Stark schmerzende Schilddrüse mit Riesenzellen
MÜNCHEN (hbr). Eine stark schmerzende Schilddrüse weist auf eine subakute Thyreoiditis de Quervain hin. Riesenzellen in der Biopsie sichern die Diagnose.
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Eine Ärztin tastet bei einer Patientin die Schilddrüse ab.
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Die ausgeprägten Schmerzen sind für 96 Prozent der Patienten charakteristisch, sagte Dr. Amra Cuk vom Klinikum Neuperlach in München. Häufig sind auch die Ohren betroffen, außerdem kommen Schmerzen beim Schlucken vor. Daneben sind die Patienten matt, abgeschlagen, schwach und fiebrig.
Die Laborergebnisse sind typisch für eine Sturzsenkung. Die Werte von TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), freiem Thyroxin und freiem Trijodthyronin belegen zu Beginn oft leichte Schilddrüsen-Überfunktion. Thyreostatika sind nicht angezeigt, denn es handelt sich um eine Freisetzungshyperthyreose durch den entzündlichen Zellzerfall, sagte Cuk bei einer Merck-Veranstaltung in München. Bei Bedarf können Betablocker eingesetzt werden. Der Überfunktion kann vorübergehend eine Hypothyreose folgen, dann brauchen Patienten Thyroxin (etwa Euthyrox®).
Die Schilddrüse selbst wirkt im Ultraschall vergrößert, inhomogen und von echoarmen Arealen durchsetzt. Durch die Punktion solcher Herde kann man die Riesenzellen nachweisen. Das sichert die Diagnose.
Die Therapie erfolgt rein symptomatisch und behebt die Beschwerden meist rasch. Nicht-steroidale Antiphlogistika, etwa Diclofenac (50 bis 150 mg/Tag), eignen sich für mittelschwere Fälle. Bei leichten Formen können täglich ein bis zwei Gramm Acetylsalicylsäure genügen. Bei einem 78-Jährigen war wegen der schweren Ausprägung Prednisolon nötig: Er hatte 40°C Fieber, in zwei Wochen 4 kg abgenommen, eine Blutsenkung von 105/h und eine Begleithepatopathie. Die Schilddrüse war auf 103 ml angeschwollen.
Die initiale Tagesdosis betrug 50 mg. Kortikosteroide sollten in höchstens 36 Stunden eine deutliche Besserung bewirken, sagt Cuk: "Sonst muss man die Diagnose überprüfen." Die Köpertemperatur sank schon am nächsten Tag auf 37°C, die Schmerzen ließen nach. Nach drei Monaten maß die Schilddrüse nur noch 32 ml, nach einem Jahr war das Parenchym wieder homogen. Das Kortikoid wurde über vier Monate ausgeschlichen.
Thyreoiditis de Quervain
Charakteristisch für die Quervain-Thyreoiditis ist die schmerzende, druckempfindliche und palpatorisch feste Schilddrüse. Sie erscheint in der Sonografie inhomogen mit echoarmen (entzündeten) Arealen. Außer uncharakteristischen Beschwerden kommen bei den Patienten Schmerzen beim Schlucken vor. Die Feinnadelpunktion sichert die Diagnose: Dabei werden in den echoarmen Bereichen mehrkernige Riesenzellen gefunden. (hbr)