Leistungen für Selbstzahler

WIdO meldet erstmals Rückgang der IGeL-Offerten

Ärzte bieten individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) häufiger den Besserverdienenden unter ihrer gesetzlich versicherten Klientel an.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Etwa jeder vierte gesetzlich Versicherte (29 Prozent) bekam von seinem Arzt 2018 eine individuelle Gesundheitsleistung angeboten.

Etwa jeder vierte gesetzlich Versicherte (29 Prozent) bekam von seinem Arzt 2018 eine individuelle Gesundheitsleistung angeboten.

© HNFOTO / stock.adobe.com

BERLIN. Erstmals seit Jahren verzeichnet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) einen Rückgang ärztlicher IGeL-Offerten. Laut am Dienstag veröffentlichter Zahlen bekam 2018 etwa jeder vierte gesetzlich Versicherte (29 Prozent) von seinem Arzt eine individuelle Gesundheitsleistung angeboten. Davon hätten drei Viertel (72 Prozent) die Leistung auch in Anspruch genommen.

Bei der vorangegangenen Befragung 2015 hatte das WidO mit einer Angebotsquote von 33,3 Prozent den vorläufigen Peak der privaten Leistungserbringung unter Kassenpatienten ermittelt. Bereits seit 2001 führt das Institut in unregelmäßigen Abständen repräsentative Bevölkerungsumfragen zum IGeL-Markt durch. Zu möglichen Gründen für den aktuellen Rückgang macht das WIdO keine Angaben.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

In der Mehrzahl der Fälle (74 Prozent) gehe die Initiative zur Selbstzahlerleistung vom Arzt aus, heißt es. Dabei hänge es weniger vom Alter oder Gesundheitszustand ab, ob einem Patienten eine IGeL unterbreitet werde, als vielmehr von dessen Einkommen und Schulbildung. 22 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einem Monatsnetto unter 2000 Euro bestätigten, von ihrem Arzt auf eine IGeL angesprochen worden zu sein.

Bei den Befragten mit über 4000 Euro Haushaltsnetto fiel die Quote deutlich höher aus (35 Prozent). „Offensichtlich spielt es also nicht nur eine Rolle, für wie medizinisch relevant Ärzte eine Leistung erachten, sondern auch, wie sie die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Patienten einschätzen“, kommentiert Studienleiter Klaus Zok.

Kassenärzte erwirtschafteten 1 Milliarde Euro mit IGeL

Aus der jüngsten Umfrage rechnet das WIdO hoch auf bundesweit rund eine Milliarde Euro, die Kassenärzte mit Selbstzahlerleistungen erwirtschaften.

Durchschnittlich kostete eine IGeL rund 74 Euro. Allerdings scheint es noch immer Verbesserungsbedarf sowohl hinsichtlich der vorschriftsmäßigen Leistungsvereinbarung als auch der korrekten Rechnungsstellung zu geben. Zehn Prozent der Selbstzahler-Kunden erhielten 2018 laut AOK-Studie keine Rechnung mit detaillierter Auflistung der erbrachten Leistungen und Preise.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Nach GOÄ ist die ordentliche Rechnung aber Voraussetzung für die Fälligkeit der Vergütung. Immerhin: 2015 betrug der IGeL-Anteil ohne Rechnungsstellung noch knapp 12 Prozent. Eine schriftliche Vereinbarung über die Privatbehandlung – wie im Bundesmantelvertrag vor Behandlungsbeginn gefordert – bestätigten 2018 nur fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent).

Die Studie

  • Für den WIdO-Monitor 2019 zu individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) wurden 2007 gesetzlich Krankenversicherte befragt, die in den zurückliegenden 12 Monaten bei einem niedergelassenen Arzt (ohne Zahnärzte) in Behandlung waren.
  • Die Befragung erfolgte telefonisch in der zweiten Jahreshälfte 2018.
  • Online einzusehen ist die Studie„Private Zusatzleistungen in der Arztpraxis“ (WIdO-Monitor 1/2019) unter: https://bit.ly/2Tgd2wT

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: IGeL: Streit um die Deutungshoheit

Lesen Sie dazu auch: Eine Handvoll IGeL dominiert den Markt

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?