Handel
Wieder mehr Apotheker optimistisch
Kurz vor der Wahl hat sich die wirtschaftliche Mittelfristerwartung der Apotheker geringfügig aufgehellt. Unterdessen sehen jetzt deutlich mehr Inhaber in neuen pharmazeutischen Dienstleistungen wirtschaftliche Chancen.
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E-Rezept ante portas: Viele Apotheker stellen jetzt Betriebsabläufe und Marketing darauf ein.
© Jan Woitas / dpa-Zentralbild / dpa / picture alliance
Düsseldorf. Deutschlands Apotheker kommen offenbar gestärkt aus dem Pandemie-Jahr 2020: Nurmehr vier von zehn freiberuflichen Pharmazeuten (43,6 Prozent) rechnen mittelfristig mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ihrer Betriebe. Im vorigen Jahr hatte noch jeder zweite (49,6 Prozent) eine solche pessimistische Prognose abgegeben. Das Stimmungsbild der Branche wird traditionell zum Auftakt des Deutschen Apothekertags veröffentlicht; der diesjährige begann am Mittwoch in Düsseldorf.
Der „Apothekenklima-Index 2021“ basiert auf einer Umfrage unter 500 Apothekeninhabern im Juli und August. Dass sich jetzt wieder etwas mehr Apotheker und Apothekerinnen zuversichtlich geben, hat für ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening vor allem zwei Gründe:
Zum einen habe das zu Jahresbeginn in Kraft getretene Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) positive Impulse gesetzt.
„Die Apotheken suchen Fachkräfte, wollen investieren und Arbeitsprozesse anpassen, um sich auf Herausforderungen wie das E-Rezept und die Pharmazeutischen Dienstleistungen vorzubereiten.“ Zum zweiten habe das Selbstbewusstsein der Apotheker in der Corona-Krise gewonnnen. Die Branche, so Overwiening, habe „Patienten, politischen Entscheidungsträgern und sich selbst gezeigt, wie flexibel und resilient sie eine Pandemie bewältigen können“.
Neuer Schub für Versand?
Wie bereits berichtet, betrug der durchschnittliche Apothekenumsatz 2020 knapp 2,8 Millionen Euro (+7,3 Prozent). Daraus resultierten vor Steuern im Schnitt 168.000 Euro Gewinn (+13,5 Prozent). Zu dem guten Ergebnis trug nicht zuletzt die Maskenabgabe im Regierungsauftrag bei. Höher fielen auch die Zuschüsse für Nacht- und Notdienst aus (im Schnitt 8000 Euro je Apotheke gegenüber 6000 im Vorjahr) sowie für die erstmals honorierten Botendienste (im Schnitt 4000 Euro).
Knapp 60 Prozent der Apothekeninhaber planen aktuell, zu investieren, um für neue Herausforderungen und Aufgaben besser gewappnet zu sein. So sehen knapp 44 Prozent (Vorjahr: 34 Prozent) in der Einführung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen mit Kassenerstattung eines der wichtigsten berufspolitischen Themen der kommenden zwei bis drei Jahre. Auf der Prioritätenliste der Offizininhaber ganz oben stehen wie in den Vorjahren Planungssicherheit durch stabile rechtliche Rahmenbedingungen (für 82 Prozent) sowie Bürokratieabbau (73 Prozent).
Angesichts der unmittelbar bevorstehenden Einführung des E-Rezepts befürchten unverändert viele Apotheker (fast 87 Prozent) dadurch einen Schub für den Versandhandel. Etwas weniger (48 Prozent) als im Vorjahr (53 Prozent) erwarten, dass sich mit der digitalen Verordnung auch der Wettbewerb unter den Offizinapotheken verschärfen wird.
Die drei wichtigsten Maßnahmen, um sich auf das E-Rezept einzustellen, bestehen der Umfrage zufolge darin, Arbeitsabläufe umzustrukturieren (67 Prozent), den Botendienst auszubauen (51 Prozent) sowie digitales Marketing für die eigene Apotheke zu forcieren (38 Prozent). (cw)