CRISPR-Cas9

Sind wir immun gegen die Genschere?

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BERLIN. Die Genschere CRISPR-Cas9 weckt in der Gentherapie ja große Hoffnungen, Erbkrankheiten auf molekularbiologischer Ebene behandeln zu können. Forscher haben jetzt Reaktionen des menschlichen Immunsystems auf CRISPR-Cas9 untersucht und festgestellt, dass bei Menschen eine breite Immunität gegen das Protein Cas9 besteht (Nat Med 2018, online 29. Oktober).

Ein wesentlicher Bestandteil von CRISPR-Cas9 ist das Eiweißmolekül Cas9, das aus Streptokokken stammt, erinnert Dr. Michael Schmück-Henneresse, ein Autor der Studie in der Mitteilung der Charité Universitätsmedizin Berlin. „Da sich Menschen häufig mit diesen Bakterien infizieren, vermuteten wir, dass bereits ein immunologisches Gedächtnis gegen Cas9 bestehen könnte“, so Schmück-Henneresse. Bei fast allen gesunden Erwachsenen konnten die Wissenschaftler T-Zellen, nachweisen, die auf Cas-Eiweißmoleküle reagieren.

Auch Cas-Moleküle aus anderen Bakterienstämmen, wie Staphylokokken und Darmbakterien, bewirken solche Immunreaktionen, was an der hohen Ähnlichkeit der Enzyme liegen könnte. „Solche Immunzellen könnten zu unerwünschten Immunreaktionen bei der Gentherapie führen, was ihre Sicherheit und Effektivität beeinträchtigen könnte. Diese Gefahr besteht eventuell auch bei CRISPR-Cas9, darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagt Erstautor Dimitrios Laurin Wagner.

Für die Veränderung von Zellen mit der Genschere außerhalb des Körpers bedeute dies, dass Patienten keine Zellen injiziert werden sollten, während CRISPR-Cas9 in ihnen noch aktiv ist, heißt es in der Mitteilung der Charité Berlin. Die Forscher haben einen Test entwickelt mit dem zuverlässig nachgewiesen werden könne, dass das Risiko einer Immunreaktion gering ist.

Manche genetischen Erkrankungen führen jedoch zu Fehlern in Geweben, die sich nicht außerhalb des Körpers verändern lassen. Hierfür müssten neue Lösungen gefunden werden, um gefährliche Immunreaktionen gegen die Genschere zu verhindern. (eb)

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