Kapitalanlage
Unaufgeregte Anleger schlagen Corona ein Schnippchen
Anleger, die bei einem Börsencrash aus ihren Aktien flüchten, verlieren meist viel Geld. Besser sei es, den Sturm auszusitzen, raten Experten. Denn langfristig gehe es an den Börsen immer nach oben.
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Auf den richtigen Moment kommt es an – oder auf einen langen Atem.
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Neu-Isenburg. Der Betrag ist gigantisch: 14 Milliarden Euro zogen Anleger nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Europa im Februar und März allein in Deutschland aus Aktienfonds ab, zeigen Zahlen des Fondsverbands BVI. Die Verkäufe waren Teil einer weltweiten Panik, die die Börsen beben ließen.
Der deutsche Leitindex Dax rauschte zwischen dem 18. Februar und dem 17. März um 39 Prozent nach unten. Doch im Nachhinein betrachtet, war die Flucht nicht für alle Anleger eine gute Idee.
„Viele Investoren haben ihre Wertpapiere zur Unzeit verkauft“, sagt Wolfgang Juds, geschäftsführender Gesellschafter der Credo Vermögensmanagement in Nürnberg. „Denn der folgende April war einer der stärksten Börsenmonate überhaupt.“ Seit dem Tiefstand am 17. März stiegen die Aktienkurse weltweit wieder an. Der Dax legte bis Ende April um 32 Prozent zu und stieg seither unter Schwankungen weiter.
Bis Ende Juni hatte der Index in der Spitze weit mehr als 40 Prozent gewonnen. Zeitweise trennten ihn nur 900 Zähler vom Kursniveau von 13 .789 Punkten vor dem Corona-Crash. „Ein großer Teil der Kursrückgänge wurde bereits wieder wettgemacht“, sagt Juds.
Unternehmen immer effizienter
Dass es nach einem starken Kurseinbruch am Aktienmarkt wieder nach oben geht, ist nicht ungewöhnlich, sondern die Regel. Langfristig erzielen die Börsenindizes immer neue Höchststände, weil Unternehmen immer effizienter werden und so langfristig ihre Gewinne steigern.
„Oft dauert es nach Ende eines Crashs nur wenige Wochen, bis die Kurse wieder ihr Ursprungsniveau erreicht haben“, sagt Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Münchner Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner.
Ein Beispiel dafür ist der ebenfalls durch eine Corona-Virus-Pandemie ausgelöste SARS-Crash von 2003. Damals verlor der Dax 33 Prozent, erholte sich aber binnen Monaten wieder. Ebenso schnell drehten die Aktienkurse nach der Asienkrise von 1997 wieder nach oben. Selbst auf den massiven Crash in der Finanzkrise von 2008, bei dem der Dax mehr als die Hälfte seines Wertes verlor, folgten vier Jahre später neue Index-Höchststände.
Nerven behalten
Die Beispiele zeigen, dass Anleger bei einem Börseneinbruch nicht in Panik verfallen sollten. „Mentale Stärke ist entscheidend für den Erfolg von Wertpapierinvestments“, sagt Juds. Denn häufig verkaufen Anleger ihre Papiere nicht zu Beginn eines Crashs, sondern erst nach einigen Tagen oder Wochen nahe des Tiefpunkts.
Ziehen die Kurse dann wieder an, misstrauen sie der Erholung und steigen erst wieder in den Markt ein, wenn die Erholung bereits weit fortgeschritten ist. Das Resultat: Sie kaufen die Aktien zu einem Preis ein, der höher liegt, als jener, den sie beim Verkauf erzielt haben – und erleiden einen Verlust.
Um dies zu vermeiden, raten Experten, während turbulenter Börsenphasen an den bereits erworbenen Papieren festzuhalten. Insbesondere dann, wenn es sich um Aktienfonds handelt. Die streuen das Kapital ihrer Anleger über viele verschiedene Einzelwerte. Dadurch partizipieren sie an der darauffolgenden Erholung.
Starke Schwankungen möglich
In den kommenden Monaten könnten die Börsen noch stark schwanken, weil die Pandemie noch nicht vorüber ist. Solche Kursrückschläge könnten Anleger zum Nachkaufen nutzen. „An den Kapitalmärkten wird die Zukunft gehandelt“, sagt Markus Richert, Finanzplaner bei dem Vermögensmanager Portfolio Concept in Köln.
Profiinvestoren seien bereits im April in großem Stil wieder in Aktien eingestiegen, weil sie sich sicher waren, dass Verbraucher erneut kräftig konsumieren werden, sobald ein Impfstoff gegen das Virus entwickelt sei. „Nach jeder Pandemie erholten sich die Börsen stets wieder“, sagt Richert.
Keineswegs sollten Anleger bei einem Börsencrash in Gold flüchten, sagt Uwe Zimmer, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Fundamental Capital in Hennef. „Das Edelmetall ist kein Krisenschutz.“ Es bringe keine Zinsen und koste nur Geld für die Lagerung. „Mit Gold lässt sich weder Essen kaufen, noch Toilettenpapier“, sagt Zimmer.
Besser sei es, dauerhaft an Qualitätsaktien festzuhalten, sagt Juds. „An Papieren von Unternehmen, die ein solides und auf Wachstum ausgerichtetes Geschäftsmodell betreiben und damit regelmäßige, nachhaltige Erträge und Dividenden generieren.“