Lungenkrankheiten

US-Behörde rät, E-Zigaretten zu vermeiden

Mysteriöse Krankheitsfälle und neue Studienergebnisse kratzen am weniger schädlichen Image der E-Zigarette. Die Zahl der erkrankten Dampfer in den USA steigt auf über 500.

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Ein junger Mann konsumiert eine E-Zigarette. In den USA sind viele jüngere Menschen unter den Lungenverletzten, die womöglich in Zusammenhang mit E-Zigaretten stehen.

Ein junger Mann konsumiert eine E-Zigarette. In den USA sind viele jüngere Menschen unter den Lungenverletzten, die womöglich in Zusammenhang mit E-Zigaretten stehen.

© Futografie / stock.adobe.com

ATLANTA. Die Aufklärung der mysteriösen Lungenkrankheiten im Zusammenhang mit E-Zigaretten in den USA wird jetzt mit hoher Priorität vom „Emergency Operations Center“ der US-Centers for Disease Control (CDC) vorangetrieben. Untersucht werden 380 Fälle in 36 US-Staaten und auf den Jungferninseln, sechs davon waren tödlich.

Die Behörde rät, „vaping“ möglichst ganz zu lassen. Wer weiter dampft, sollte keine Produkte von der Straße sowie keine selbst manipulierten „Liquids“ oder Produkte mit Marihuana-Öl konsumieren.

Bei Symptomen wie trockenem Husten, Atemnot und sich verstärkendem Brustschmerz beim tiefen Atmen, sei ein Arzt aufzusuchen.

Inzwischen sind 530 Fälle von Lungenverletzungen nach dem Gebrauch von E-Zigaretten erfasst. Die Ursache sei weiter nicht bekannt, es werde zusammen mit anderen Behörden über mehrere Bundesstaaten hinweg ermittelt, teilte die CDC am Donnerstag (Ortszeit) mit. Sechs Todesfälle wurden bislang gemeldet, die offenbar auf die Nutzung von E-Zigaretten zurückgehen.

In Deutschland und auch europaweit ist bislang kein ähnlicher Anstieg solcher Fälle bekannt. Die Beschwerden scheinen sich auf Benutzer in den Vereinigten Staaten zu beschränken.

Die Betroffenen dort rauchten in den meisten Fällen THC oder THC zusammen mit Nikotin. Über 380 der Verletzten liegen genauere Daten vor, wie CDC-Chef Robert Redfield sagte. Rund 67 Prozent von ihnen seien zwischen 18 und 34 Jahre alt, 16 Prozent seien jünger als 18.

Krebserregender Stoff gefunden

In den USA stehen die Geräte inzwischen auch wegen einer kürzlich veröffentlichten Studie unter Druck: In E-Zigaretten und Kautabak hatten Wissenschaftler einen möglicherweise krebserregenden Geschmacksstoff „in besorgniserregend hoher Konzentration“ entdeckt. Der Stoff namens Pulegon sei in Produkten mit Minz- und Mentholgeschmack enthalten.

Ausgefallene Geschmacksrichtungen für E-Zigaretten sollen nach dem Willen der US-Regierung in den Vereinigten Staaten verboten werden. Präsident Donald Trump hatte in der vergangenen Woche „sehr strenge“ Vorschriften für Hersteller angekündigt und die Nutzung von E-Zigaretten als „großes Problem“ bezeichnet.

Einer aktuell veröffentlichten Studie zufolge können E-Zigaretten möglicherweise auch Krankheiten wie Asthma verschlimmern. „Die Mehrheit der E-Zigaretten-Raucher benutzt Flüssigkeiten mit Geschmack, aber es gibt Hinweise, dass aromatisierende Zusatzstoffe beim Einatmen giftig wirken können“, erklärte Studienautor David Chapman von der Technischen Universität Sydney (Sci Rep 2019, online 20. September). Inwieweit die Ergebnisse auch für den deutschen Markt gelten, ist unklar.

Weniger Beschränkungen

E-Zigaretten sind in den USA deutlich weniger beschränkt als in Deutschland. Einige Bereiche sind kaum reguliert, andere von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. Zum Beispiel gibt es keine einheitliche Obergrenze beim Nikotingehalt. In den USA kann man Produkte mit doppelt bis dreimal so viel Nikotin wie in Deutschland kaufen. THC in den Geräten ist in Deutschland verboten, die Substanz fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.

Aber auch in der Bundesrepublik kann das Rauchen von E-Zigaretten unter Umständen krebserregend sein, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt. „Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten zwar sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, dennoch sind sie keine harmlosen Life-Style-Produkte“, hält das DKFZ in einem Faktenpapier fest.

E-Zigaretten boomen - auch in Deutschland. Der Umsatz bei E-Zigarette und Co. liege in diesem Jahr bei schätzungsweise 600 bis 650 Millionen Euro, sagte Michal Dobrajc, Verbandschef des E-Zigarettenhandels. Das seien bis zu 25 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

Die Zahlen beziehen sich auf Firmenumfragen und Hochrechnungen, in den vergangenen Jahren war das Plus ähnlich hoch. Zumindest bislang ist der Umsatz mit klassischen Tabakwaren aber etwa noch 40 Mal so hoch.

Rigoros handelte gerade erst die indische Regierung: Sie verbot Verkauf, Produktion, Import und Bewerbung von E-Zigaretten. E-Zigaretten stellten besonders für junge Menschen zunehmend ein Gesundheitsrisiko dar, erklärte die indische Finanzministerin Nirmala Sitharaman.

Mehrere Bauernvereinigungen in Indien hatten ein Verbot von E-Zigaretten gefordert. Indien ist eines der größten Produktionsländern von Tabak. Den brauchen E-Zigaretten in aller Regel nicht. (eis/dpa)

Wir haben den Beitrag verlängert am 20.09.2019 um 17:02 Uhr.

Lesen Sie dazu auch: Dampfen statt Rauchen: Trend zur E-Zigarette setzt sich fort

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