Kehrt der Kopfpilz M. audouinii zurück?
Microsporum audouinii ist zwar selten geworden. Doch vor allem bei Kindern aus Endemiegebieten mit Rundherden am Kopf ist auch an den Pilz zu denken.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Eine "kleine Epidemie" mit Microsporum audouinii hat in einer Münchner Kindertagesstätte für Aufsehen gesorgt. Inzwischen gilt in diesem Herd die Gefahr als gebannt.
Bei Verdacht auf Kopfpilz sollte aber an die Rückkehr des zwischenzeitlich sehr selten gewordenen Erregers gedacht werden.
Vor einigen Monaten erhielt das Referat für Gesundheit und Umwelt in München Kenntnis von Infektionen mit M. audouinii in einem Hort.
In einem dermatologischen Screening erwiesen sich acht der über 100 Kinder der Einrichtung als infiziert mit dem seltenen Pilz, der bevorzugt aber nicht nur den behaarten Kopf befällt, erklärte Dr. Andrea Niedermeier vom Sachgebiet Infektionsschutz des Münchner Referates für Gesundheit und Umwelt der "Ärzte Zeitung". Inzwischen sind alle Betroffenen erfolgreich behandelt.
Nur von Mensch zu Mensch
Im Gegensatz zu dem häufigeren und meist von Haustieren übertragenen M. canis wird M. audouinii wohl ausschließlich von Mensch zu Mensch weiter gereicht. Indirekte Infekte mit dem hoch-kontagiösen Pilz etwa über Friseur-Utensilien, Auto-Kopfstützen oder Kissen sind ebenfalls leicht möglich.
M. audouinii verursachte auch bei uns bis in die 60er Jahre hinein Kopfpilzepidemien in Heimen, Kindergärten und Schulen, wurde dann aber kaum mehr nachgewiesen.
Vor allem in Afrika ist der Pilz nach wie vor endemisch und tritt migrationsbedingt seit einigen Jahren auch bei uns wieder etwas häufiger auf, wie die Dermatologen Professor Johannes Ring und Dr. Hans Peter Seidl im "Münchner Ärztlichen Anzeiger" berichten.
Wann immer zunächst juckende, psoriasisähnliche kleinschuppige Abschilferungen der Kopfhaut und im weiteren Verlauf typische entzündliche Rundherde auf Tinea capitis verweisen, sollte - besonders bei Kindern aus Endemiegebieten - nicht zuletzt auch an M. audouinii gedacht werden.
Sechs bis zwölf Wochen Therapie
Den Beweis liefert die Pilzkultur. Bei positivem Befund ist wegen der hohen Kontagiosität ratsam, engere Kontaktpersonen abzuklären.
Eine erfolgreiche Therapie erfordert einen sechs- bis zwölfwöchigen kombinierten Einsatz topischer und systemischer Antimykotika. Dabei ist als systemisches Mittel für Kinder bislang lediglich Griseofulvin zugelassen.
Ein möglichst kurzer Haarschnitt, der wegen des Weiterverbreitungsrisikos aber nicht beim Friseur vorgenommen werden darf, unterstützt den Erfolg.
Die medikamentöse Therapie sollte erst beendet werden, wenn negatives Nativpräparat und negative Pilzkultur die Eradikation des Keims signalisieren.
Leitlinien zu Kopfpilz: www.awmf.org/ up...2-2011.pdf