Herzinfarkt

Transradiale PCI neuer Standard?

Bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt sollte bei perkutaner Koronarintervention der Zugang über die Arteria radialis als Standard empfohlen werden. Zu diesem Schluss gelangen die Autoren einer neuen Studie zum klinischen Vergleich von transradialem und transfemoralem Zugangsweg.

Veröffentlicht:
Katheterlabor: Müssen deutsche Kardiologen bei der PCI hinzulernen?

Katheterlabor: Müssen deutsche Kardiologen bei der PCI hinzulernen?

© Mathias Ernert

ROM (ob). Als vaskuläre Eintrittspforte für den Herzkatheter wird bei perkutaner Koronarintervention (PCI) klassischerweise die Femoralarterie in der Leistenbeuge gewählt.

Erst 1989 ist als alternativer Zugangsweg die Punktion der A. radialis am Handgelenk beschrieben worden. Dieser Zugang ist die technisch anspruchsvoller als der Weg über die A. femoralis.

Inzwischen wächst die Zahl zumeist kleinerer Studien, in denen klinische Vorteile des transradialen Zugangs beobachtet wurden, so etwa ein geringeres Risiko von Blutungen an der Zugangsstelle.

Lassen sich durch die Wahl dieses Zugangsweges außer Blutungen auch noch klinische Ereignisse wie Tod oder Herzinfarkt vermeiden?

Dieser Frage ist eine Gruppe italienischer Kardiologen um Dr. Enrico Romagnoli in der jetzt publizierten RIFLE-STEACS-Studie (Radial versus Femoral Randomized Investigation in ST Elevation Acute Coronary Syndrome) nachgegangen (JACC 2012; online first 1. August).

An der Studie waren 1001 Patienten mit akutem ST-Hebungsmyokardinfarkt (STEMI) beteiligt, die einer primären oder notfallmäßigen PCI unterzogen wurden.

Der Zugang erfolgte nach Randomisierung bei je der Hälfte aller Teilnehmer entweder über die transfemorale oder transradiale Route.

Kürzerer Klinikaufenthalt

Behandelnde Ärzte waren erfahrene interventionelle Kardiologen, die beide Arten des Gefäßzugangs gut beherrschten.

Primärer Endpunkt war die nach 30 Tagen akkumulierte Rate an klinischen Ereignissen (Herztod, Schlaganfall, Herzinfarkt, wiederholte Revaskularisation) und Blutungen.

Entsprechende Ereignisse traten in der Gruppe mit transfemoralem Zugang bei 105 Patienten (21,0 Prozent) auf, in der Gruppe mit transradialem Zugang dagegen nur bei 68 Patienten (13,8 Prozent).

Für den Zugang über die A. radialis sprachen sowohl eine signifikant niedrigere kardiale Mortalität (5,2 versus 9,2 Prozent) als auch eine signifikant niedrigere Rate an Blutungskomplikationen (7,8 versus 12,2 Prozent).

Als weiterer Vorteil wurde eine Verkürzung der Dauer des Klinikaufenthalts von sechs auf fünf Tagen beobachtet.

Für Romagnoli und seine Kollegen ist der Zugangsweg über die A. radialis nach diesen Ergebnissen zumindest bei STEMI-Patienten nicht mehr nur eine Alternative, die statt des tranfemoralen Zugangs gewählt werden kann oder auch nicht.

Für die Studienautoren steht fest, dass der Zugang über die transradial Route bei diesen Patienten Standard werden sollte. Gestützt sehen sie diese Empfehlung auch durch weitere Studie wie RIVAL.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Studie aus Israel

Xanthelasma palpebrarum: Doch kein erhöhtes Herzinfarktrisiko?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Wie beim Impfen vorgehen nach einer Stammzelltherapie?

Lesetipps
Länger leben um jeden Preis: Was ist wissenschaftlich bewiesen und können Medikamente hierbei helfen?

© Zay Win Htai / stock.adobe.com

Länger und gesünder leben

Longevity: Was wirklich hinter dem Trend steckt

Übergabe der Petition

© HÄV / Marco Urban

„Sensationelles Ergebnis“

Gegen das Praxensterben: 600.000 unterzeichnen Bundestagspetition

Figuren stehen Hand in Hand vor einer Weltkugel.

© Vladislav / generiert mit KI / stock.adobe.com

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Gemeinsam statt gegeneinander – die IFMSA in Verantwortung