Healing Architecture

Wenn Praxisräume heilen helfen

Wie muss, und wie soll ein "gesunder" Raum in einer Arztpraxis aussehen? Die Bayerische Landesärztekammer und die Bayerische Architektenkammer raten Medizinern, bei der Planung ihrer Arbeitsstätte architektonisch mitzudenken.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Hell und freundlich: Ein schönes Sprechzimmer kann auf die Compliance der Patienten wirken.

Hell und freundlich: Ein schönes Sprechzimmer kann auf die Compliance der Patienten wirken.

© fhmedien_de / stock.adobe..com

MÜNCHEN. Das Zimmer heilt mit, jedenfalls, wenn es architektonisch durchdacht ist. Wann Räume gesund machen, besser noch, Kranke genesen lassen, ist beispielsweise Thema des Konzepts der Healing Architecture. Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) rückte nun mit der Bayerischen Architektenkammer (ByAK) bei einer ersten gemeinsamen Fortbildung ärztliche Räume in den Vordergrund.

"Ansprechend und funktionell strukturierte Praxis- und Klinikräume sind die Voraussetzung für eine optimierte Patientenversorgung", sagte BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan. Im Grunde müssten solche Aspekte im Gesundheitssystem längst zum Standard gehören. Dennoch fänden entsprechende Konzepte in Deutschland bisher noch nicht so viel Beachtung wie beispielsweise in den Niederlanden.

"Funktional zu gestalten ist notwendig. Der Innenarchitekt muss aber stets im Blick haben, dass er für Menschen plant", so Heiner Huber, Inhaber des Architekturbüros mhp in München. Sowohl Mitarbeiter als auch Patienten müssten als Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen berücksichtigt werden.

Hygiene wird häufig vergessen

Über Grundlegendes wie geeignete Lüftung, Kühlung und Hygiene der verschiedenen Räume müsse sich jeder Arzt Gedanken machen. Professor Christiane Höller vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sagte zu diesem Aspekt, die Vorgaben nach Paragraf 2a der Medizinhygieneverordnung (MedHygV) würden des Öfteren vergessen. Sie seien aber von ambulant operierenden Praxen genauso einzuhalten wie von Kliniken. Bei Weitem nicht erreicht sei ferner das Ziel der Barrierefreiheit. Es gebe noch viel Handlungsbedarf.

Huber veranschaulichte, dass kluge Strukturen und Organisation, Funktionalität und kurze Wege in jeder Praxis mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit ermöglichten. Und: In Räumen, die von Lichtplanung und Schalleigenschaften bis zur Möblierung gut gestaltet seien, fühlten sich Menschen einfach um einiges wohler. Damit ließen sich zwei wichtige Ziele realisieren. Denn was zum einen die Compliance der Patienten verbessere, begünstige auch die Motivation der Mitarbeiter.

Eine positive Umgebung vermittle Vertrauen und Kompetenz, gerade auch ängstlichen Patienten. Letztlich sei die Raumgestaltung auch in der Außenwirkung nicht zu unterschätzen. "Eine Praxis kommt einer dreidimensionalen Visitenkarte des Arztes gleich", sagte Huber.

Architekten könnten schon bei der Auswahl geeigneter Räume helfen. Ist die Nutzung als Praxis bereits genehmigt oder muss eine Nutzungsänderung beantragt werden? Sind Größe, Höhe und Anordnung geeignet? Welche Kosten wären für Neu-, Aus- oder Umbau zu erwarten? Nicht zuletzt können Skizzen und 3D-Modelle veranschaulichen, wie die Praxis aussehen könnte. Ebenfalls lohnend sei bereits bei der Vorbereitung ein Schallschutzgutachten, um die Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte zu überprüfen. Beim künstlichen Licht spreche viel für den Einsatz von LED-Leuchten.

Gesamtkonzept zählt

Insgesamt aber seien Praxen so individuell wie ihre Nutzer. Ein Konzept könne nicht ohne Weiteres auf einen anderen Standort angewendet werden. Letztlich sei gerade ein schlüssiges Gesamtkonzept von Warte- bis Behandlungszimmer wichtig für die Qualität.

Welche Kosten entstehen, ließe sich nicht pauschal benennen. Es komme letztlich auf das Einzelvorhaben an. Grundaspekte seien aber oft schon mit wenig Aufwand umzusetzen. Die Fortbildung war nicht ganz ausgebucht, fand aber viele Teilnehmer. Laut BLÄK waren das 35 Ärzte, 80 Architekten, sowie 22 Studierende und andere Interessenten.

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Kommentare
Robert Künzel 30.05.201713:57 Uhr

So so, meine liebe Ärztekammer, Du rätst mir also einen Architekten zu engagieren...

... und zu "Kosten, die sich gar nicht benennen lassen" in bauliche Maßnahmen zu investieren ?

Da kann ich Dir nur raten: Schuster bleib bei Deinen Leisten, kehr vor Deiner eigenen Tür und sorge dafür, daß Deine Mitglieder ungestört arbeiten und auch genug Umsatz generieren können, um sich derartigen Luxus (3D-Planungsmodelle, Schallschutzgutachten, teure Lampen ect.) auch leisten zu können.

Selten so ein sinnfreies Geblubber gelesen, die Niedergelassenen haben wahrlich andere Sorgen heutzutage, nämlich existentielle Sorgen.

Als ich die Zahl der Teilnehmer las, mußte ich wenigstens herzhaft lachen (das ist ja bekanntlich auch gesundheitsfördernd) : Von rund 75.000 ! Mitgliedern der bayer. LÄK fand sich ein Häuflein von 35 Ärzten ein, auf die sich mehr als doppelt soviel Architekten gestürzt haben um Ihre wohl allzu leeren Auftragsbücher zu füllen. Wenn man dann noch diejenigen Ärzte abzieht, die sicher dienstlich vom Landesamt zur Teilnahme abgeordnet wurden muß man sich schon fragen, ob die Ausrichtung solcher Nischenveranstaltungen mit der wirtschaftlichen Verwendung der Kammerbeiträge zu vereinbaren sind. DAs gilt übrigens genauso für die Architektenkammer.
Offenbar haben viele Marktteilnehmer immer noch nicht begriffen, daß bei der Berufsgruppe der Ärzte heutzutage nichts mehr zu holen ist. Da ist übrigens der örtliche Mercedeshändler schon schlauer geworden : Gab es früher noch einen "Ärztebetreuer", der immer mal wieder in den Praxen mit den neuesten Prospekten aufgetaucht ist, so wurde dessen Arbeitsplatz mangels Umsatz schon vor Jahren wegrationalisiert.

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