HEPA-Filter

Feinstaubfilter in der Wohnung senkt Blutdruck

Ein einfacher Feinstaubfilter in den eigenen vier Wänden kann die Belastung mit ultrafeinen Staubpartikeln deutlich senken – und damit auch den Blutdruck. Vor allem Adipöse profitieren.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Nicht immer ist Staub so deutlich zu erkennen - gesundheitliche Gefahren gehen auch schon von Feinstaub aus.

Nicht immer ist Staub so deutlich zu erkennen - gesundheitliche Gefahren gehen auch schon von Feinstaub aus.

© covado / stock.adobe.com

ANN ARBOR. Die Geräte kosten rund 60 Euro und sehen aus wie Turmventilatoren: Ausgestattet mit HEPA-Filtern versprechen sie, die Luft im Raum von Allergenen und Feinstaub zu befreien.

Da Feinstaub, was durch unzählige Studien belegt ist, das kardiovaskuläre Risiko erhöht, könnten solche Filter recht kostengünstig die Luft reinigen und die kardiovaskuläre Mortalität senken.

Der Ansatz ist offensichtlich vielversprechend: US-Forscher haben herausgefunden, dass der systolische Blutdruck um rund 3 mmHg sinkt, wenn ältere Menschen in belasteten Regionen einen Luftfilter benutzen (JAMA Intern Med 2018; 178(10):1350-1357).

Für die Untersuchung konnten Dr. Masako Morishita und Mitarbeiter von der Universität in Ann Arbor 40 Bewohner einer Seniorenwohnanlage gewinnen.

Die Einrichtung liegt in einem Stadtteil von Detroit mit recht geringem Einkommen, eine größere Straße ist etwa 100 Meter entfernt, auch gibt es diverse Industrieanlagen in der Umgebung, die gelegentlich für dicke Luft sorgen.

3,3 Kubikmeter Luft pro Minute

In der dreiphasigen Crossover-Studie erhielt ein Teil der Probanden einen tragbaren Luftreiniger ohne Filterelement ins Wohn- und Schlafzimmer gestellt (Scheinfilter), eine weitere Gruppe einen Reiniger mit einem niedereffizienten HEPA-Filter – dieser hält 99 Prozent der Partikel über 2 Mikrometer Durchmesser zurück.

Die dritte Gruppe bekam ein Gerät mit hocheffizientem HEPA-Filter, der 99,97 Prozent aller Partikel über 0,3 Mikrometer aus der Luft entfernt. Die Geräte wälzen knapp 3,3 Kubikmeter Luft pro Minute um.

Zu Beginn der jeweiligen Studienphase wurden die Luftfilter für drei Tage eingeschaltet – die Ärzte bestimmten in dieser Zeit täglich den Blutdruck sowie weitere nichtinvasive kardiale Parameter.

Sie wiederholten den Versuch noch zweimal, wobei sie die Geräte wechselten, sodass jeder Proband einmal den Scheinfilter, einmal den niedereffizienten und einmal den hocheffizienten Filter bekam.

Zudem schauten sie auf die Feinstaubbelastung in der Außenluft, in der Innenluft und bestimmten über einen am Körper getragenen Filter die persönliche Feinstaubbelastung.

Die Teilnehmer waren im Schnitt 67 Jahre alt, zu zwei Dritteln Männer und fast ausschließlich Afroamerikaner, etwa 80 Prozent nahmen Antihypertensiva. Alle durften nach Belieben lüften und ins Freie gehen.

Im Messzeitraum betrug die Belastung der Außenluft mit dem besonders lungengängigen ultrafeinen Staub (PM2,5) 9,3 Mikrogramm / m3, in der Innenluft erreichter der Wert ohne aktiven Filter im Mittel 17,5 Mikrogramm / m3, das persönliche Dosimeter wies einen Mittelwert von 15,5 Mikrogramm / m3 auf.

In der Phase mit dem niedereffizienten Filter sank die die persönliche Belastung im Schnitt auf 10,9 und mit dem hocheffizienten Filter auf 7,4 Mikrogramm / m3, was einem Rückgang von einem Drittel beziehungsweise etwas mehr als der Hälfte entspricht.

Blutdrucksenkung um 7,5 mmHg

In der Phase mit Scheinfilter erreichten die Probanden im Mittel einen systolischen Blutdruck von 133 und eine diastolischen von 82 mmHg. Wurde ein Filter jeglicher Art eingesetzt, lag der systolische Druck im Mittel um 3,2, der diastolische um 1,5 mmHg niedriger.

Signifikant war der Unterschied nur beim systolischen Druck. Die systolischen Werte mit niedereffizientem Filter sanken etwas stärker als mit hocheffizientem (um 3,4 versus 2,9 mmHg), auch der diastolische Druck ging mit dem niedereffizienten Filter etwas deutlicher zurück (um 2,2 versus 0,8 mmHg), zwischen beiden Filtern waren die Unterschiede jedoch nicht signifikant.

Mit den HEPA-Filtern verbesserten sich zudem auch sekundäre Endpunkte wie der Pulsdruck, nicht signifikante Verbesserungen zeigten sich bei der Pulswellengeschwindigkeit und der Herzfrequenzvariabilität.

Eine weitere Analyse ergab, dass vor allem Adipöse vom Luftfilter profitierten: Bei ihnen war der systolische Druck mit Filter um 7,5 mmHg geringer, der diastolische um 2,9 mmHg.

Dagegen führte die Filterung bei nicht-adipösen Teilnehmern zu keinen nennenswerten Änderungen. Ähnliches wurde bei den anderen kardialen Parametern beobachtet.

Die Forscher um Morishita schließen aus der Studie, dass unter Praxisbedingungen ein simpler Luftfilter in der Wohnung die persönliche Feinstaubbelastung deutlich senken kann und damit auch eine klinisch signifikante Blutdrucksenkung einhergeht.

Diese würde sich nach epidemiologischen Daten langfristig in eine rund 16 Prozent reduzierte Rate an kardiovaskulären Ereignissen übersetzen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, wollen die Forscher nun anhand einer kontrollierten Langzeitstudie prüfen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Der richtige Weg

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