Netzförderung
Viele KVen lassen sich Zeit
Nach der Blaupause aus Schleswig-Holstein ist es ruhig um die regionale Netzförderung geworden. Viele KVen werden ihre Richtlinien nicht vor April 2014 umsetzen. Auf Fördergelder können Netze dabei allerdings nur selten hoffen.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Rahmenvorgaben sind seit Mai dieses Jahres in Kraft, und eine erste Blaupause, wie sich die Netzförderung vor Ort tatsächlich umsetzen lässt, gibt es seit Juli.
Doch seitdem hat sich beim Thema Netzförderung regional erst wenig bewegt, wie sich auf dem Workshop "Neue Netzwelten" der Agentur Deutscher Arztnetze (ADA) in Berlin zeigte.
Vier KVen mit finanzieller Förderung
Fast regelmäßig fragt die Agentur bei den KVen nach dem Stand der Dinge. So konnte Dr. Veit Wambach, Vorstandsvorsitzender der Netzagentur, in Berlin auch aktuelle Daten aus dem Oktober vorlegen.
"Bei den meisten KVen ist eine Umsetzung der Zertifizierung geplant", sagte Wambach. Bei der Förderung sehe das Bild aber schon anders aus, hier würden sich die KVen größtenteils noch zurückhalten.
Von den 14 KVen die der Agentur geantwortet haben, steht bei ganzen vier schon fest, dass eine finanzielle Förderung möglich ist. Wobei diese in Sachsen-Anhalt lediglich 1000 Euro für die Gründungskosten betragen soll.
Eine ganz klare Absage an eine Zertifizierung und Förderung für Netze haben laut ADA bereits die KVen Berlin und Bremen erteilt.
Im Saarland wird es zwar keine Zertifizierung, aber eine Unterstützung außerhalb des Paragrafen 87b geben.
In Bremen habe die KV diesen Schritt damit begründet, dass es innerhalb ihres KV-Gebietes nur zwei Netze gebe, die sich derzeit noch im Aufbau befinden.
Umverteilung ausgeschlossen
Aber auch in Nordrhein, wo ab April 2014 eine Zertifizierung der Netze möglich sein soll, bleibt die KV in Sachen Förderung noch abwartend.
Beim KV-Nachbarn Westfalen-Lippe hingegen steht laut Thomas Müller, Geschäftsführer Unternehmensentwicklung bei der KVWL, bereits fest, dass die Anerkennung nicht zu einer finanziellen Förderung führt. Bei der Erarbeitung der Förderrichtlinie hat die KV sich zwar an dem Beispiel aus Schleswig-Holstein orientiert.
Müller sagt aber ganz klar: "Wir haben in Westfalen-Lippe keinen Strukturfonds, aus dem wir mal eben 100.000 Euro für ein Netz herausnehmen können." Und eine Umverteilung aus der Gesamtvergütung werde es auch nicht geben.
Die KVWL setzt daher auf die Unterstützung der Netze bei Vertragsverhandlungen und darauf, die Netze mit Daten zu versorgen. Bisher sind in der KVWL aber auch erst vier schriftliche Anträge für eine Zertifizierung eingegangen.
Am 14. Dezember soll die Richtlinie auf der Vertreterversammlung vorgestellt werden.
Viele lassen sich Zeit
So weit wie die KVWL sind aber eben erst wenige Regionen. In den meisten müssen die Netze etwas länger auf die regionalen Kriterien für eine Zertifizierung warten.
Zwar würden auch einige andere KVen direkt zum Jahresstart die Richtlinie umsetzen, so etwa Sachsen und Sachsen-Anhalt, berichtete Dr. Susanne Armbruster, Abteilungsleiterin Flexible Versorgungsformen bei der KBV.
Viele lassen sich aber auch Zeit bis zum April. Eingreifen, wenn sich die KVen länger Zeit mit der Umsetzung lassen oder keine Förderung vorsehen, will die KBV laut Armbruster nicht.
Die KBV gebe hier lediglich die Rahmenvorgabe vor, die Umsetzung sei bewusst auf die regionale Ebene verlagert worden - auch um den Gegebenheiten vor Ort gerecht werden zu können.
"Und auch da, wo vielleicht keine Förderung vorgesehen ist, findet sie ja dennoch über Beratung der Netze und anderes statt," so Armbruster. Das hätten die Gespräche mit den einzelnen KVen gezeigt.
Netze können Druck ausüben
Wambach sieht hier aber ebenso die Netze in der Pflicht: "Es ist wichtig, dass die Netze auf die KVen zugehen und einen Antrag auf Zertifizierung stellen."
Denn das übe einen gewissen Druck auf die KVen aus und gebe an die Politik das Signal, dass sie sich mit der Förderung der Netze auf dem richtigen Weg befinde.
"Die künftig verbindliche Förderung von Praxisnetzen, wie sie die Koalitionsparteien vereinbart haben, wird jedoch das Tempo erhöhen und die Aussichten für die Netze in ganz Deutschland verbessern", so Wambach.
Laut dem ADA-Vorsitzenden dürften zwar etliche Netze noch Schwächen in Teilbereichen der Förderung aufweisen, aber diese ließen sich durch konsequentes Qualitätsmanagement (QM) problemlos abarbeiten.
Ohnehin sind die Kriterien, die Netze für eine Anerkennung erfüllen müssen, kein Hexenwerk. "Die Anforderungen sind nichts anderes als das, wir im Rahmen des klassischen QM bereits machen", erklärte Wambach.
Gegen eine Förderung aus der Morbiditätsorientierten Gesamtvergütung (MGV) spricht sich allerdings auch die Netzagentur aus. Wambach: "Es ist sinnvoll, die Förderung über Add-on-Verträge zu regeln und den Ärzten, die nicht in Netzen tätig sind, kein Geld wegzunehmen."
In Schleswig-Holstein steht die erste Überweisung der 100.000 Euro Fördergeld an ein Netz übrigens kurz bevor, wie Hagen Franke von der KVSH berichtete.