Dänische Forscher finden die optimale Diät für Übergewichtige

KOPENHAGEN (eis). Wer langfristig Körpergewicht verlieren möchte, sollte sich proteinreich mit viel magerem Fleisch, fettarmen Milchprodukten und Hülsenfrüchten ernähren. Mit einer solchen Kost kann man sich satt essen, ohne Kalorien zählen zu müssen, hat eine große europäische Studie ergeben. Raffinierte Kohlenhydrate - wie in Weißbrot und weißem Reis enthalten - sind zu meiden.

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Das Eis oder lieber den Apfel? Dänische Forscher raten Übergewichtigen vor allem zu proteinreicher, fettarmer Ernährung.

Das Eis oder lieber den Apfel? Dänische Forscher raten Übergewichtigen vor allem zu proteinreicher, fettarmer Ernährung.

© Kitty / fotolia.com

In der Studie Diogenes wurde die optimale Diät zur Vorbeugung von Adipositas sowie zur diätetischen Intervention bei krankhafter Fettsucht gesucht (NEJM online).

Acht europäische Forschungszentren nahmen an der mit 14,5 Millionen Euro von der EU geförderten Untersuchung teil, unter Federführung von Dr. Thomas Meinert Larsen und Professor Arne Astrup von der Fakultät für Life Sciences (LIFE) der Universität von Kopenhagen.

Ausgangspunkt waren aktuelle Ernährungs-Empfehlungen in europäischen Ländern. Teilnehmer waren 772 Familien in Europa mit 938 übergewichtigen Erwachsenen (mittlerer BMI 34) und ihren 827 Kindern (45 Prozent übergewichtig).

Zu Beginn der Studie wurden die Erwachsenen acht Wochen lang auf eine 800-kcal-Diät gesetzt, wobei sie im Mittel 11 kg Gewicht verloren. Um herauszufinden, mit welcher Kost sich das abgespeckte Gewicht am besten halten lässt, wurden die Teilnehmer im Anschluss nach dem Zufallsprinzip über sechs Monate einer von fünf Ernährungs-Typen zugeordnet:

  • wenig Proteine (13 Prozent der Energieaufnahme), hoher glykämischer Index (GI)*,
  • wenig Proteine, niedriger GI,
  • viel Proteine (25 Prozent der Energieaufnahme), hoher GI,
  • viel Proteine, niedriger GI,
  • Kontrollgruppe, ohne besondere Vorschriften bei Proteinen und GI.

Ergebnis: Im Mittel nahmen die Erwachsenen in dem halben Jahr 0,5 kg wieder zu, wobei es große Unterschiede zwischen den Gruppen gab. Den größten Rückschlag gab es in der Gruppe mit wenig Proteinen und hohem GI, dort nahmen die Probanden durchschnittlich 1,7 kg wieder zu. In dieser Gruppe gaben mit 37 Prozent zudem die meisten Teilnehmer auf.

Am erfolgreichsten war die Gruppe mit viel Proteinen und niedrigem GI, hier konnten die Probanden im Mittel ihr abgespecktes Gewicht halten. Die Abbruchrate war zudem mit 26 Prozent deutlich niedriger.

Die 827 Kinder der Studie wurden zwar nicht verschiedenen Ernährungsgruppen zugeordnet, sie nahmen aber in der Regel die veränderten Essgewohnheiten ihrer Eltern an (Pediatrics 2010, 226, e1143).

Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Bei Ernährung mit vielen Proteinen und niedrigem GI verringerte sich die Rate der übergewichtigen Kinder in dieser Gruppe binnen sechs Monaten um etwa ein Sechstel von 46 auf 39 Prozent.

Fazit: Herkömmliche Ernährungs-Empfehlungen scheinen nicht optimal zu sein, um die Gewichtszunahme übergewichtiger Menschen zu stoppen. Eine Kost mit leicht erhöhtem Protein-Anteil und niedrigem GI "ad libitum" ist relativ einfach zu vermitteln und hilft Übergewichtigen nach den Studiendaten, abgespecktes Gewicht zu halten.

* Der GI ist eine Maßzahl, wie schnell im Körper Zucker aus einem kohlenhydratreichen Lebensmittel freigesetzt wird. Bei Kost mit hohem GI steigt der Blutzucker erheblich schneller an als bei niedrigem GI.

