BFB-Umfrage
Viele Freiberufler sehen sich existenziell bedroht
Wie wirkt die Corona-Krise auf die Freiberufler-Konjunktur? Die aktuelle Umfrage des BFB zeigt, dass viele Freiberufler in eine angespannte Lage geraten sind.
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Geht es dauerhaft abwärts durch Corona? Zumindest sind die Freiberufler deutlich pessimistischer als noch vor einem Jahr.
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Berlin. Die wirtschaftliche Lage bei den Freiberuflern hat sich durch die Coronakrise akut verschlechtert. Das zeigt die turnusmäßig durchgeführte Konjunkturumfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB), die am Sonntag veröffentlicht worden ist. „Bei nahezu jedem dritten Freiberufler steht es Spitz auf Knopf“, wird der BFB-Präsident Professor Wolfgang Ewer in einer Mitteilung des Verbandes zitiert.
Der Anteil derjenigen, die ihre momentane Geschäftslage als schlecht bewerten, habe sich nahezu verdoppelt, von 16,9 Prozent im vergangenen Sommer auf nunmehr 30,8 Prozent. Der Anteil derjenigen, die eine ungünstigere Entwicklung im kommenden halben Jahr erwarten, habe sich sogar beinahe verfünffacht, heißt es weiter, von 11,4 Prozent im Sommer 2019 auf nunmehr 56,8 Prozent.
Kapazitätsauslastung ist zurückgegangen
Zur Kapazitätsauslastung äußerten sich die Teilnehmer ebenfalls zurückhaltend. 14,1 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Kapazitäten überschritten sind. Noch im Sommer 2019 lag dieser Wert um rund zehn Prozentpunkte höher.
Die Umfrage ist durch das Institut für Freie Berufe (IFB) Nürnberg im Auftrag des BFB im zweiten Quartal 2020 unter rund 2.000 Freiberuflern gemacht worden. Ziel ist es, eine Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage, der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, ihrer Personalplanung und Kapazitätsauslastung zu gewinnen. Eine getrennte Auswertung der Lage von freiberuflich tätigen Ärzten war am Sonntag nicht zu erhalten.
Nur noch 28,5 Prozent bewerten Situation als gut
Nur noch 28,5 Prozent der Befragten bewerteten laut Mitteilung ihre Situation als gut, vor einem Jahr waren es mit 41,5 Prozent noch deutlich mehr. „Hier verfestigt sich das durch unsere Schnellumfrage zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie in den Freien Berufen abzeichnende Schreckensszenario, wonach für fast jeden dritten Freiberufler (29,5 Prozent) der bereits entstandene wirtschaftliche Schaden existenzbedrohend ist“, schreibt der BFB.
Demgegenüber sei der Anteil derjenigen, die eine günstigere Entwicklung erwarten, um mehr als die Hälfte geschrumpft, von 21,4 Prozent im Sommer 2019 auf jetzt 8,6 Prozent.
Pessimistische Haltung bei der Personalplanung
Auch bei der Personalplanung ergeben sich Verschiebungen im Vergleich zum Vorjahr. Jeder Fünfte (20,8 Prozent) rechne krisenbedingt damit, in zwei Jahren weniger Mitarbeiter zu haben als heute. Dieser Wert habe noch vor einem Jahr bei 13,8 Prozent gelegen – damals begründet vor allem durch die Aussicht, den Fachkräftebedarf nicht decken zu können.
Ewer forderte die Bundesregierung auf, bei den Programmen nachzusteuern, etwa bei der Überbrückungshilfe durch eine Verlängerung sowie einen Unternehmerlohn. Wesentlich bleibe, Liquidität in den Unternehmen zu lassen. Auch Gründungen müssten stärker gefördert werden, um die Freien Berufe wieder auf den Wachstumspfad zu lotsen, zum Beispiel durch eine grundsätzliche Umsatzsteuerbefreiung in den ersten beiden Jahren nach Gründung.