft, hält sich der Synlab-Lenker bedeckt. Es gebe aber Rückmeldungen von Börsenexperten, die ihn „positiv“ stimmten.

Schulden drücken

Das frische Geld soll dazu beitragen, die Nettofinanzverschuldung auf weniger als das Dreifache des bereinigten EBITDA zu drücken, das zuletzt 679 Millionen Euro betrug. Ende Dezember lag der Wert noch beim 3,3-Fachen. Synlab hat sein Testgeschäft in den zurückliegenden Jahren auch durch Übernahmen stetig vergrößert, seit 2015 seien mehr als 100 Akquisitionen über die Bühne gegangen.

Die jährlichen Akquisitions-Aufwendungen hätten seit 2017 rund 200 Millionen Euro betragen, heißt es weiter. Mittelfristig will man in dieser Größenordnung weiter zukaufen.

Im Gegenzug hatte Synlab Ende vorigen Jahres seine Sparte für Umwelt- und Lebensmittelanalytik für rund eine halbe Milliarde Euro an den Genfer Warenprüfkonzern SGS veräußert. Damit hat sich die Gruppe nun als rein medizinisches Laborunternehmen positioniert. Potenziellen neuen Aktionären verspricht CEO Floreani kontinuierliches Wachstum und attraktive Renditen. Wozu organisches Geschäft ebenso beitragen soll wie die Expansion in neue Märkte.

20 bis 30 Prozent Dividende

Mittelfristig werden pro anno zehn Prozent Umsatzwachstum (auf Basis des Vor-Corona-Jahres 2019) angepeilt, rein organisch drei Prozent mehr. Die um Akquisitions- und Leasingkosten bereinigte EBITDA-Marge soll mittelfristig 23 Prozent erreichen. Den Aktionären werden zwischen 20 und 30 Prozent Dividende in Aussicht gestellt, mit der ersten Ausschüttung sei 2022 zu rechnen.

2020 erlöste Synlab mit 2,6 Milliarden Euro 37 Prozent mehr als 2019. Allein 620 Millionen Euro gingen auf das Konto von SARS-CoV-2-Diagnostik. Der Betriebsgewinn fiel mit 679 Millionen Euro (bereinigtes EBITDA) beinahe doppelt so hoch aus wie im Vorjahr.

Synlab betreibt nach eigenen Angaben mehr als 450 Labore in 36 Ländern. Zum Leistungsspektrum gehören „über 5000 verschiedene Tests in den Bereichen klinische Chemie, Genetik, Pathologie und bildgebende Verfahren“. Jedes Jahr würden rund 500 Millionen Tests für rund 100 Millionen Patienten gemacht. (cw)

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