Endoprothetik
Kaputte Hüfte mit 50: Wie wird operiert?
Brauchen unter 60-Jährige ein künstliches Hüftgelenk, raten Experten heute – wenn immer möglich –zu minimalinvasiver Operation und dem Einsatz einer nicht zementierten Kurz- oder Geradschaftprothese.
Veröffentlicht:FREIBURG / HAMBURG. Mit rund 233.000 Eingriffen gehörte die Implantation einer Hüft-Endoprothese zu den zehn häufigsten Operationen im Jahr 2016. Knapp 37.000 der Patienten waren dabei jünger als 60 Jahre. "Diese Patienten leiden oft an angeborenen Gelenkfehlstellungen, Durchblutungsstörungen, haben Unfallverletzungen erlitten oder eine rheumatische Erkrankung, die den Gelenkknorpel ihres Hüftgelenks zerstört hat", wird Professor Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE), in einer Mitteilung der Gesellschaft aus Anlass ihres Kongresses am 1./2. Dezember in Hamburg zitiert.
Hüftgelenksprothesen halten mittlerweise im Mittel mehr als 15 Jahre, mitunter auch 25 Jahre. "Wir tun deshalb alles für eine lange Standzeit der ersten Prothese", so Heller, der Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig ist. Besonders schonend sei hier ein minimalinvasiver Eingriff. Eine Kurzschaftprothese helfe, wertvolle Knochensubstanz im Oberschenkelknochen zu "sparen": "Für das im Vergleich zum Normalschaft zierliche Implantat müssen wir bei der Implantation weniger Knochen entfernen. Dadurch haben wir bei einem eventuellen späteren Wechseleingriff mehr Knochen zur Verankerung der Nachfolgerprothese zur Verfügung".
Kurzschaftprothesen seien vor allem in Deutschland beliebt. Sie würden jedoch erst seit rund zehn Jahren eingesetzt. Da Langzeitergebnisse bislang fehlen, vertrauen derzeit noch viele Operateure auf die seit Jahrzehnten bewährten, aber etwas längeren Geradschaftprothesen, heißt es in der Mitteilung.
Da jüngere Patienten im Schnitt aktiver als ältere Patienten sind, ist Materialverschleiß schneller möglich. Aus diesem Grund sind die Themen Prothesenverschleiß und Abrieb hier zentral, da Abriebpartikel zu Prothesenlockerungen führen können. "Wir empfehlen deshalb bei jüngeren Patienten für Hüftkopf und Pfanne die Paarungen Keramik-Keramik sowie moderner abriebreduzierter Kunststoff (ultrahochvernetztes Polyethylen (HXPE)) mit Keramik, da sie am wenigsten Verschleißpartikel erzeugen", so Heller in der Mitteilung.
Mit einem künstlichen Hüftgelenk ist ein normaler aktiver Alltag sowie das moderate Ausüben von Sportarten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking wieder möglich. Doch der Belastungsfähigkeit und Lebensdauer einer Prothese sind – trotz deutlicher Verbesserungen gegenüber früheren Prothesen – Grenzen gesetzt. "Es ist uns wichtig, dass unsere Patienten verstehen, wo die Grenzen eines künstlichen Gelenks sind", betont auch Professor Henning Windhagen, Präsident der AE und Direktor der Orthopädischen Klinik der MHH im DIAKOVERE Annastift. Sei man sich unsicher, was sportlich erlaubt sei, solle man besser seinen Orthopäden fragen. (eb)