EU

33.000 Tote pro Jahr durch resistente Keime

Eine Studie der europäischen Seuchenbehörde macht die Bedrohung durch multiresistente Erreger deutlich: In Europa sterben jedes Jahr mehr als 33.000 Menschen an Infektionen mit solchen Keimen.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Keime in einer Petrischale: Wegen multiresistenten Erregern gibt es europaweit immer mehr Todesfälle.

Keime in einer Petrischale: Wegen multiresistenten Erregern gibt es europaweit immer mehr Todesfälle.

© zmeel / Getty Images / iStock

SOLNA. Insgesamt 33.000 Menschen sterben pro Jahr in den Staaten der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EAA-Region) an Infektionen mit multiresistenten Keimen, wie aus einem Bericht der Europäischen Seuchenbehörde ECDC hervorgeht (Lancet Inf Dis 2018; online 5. November).

Demzufolge würden jährlich genauso viele Menschen an diesen Infektionen sterben wie an Influenza, Tuberkulose und HIV/Aids zusammen.

Die Angaben der Seuchenbehörde basieren auf Daten des European Antimicrobial Resistance Surveillance Networks (EARS-Net) aus dem Jahr 2015.

In Deutschland starben in diesem Jahr demnach mehr als 2300 Menschen an einer Infektion mit multiresistenten Keimen, besonders betroffen waren Kinder unter einem Jahr und Ältere über 65 Jahren.

Infektionszahlen: Deutschland hinter Italien und Frankreich

Die Zahl der durch Antibiotika-resistente Keime ausgelösten Todesfälle steigt der ECDC zufolge seit 2007. Zwischen einzelnen Ländern gebe es aber teils erhebliche Unterschiede.

2015 starben in Italien 10.762 Menschen an einer solchen Infektion, das ist etwa ein Drittel aller durch resistente Keime ausgelösten Todesfälle in der EU/EAA-Region. Auf Platz 2 der Liste liegt Frankreich mit 5543 Todesfällen (siehe nachfolgende Tabelle).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Allerdings sind die Meldesysteme in den einzelnen Ländern unterschiedlich repräsentativ und auch die Studiendaten variierten in Qualität und Verfügbarkeit.

Grundsätzlich ist die Situation in Skandinavien besser, in den Ländern Süd- und Südosteuropas eher problematisch, wie die Analyse belegt. Insgesamt werteten die Forscher um Dr. Alessandro Cassini Daten aus 30 Ländern aus.

Sie konzentrierten sich dabei auf acht Bakterienarten: Acinetobacter spp., Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus und Streptococcus pneumoniae (siehe nachfolgende Grafik).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Etwa drei Viertel der Erkrankungen mit antibiotikaresistenten Keimen wurden in Einrichtungen des Gesundheitssystems festgestellt, berichten die Forscher.

Mehr als die Hälfte dieser Fälle sei wahrscheinlich vermeidbar, was die Bedeutung von Maßnahmen eines rationalen Einsatzes von Antibiotika unterstreiche.

Deutlich werde dies auch durch die hohe Zahl der Todesfälle, die durch Bakterien ausgelöst würden, gegen die auch Reserve-Antibiotika unwirksam seien: In 39 Prozent der betrachteten Todesfälle seien die Patienten mit einem solchen Keim infiziert gewesen. (mit dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 06.11.2018 um 15:57 Uhr.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tenecteplase nach 4,5 Stunden

Schlaganfall: Auch die späte Lyse lohnt sich noch

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener