Langzeitfolgen
Krebs als Kind – erhöhtes Herz-Risiko als Erwachsener
Wer als Kind eine Krebserkrankung überlebt, hat im Erwachsenenalter ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Das bestätigen Ergebnisse einer Langzeitstudie.
Veröffentlicht:MAINZ. Personen, die als Kind oder Jugendlicher eine Krebserkrankung überlebt haben, haben als Erwachsene ein fast zweifach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieses Ergebnis entstammt der Langzeitstudie CVSS (Cardiac and vascular late sequelae in long-term survivors of childhood cancer), die im "European Heart Journal" veröffentlicht wurde (doi: 10.1093/eurheartj/ehy026).
Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck traten bei ihnen häufiger und früher (acht beziehungsweise sechs Jahre) auf als in der Allgemeinbevölkerung. Diese klassischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei 80 Prozent der Studienteilnehmer erst in Folge der Studie entdeckt worden, erklären die Autoren in einer Mitteilung.
Empfehlung für Screening
"Frühe Screeningprogramme, die insbesondere Bluthochdruck und erhöhte Fettwerte im Fokus haben, sollten fester Bestandteil einer strukturierten Krebsnachsorge werden", sagt Studienleiter Prof. Jörg Faber (Universität Mainz) zu dem Studienergebnis. Diese Empfehlungen gelten für alle Tumorarten – damit widersprechen die Studienautoren Leitlinien, die kardiovaskuläre Untersuchungen nur bei bestimmten Tumorarten empfehlen. Durch Umstellung des Lebensstils oder durch blutdrucksenkende Arzneimittel könnte man dann verhindern, dass sich beispielsweise aus Bluthochdruck eine manifeste Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickelt.
Die Mechanismen, nach denen sich bei früheren Krebserkrankungen später Herzerkrankungen entwickeln, wollen die Wissenschaftler nun weiter untersuchen. Bisher ist bekannt, dass zum Beispiel Bestrahlung oder Chemotherapie Herzzellen und Blutgefäße schädigen. Die Forscher vermuten zudem, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen.
An der CVSS-Studie nahmen 951 Erwachsene teil, die zwischen 23 und 48 Jahre alt waren. Ihre Daten wurden mit 15.000 Personen aus der übrigen Bevölkerung verglichen. (ajo)