Arzneimittelversorgung

Task-Force soll den Medikamenten-Nachschub sichern

Während sich die Nachfrage in den Apotheken allmählich zu normalisieren scheint, wappnen sich Behörden und Verbände gegen Lieferausfälle intensivmedizinisch dringend benötigter Präparate.

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Bonn. Nachdem es auch in Apotheken zwischenzeitlich zu Hamsterkäufen gekommen ist, hat sich dort einer Meldung der Deutschen Presseagentur zufolge die Nachfrage inzwischen „wieder beruhigt“. Zitiert wird der Sprecher der Apothekervereinigung ABDA, Reiner Kern, demzufolge es „im Augenblick keinen Grund“ gibt, „sich Sorgen zu machen, dass man schlechter als bisher an Medikamente kommt“.

Kerns Einschätzung wird im Protokoll des jüngsten Branchentreffens zu Lieferengpässen beim BfArM („Jour Fixe“) bestätigt. Dort heißt es, die „Situation in Apotheken habe sich leicht entspannt“. Auch hinsichtlich der Wirkstoffversorgung aus Asien gibt die Bonner Behörde vorsichtige Entwarnung. Ausgangsstoffe zur Arzneinittelherstellung dürften „aus Indien wieder grundsätzlich exportiert werden“ und auch in China sei die Produktion „wieder angelaufen“.

Bei sechs Wirkstoffen wird es aktuell eng

Dennoch hat das aus Ärzte-, Apotheker- und Pharmaverbänden, Fachgesellschaften sowie Arzneimittelkommissionen gebildete, informelle Selbstverwaltungsgremium eine engmaschigere Marktbeobachtung während der Coronakrise beschlossen sowie die Einrichtung einer „Task-Force“, die insbesondere dafür sorgen soll, Engpässe in der intensivmedizinischen Versorgung zu verhindern.

Aktuell nennt das BfArM sechs Wirkstoffe, die in der Intensivmedizin benötigt werden und für die bereits Lieferschwierigkeiten mitgeteilt wurden oder aber aufgrund des voraussichtlichen Nachfrageanstiegs in Kürze zu erwarten seien: Propofol, Midazolam, Morphin, Meropenem, Norepinephrin und Atemkalk. Das BfArM schätzt, dass sich der Bedarf intensivmedizinischer Präparate „bei Vollauslastung aller Intensivbetten um den Faktor 2,5 erhöhen wird“. Die vereinbarte Task-Force soll nun zunächst eine Liste mit rund 20 Wirkstoffen erarbeiten, die in der Intensivmedizin unerlässlich sind. Anschließend sollen Bedarf und Produktionskapazitäten ermittelt sowie Maßnahmen und Strategien formuliert werden, wie sich Lieferausfälle vermeiden und insbesondere Corona-Hotspots gezielt versorgen lassen; Mitglieder der Arbeitsgruppe sind neben dem BfArM die Arzneimittelkommission der Apotheker (AMK), der Bundesverband der Krankenhausapotheker (ADKA), die Krankenhausgesellschaft (DKG), der Pharmaverband Progenerika und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

Op weiterhin aussetzen, Vorräte umverteilen

Zu den Maßnahmen, die die Bonner Behörde vorschlägt, um den Mehrbedarf intensivmedizinischer Medikamente zu decken, zählen neben der Erhöhung der Pharmaproduktion auch Einsparungen durch „weitere konsequente Verlegung nicht dringend erforderlicher Operationen“ sowie eine Umverteilung vorhandener Vorräte „aus nicht oder nur wenig betroffenen Regionen in die Hotspots“. Auch könnten im Ausland nicht benötigte Arzneimittel auf Antrag des Zulassungsinhabers importiert und dann ohne deutschsprachige Packungsbeilage in den Verkehr gebracht werden.

Stand Mittwoch listet das BfArM 401 Lieferengpässe für Humanarzneimittel auf – soviele wie noch nie. Ein Großteil entfällt zwar mit 65 Meldungen auf Sartane, die partiell weiterhin wegen der bekannten Nitrosamin-Problematik ausfallen. Allerdings liegt auch das darum bereinigte Meldeaufkommen noch deutlich über dem Schnitt der Vorjahre. (cw)

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