Tipps für die optimale Diät bei Übergewicht

Eine proteinreiche Ernährung mit niedrigem glykämischen Index hat sich in der Diogenes-Studie als besonders günstig für Übergewichtige erwiesen (NEJM online). Eine solche Kost wird nur langsam verdaut. Die Folge sind gleichmäßige Blutzuckerspiegel und ein langes Sättigungsgefühl, betonen die Autoren der Studie. Besondere Zutaten sind für die Kost nicht erforderlich. Bisherige Empfehlungen zu gesunder Ernährung wie häufiger Obst- und Gemüsekonsum, viele Ballaststoffe und möglichst wenig Fett und Zucker werden berücksichtigt.

Als proteinreiche Lebensmittel sind mageres Fleisch wie Geflügel sowie Fisch, Eier und fettarme Milchprodukte zu empfehlen. Auch viele Gemüsesorten enthalten Eiweiß, ebenso Nüsse und Mandeln. Proteine sättigen dabei deutlich besser als Kohlenhydrate und Fette.

Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index (GI) sind viele Obst- und Gemüsesorten sowie Vollkornprodukte. Nach Belieben können dabei zum Beispiel Äpfel, Birnen, Orangen, Himbeeren und Erdbeeren verzehrt werden. Andere Obstsorten werden hingegen nur in kleinen Mengen empfohlen, wie Bananen (vor allem überreife!), Weintrauben, Kiwi, Ananas und Melonen. An Gemüse ist fast alles erlaubt, mit Ausnahme von Mais, der nur in kleinen Mengen ratsam ist. Karotten, Rüben und Pastinakwurzeln sind vorzugsweise roh zu konsumieren. Kartoffeln sollten so kurz wie möglich gekocht werden; zu empfehlen sind neue Kartoffeln, die am besten kalt gegessen werden. Gebackene Kartoffeln und Kartoffelbrei sind zu meiden.

Bei Lebensmitteln aus Getreide sind Vollkornprodukte mit möglichst vielen ganzen Körnern zu bevorzugen: zum Beispiel Schwarzbrot, Haferflocken, Vollkornnudeln und Vollkorn-Cornflakes. Zudem wird Vollkornreis aber auch parboiled und Basmati-Reis empfohlen. Weißbrot ohne Körner, Reis und gezuckerte Müslis sollten gemieden werden, ebenso Zucker (weniger wegen des hohen GI, sondern wegen der leeren Kalorien).

Ein niedriger GI ist nicht per se gesund und ein hoher GI nicht per se ungesund. So haben Karotten einen hohen GI und Schokolade - wie andere fett- und zuckerhaltigen Lebensmittel auch - einen niedrigen GI. Fett bremst nämlich die Zuckeraufnahme ins Blut.

Als Beispiel für proteinreiche Mahlzeiten mit niedrigem GI nennen die Autoren der Diogenes-Studie:

  • Frühstück: Müsli mit fettarmem Jogurt, Knäckebrot mit fettarmem Käse und eine Orange;
  • morgens: Gemüse-Sticks und magere Käse-Sticks;
  • mittags: Vollkorn-Roggenbrot mit magerem Fleisch- oder Geflügelaufschnitt, Makrele in Tomatensoße und gemischtes Gemüse;
  • nachmittags: Vollkorn-Roggenbrot mit fettreduzierter Leberpastete und Gurke;
  • abends: gebratenes Truthahnfleisch aus der Pfanne mit Gemüse und Vollkornnudel; Avocado-Salat mit Feta-Käse und Zuckererbsen;
  • als Getränke werden zu den Mahlzeiten Wasser oder fettarme Milch empfohlen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Mehr Klarheit im Diät-Dschungel

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 16.04.201623:26 Uhr

Das ist wirklich kein unwichtiges Problem, nicht nur für Deutschland.

