Diabetes-Patienten
Wenig Gegenwind für Robo-Assistenten
Die Bereitschaft der Diabetiker, sich bei der Behandlung von einer assistierenden Technik via PC oder Tablet beraten zu lassen, ist hoch, so eine Studie.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Derzeit wird quer durch die medizinischen Disziplinen das Potenzial ausgelotet, das der Einsatz Künstlicher Intelligenz verspricht. Der große Unsicherheitsfaktor bei der Medizin 4.0 ist allerdings die Akzeptanz solcher Digital-Health-Lösungen von Patientenseite.
Positiv stehen die Zeichen offenbar im Segment Diabetes: Wie jüngst eine Befragung unter 2050 Menschen in Deutschland im Auftrag der Strategieberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) ergeben hat, wären 13 Prozent der Teilnehmer umfassend und weitere 38 Prozent eingeschränkt bereit, sich im Falle einer Diabeteserkrankung einem "Robo-Assistenten" anzuvertrauen. 22 Prozent zeigten sich eher nicht bereit dazu, und weitere 19 Prozent sehr wenig bereit. Die restlichen acht Prozent äußerten sich nicht zu dieser Frage.
Konkret wurde abgefragt, ob der Betroffene bereit wäre, sich im Falle einer Diabeteserkrankung "bei der Behandlung von einer assistierenden Technologie via PC/Tablet/Smartphone anleiten zu lassen – einschließlich Beratung zu Themen wie Puls-, Blutdruck- und Blutzuckermessung".
Höhere Akzeptanz als bei Robo-Ärzten
Die Befragten zeigen sich mit ihrem Votum klar offener gegenüber einer Roboter-Assistenz als gegenüber einem Roboter-Arzt. Wie kurz berichtet, finden laut PwC-Studie immerhin rund vier von zehn Deutschen die Idee nicht abwegig, sich einem Computer oder Roboter mit Künstlicher Intelligenz anzuvertrauen, der in der Lage ist, Krankheiten zu diagnostizieren und eine entsprechende Therapieempfehlung zu geben.
Die Entscheidung sei dabei explizit unter der Prämisse zu treffen gewesen, dass der Roboter-Doktor nicht nur schneller, sondern auch effizienter arbeitet als ein menschlicher Arzt. Ein Viertel der Befragten lehnten einen Roboter-Arzt kategorisch ab – unabhängig von der Indikation.
Die Zustimmung zur robotergestützten Diabetesberatung ist über alle Altersgruppen hinweg fast gleich hoch. So ist die Bereitschaft für solche Behandlungsformen mit jeweils 55 Prozent in den Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen sowie der 35- bis 44-Jährigen am höchsten. Am niedrigsten ist sie aber nicht bei den über 55-Jährigen mit 50 Prozent, sondern mit 49 Prozent in der Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen.
Berlin und Nordosten vorne
Bei der regionalen Betrachtung der Bereitschaft, eine roboterassistierte Diabetesberatung in Anspruch zu nehmen zeigt sich eine gewisse Diskrepanz. So sind die Menschen in Berlin mit 59 Prozent und in Brandenburg sowie Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 58 Prozent am offensten für diese Optionen. "Das könnte speziell in Mecklenburg-Vorpommern damit zu tun haben, dass dort der Zugang zu medizinischen Leistungen aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und weiterer Wege erschwert ist", lautet der Erklärungsansatz der PwC-Strategen.
Die geringste Zustimmung zur roboterassistierten Diabetesberatung ist mit jeweils 48 Prozent in Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen sowie Schleswig-Holstein zu verzeichnen, gefolgt von Hessen, Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland mit jeweils 49 Prozent.
Für Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma bei PwC in Deutschland, ist die Einbindung Künstlicher Intelligenz in den medizinischen Versorgungsalltag alternativlos. "Ob es uns gefällt oder nicht: Die Zukunft der Medizin liegt im vermehrten Einsatz von technologischen Hilfsmitteln. Unsere Umfrage zeigt, dass die Menschen diesen anstehenden Paradigmenwechsel unterstützen, wenn sie sich davon entsprechende Behandlungserfolge erwarten dürfen", so Burkhart.
In der Tat zeigen sich die Menschen in Deutschland generell offen für den Einsatz digitaler Hilfsmittel bei der Behandlung weitverbreiteter Krankheiten wie Diabetes. Wie eine bevölkerungsrepräsentative Befragung im Auftrag des Bundesforschungsministeriums Ende vergangenen Jahres ergab, befürworten 78 Prozent den Einsatz entsprechender Lösungen.
Demnach haben zwar erst 15 Prozent der Teilnehmer bereits Erfahrungen mit einem digitalen Medizinprodukt gemacht. 90 Prozent könnten sich sogar vorstellen, sich bei einer schweren Erkrankung ein digitales Implantat einsetzen zu lassen. Und 87 Prozent halten digitale Helfer für sinnvoll, um im Alter länger mobil und zu Hause wohnen bleiben zu können.