Umstrukturierung
Unimedizin Mainz treibt Neustart voran
Vorstandschef Professor Ralf Kiesslich und Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Hoch stellen ihre 100-Tage-Bilanz vor.
Veröffentlicht:Mainz. Gute Nachrichten für Ärzte im Praktischen Jahr an der Uniklinik Mainz. Ab Herbst dieses Jahres wird die monatliche Vergütung im Praktischen Jahr von 380 Euro auf den rechtlich zulässigen Höchstsatz von 812 Euro angehoben.
Das kündigten der neue Vorstandsvorsitzende der Unimedizin Mainz, Professor Ralf Kiesslich, und der Aufsichtsratsvorsitzende und rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) bei der Vorstellung ihrer 100-Tage-Bilanz am Mittwoch in Mainz an.
Beide haben ihre Ämter zum Jahresbeginn angetreten und planen erhebliche Umstrukturierungen. Die Unimedizin Mainz hatte in den vergangenen Jahren mehr durch Finanzprobleme und persönliche Konflikte in Führungsgremien als durch medizinisches Renommee auf sich aufmerksam gemacht.
Finanziell bleibt es allerdings zunächst noch eher düster. So wird für dieses Jahr mit einem Defizit von 107 Millionen Euro gerechnet. Für 2023 wird von einem Minus von 120 Millionen Euro ausgegangen. Im Herbst vergangenen Jahres waren etwa 57 Millionen Euro prognostiziert worden. Der Jahresabschluss liegt derzeit bei den Wirtschaftsprüfern.
Kandidatin für wissenschaftlichen Vorstand gefunden
Nun will die Unimedizin besonders die Zahl der stationären Leistungen steigern. „Diese sind gerade im letzten Quartal des vergangenen Jahres weit hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Die daraus resultierenden fehlenden Erlöse sind neben höheren Kosten, etwa für Personal und medizinischen Sachbedarf, einer der Gründe für das nunmehr prognostizierte Jahresdefizit von 120 Millionen Euro für das Jahr 2023“, sagt Waltraud Kreutz-Gers, seit November 2023 Kaufmännische Vorständin der Unimedizin und Teil der neu zusammengestellten Führungsmannschaft.
Durch optimierte klinische Prozesse, eine stärkere Departmentbildung und vor allem durch bessere Erfassung und Abrechnung der erbrachten Leistungen sollen die Erlöse gesteigert werden, kündigte Kreutz-Gers an. Zudem müsse die unterjährige Steuerung der Finanzen verbessert werden, damit die immer wieder aufgetretenen Abweichungen zwischen geplanten und letztlich erzielten Zahlen der Vergangenheit angehörten.
Für die vakante Stelle des wissenschaftlichen Vorstandes der Unimedizin ist mittlerweile eine Kandidatin gefunden worden. So soll die Leiterin der Abteilung Nephrologie, Rheumatologie und Transplantationsmedizin, Professorin Julia Weinmann-Menke, neue Wissenschaftliche Vorständin werden. Ein bereits ausgesuchter Kandidat hatte im Herbst vorigen Jahres kurzfristig doch noch abgesagt. Er sei fest davon überzeugt, dass Weinmann-Menke die richtige Person für diese Position sei.
Sie kenne die Universitätsmedizin sehr gut durch ihre Tätigkeit als Leiterin der Nephrologie und genieße in Mainz hohes Vertrauen. Darüber hinaus zeichne sie sich durch exzellente Leistungen in Forschung und Krankenversorgung aus, lobte Hoch. „Vor allem aber hat sie den Aufsichtsrat überzeugt, dass sie Projekte und Einrichtungen, in denen sie Verantwortung trägt, zielsicher und erfolgreich führt“, so der Aufsichtsratsvorsitzende. Dazu zähle zum Beispiel die Research School of Translational Biomedicine (TRANSMED). Weinmann-Menke muss noch vom Fachbereichsrat gewählt werden. Das soll am 18. April erfolgen.
Mehr Vernetzung mit niedergelassenen Ärzten angestrebt
Zur Neustrukturierung gehört auch, dass verstärkt Departments gebildet werden sollen. „Dass verwandte medizinische Bereiche künftig unter dem Dach eines Departments noch enger zusammenarbeiten werden als bisher, ist eine wichtige Voraussetzung, damit wir die Ressourcen, die wir haben, gemeinsam besser nutzen können“, sagt Ralf Kiesslich.
Dazu gehöre unter anderem gemeinsame Bettenpläne zu entwickeln und die vorhandenen OP- und Intensivkapazitäten effizienter zu nutzen. Geplant ist auch eine stärkere Vernetzung mit den niedergelassenen Kollegen und anderen Leistungserbringern. So werde ein gezielter Ausbau ausgewählter, spezialisierter medizinischer Angebote und der Abbau nicht ausreichend finanzierter und nicht notwendigerweise von einer Universitätsmedizin zu erbringender ambulanter Leistungen angestrebt, kündigten Kiesslich und Kreutz-Gers an.
„Die Sanierung und Konsolidierung der Universitätsmedizin ist eine Mammutaufgabe, vergleichbar mit einem Marathon. Wir werden Zeit brauchen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir viel erreichen können“, sagt Kiesslich.