Wobei gerade wegen der Sättigung das low-carb wesentlich wichtiger ist als das low-fat, das ist auch praktisch leichter zu realisieren.
Die Japaner machen das und sind damit fast das Schlusslicht der Adipositas-Häufigkeit aller OECD-Länder.
Erschreckend ist nämlich das Tempo, mit dem fast-food und Co das Übergewichtsproblem GLOBAL hochschnellen lässt.
http://www.keepeek.com/Digital-Asset-Management/oecd/social-issues-migration-health/gesundheit-auf-einen-blick-2009/ubergewicht-und-fettleibigkeit-von-erwachsenen_soc_glance-2009-22-de#page4
Im Ursprungsland des fast-food (USA) waren danach bis 1980 15% der US-Amerikaner adipös, bis 1994 23% und bis 2006 bereits 34% (BMI>30). Japan liegt immer noch bei 3%. Immerhin liegen noch mehr als 10 Staaten günstiger als Deutschland. In einigen pazifischen Inselstaaten ist durch die Importnahrung bis zu 100% Adipositas erreicht.
Deshalb bitte Staat und Volk aufwachen, auch wenn es "schwierig" erscheint, liebe Dietassistentin, gerade im Alltag! Deswegen muss man nicht die bekannten Filialketten scheuen und es muss keineswegs immer Filet sein.
Bei Fertig-Müsli empfehle ich IMMER einen Blick auf den Eiweißanteil, ist der unter 10%, ist das Produkt gepantscht mit subventionierten Maismehl (USA) und gehört in den Abfall. Reine (sehr billige) Haferflocken haben ca.13% Eiweiß, das ist der Maßstab. Ohne Fleisch und Milchprodukte geht gar nichts.
Das ist nicht schwer!
Und hören Sie nicht auf den Öko-Quatsch der Grünen, verehrter Herr@Dr. Christoph Luyken

Berit Engmann 30.11.201020:17 Uhr

In der Klinik sehr gut, im Alltag schwierig.

Als Diätassistentin arbeite ich täglich an vorderster Front, um den Menschen besser Ernährungsweisen nahe zu bringen. Auch in unserer Reha-Klinik beraten wir nach dem dänischen Prinzip. Aber auch wenn sich dies alles theoretisch sehr gut anhört und viele Menschen in der Klinik auch gern zu einer solchen Ernährung bereit sind. So ist sie für berufstätige Menschen im Alltag jedoch kaum realisierbar oder auch nur gewollt. Das Hauptproblem ist das es sehr wenig empfehlenswerte Fertigprodukte gibt und kaum jemand kann oder will ständig kochen. Den meisten ist es schon zu aufwendig sich Brote für die Arbeit vorzubereiten anstatt zum Imbiss zu gehen. Außerdem besteht dann noch das Imageproblem einer solchen Ernährung, wenn ich einem Berufskraftfahrer oder Bauarbeiter erzähle er soll Gemüse-Sticks und Avocado-Salat essen, ist die Compliance sofort bei Null, da selbst wenn er dazu bereit wäre, er in seinem Umfeld Hohn und Spott ernten würde, dem er sich verständlicherweise nicht aussetzen möchte. Bei den Frauen sind es die Forderungen der Familie die die Umsetzung im Alltag erschweren besonders dann, wenn die übrigen Familienmitglieder nicht abnehm bedürftig oder -willig sind.

Fazit: Das Prinzip ist gut aber in der Praxis muss man Kompromisse machen

Dr. Christoph Luyken 26.11.201021:20 Uhr

Nichts Neues aus dem Staate Dänemark!

Das Ergebnis dieser dänischen Studie überrascht nicht. Die Erkenntnisse sind nämlich nicht neu. Zum Beispiel publiziert Dr.Nicolai Worm das ganze schon seit Jahren unter dem Begriff "LOGI-Methode". Nicht wenige Reha-Klinik-Küchen arbeiten schon nach diesem Prinzip. Zur Patientenschulung wird das Bild der "Ernährungspyramide" verwendet.
Ich schule seit einiger Zeit auch meine Typ-2-Diabetiker grundsätzlich nur noch nach dieser Methode. Sie ist erfolgreich, gut verständlich, in kulinarischer Hinsicht sehr gut akzeptabel und viel einfacher durchführbar als die bisherige elende BE-Zählerei. Man muß natürlich schon beim Einkaufen das Prinzip anwenden!
2 Wermutstropfen: 1.)Diese Ernährung ist deutlich teurer als das "übliche" Essen. 2.) Wer in ökologischer Hinsicht weiterdenkt, bekommt auch Probleme...

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