Gefahr aus Dose

Wasser-Sprays gefragt, aber umstritten

Wassersprays sind in diesem Sommer begehrt. Doch wie bekommt das der Umwelt, und wie der Gesundheit?

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Erfrischungseffekt gefragt – allerdings sind Kühl-Sprays wenig ressourcenschonend.

Erfrischungseffekt gefragt – allerdings sind Kühl-Sprays wenig ressourcenschonend.

© Christoph Schmidt/dpa

KARLSRUHE. Bahnfahren im Sommer kann schweißtreibend sein. Etwas Erfrischung kann da nicht schaden. Früher griffen ältere Damen dann vorzugsweise zu Kölnisch Wasser. Ihre Enkel haben statt Flakons heute eher Spraydosen im Gepäck.

Ob Wasser-, Aqua- oder Wohlfühlspray – die Erfrischung aus der Dose ist bei vielen im Hitzesommer 2018 angesagt. Doch was Verkäufer von Drogeriewaren freut, treibt anderen die Zornesfalten auf die Stirn.

"Aus Sicht der Ressourcenschonung ist dies kein sinnvolles Produkt, da die Verpackung materialintensiv ist", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Umweltbundesamtes, Sonia Grimminger. Nasse Tücher in den Nacken legen, mit der Zeitung wedeln oder sich mit dem Fächer Frischluft verschaffen – das gehe auch.

Gut jeder Zehnte kühlt mit Spray

Viele schwören dennoch auf den Frischekick aus der Dose, der mitunter mal nach Kokos, Melone oder Litschi duftet. Nach einer YouGov-Umfrage kühlen sich zwölf Prozent der Erwachsenen in Deutschland im Kampf gegen die Hitze mit solchen Sprays ab.

Beim Drogeriemarkt dm treibt dieser Sommer die Nachfrage nach solchen Produkten an. "Durch die hohen Temperaturen kommt es aktuell zu besonders großem Andrang", sagt eine Sprecherin. Das gleiche beobachtet man beim Konkurrenten Rossmann: "Aktuell entwickeln sich die Wassersprays überdurchschnittlich gut", bestätigt ein Sprecher.

Ab 1,50 Euro ist der künstliche Wassernebel im Schnitt bei Drogerie- und Supermärkten zu haben. Auch Mineralwasserhersteller bieten "Quellwasser"- oder "Wohlfühl"-Sprays an. Meist etwas teurer. In den Onlineshops der beiden Drogisten schwärmen Verbraucher von der kleinen "Klimaanlage". Für andere ist es allerdings schlicht "mehr Müll für die Welt". Mancher plädiert deshalb für eine alternative Abkühlung: eine wiederverwendbare Sprühflasche mit Wasser.

Vorteil durch Wiederbefüllen?

Sprühflaschen zum wiederbefüllen – das ist zum einen günstiger und, wie Umweltexpertin Grimminger betont, auch umweltverträglicher. "Werden diese häufig wiederverwendet, können unnötige Verpackungsabfälle vermieden werden."

Für den Selfmade-Sprühnebel eignet sich auch Mineralwasser mit Kohlensäure gut, meint die Abteilungsleiterin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Christiane Manthey. Dabei sollte man aber unbedingt darauf achten, dass das Wasser täglich gewechselt und der Behälter regelmäßig gereinigt wird. Sonst droht Verkeimung.

Wegen einer möglichen Gesundheitsgefahr durch Keime sind für den Vorsitzenden der Ärzteschaft Stuttgart, Markus Klett, wiederbefüllbare Flaschen sogar die schlechtere Lösung: "Das kann bis hin zu Bronchialinfektionen führen." Deshalb plädiert er eher für die Produkte aus der Drogerie.

Risiko für Haut und Bronchien

Doch ob Hausgemachtes oder Gekauftes – beides im Überfluss zu verwenden ist aus Sicht des Mediziners nicht ratsam. Denn die Haut sei ein empfindliches Organ. Ständige Verdunstungskälte könne zum Austrocknen führen, was anfälliger für Infektionen mache.

Duft- und Konservierungsstoffe in gekauften Sprays können außerdem Allergien auslösen. Vor allem Diabetiker, Ältere und Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen oder mit Durchblutungsstörungen wie Raucher sollten natürliche wie industrielle Wassersprays deshalb selten verwenden, rät der Mediziner. (dpa)

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