Fertilitätsprobleme

Ibuprofen stört Testosteronstoffwechsel bei Männern

Das NSAR Ibuprofen beeinträchtigt offenbar die Funktion der Leydig- und Sertolizellen bei Männern. So blockiert der Wirkstoff die Produktion von Steroidhormonen im Hoden.

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In den vergangenen Dekaden hat die Fruchtbarkeit von Männern in der westlichen Welt abgenommen, vermuten Forscher. Nun gehen sie auf Ursachensuche.

In den vergangenen Dekaden hat die Fruchtbarkeit von Männern in der westlichen Welt abgenommen, vermuten Forscher. Nun gehen sie auf Ursachensuche.

© thingamajiggs /stockadobe.com

KOPENHAGEN. Die Fruchtbarkeit von Männern in der westlichen Welt hat in den vergangenen Dekaden offenbar abgenommen. Als eine mögliche Ursache wird eine vermehrte Exposition gegenüber Substanzen angenommen, welche die Produktion von Sexualhormonen stören. Neurologen um Dr. David M¢bjerg Kristensen vom Reichskrankenhaus in Kopenhagen haben nun Hinweise gefunden, wonach das NSAR Ibuprofen die hormonproduzierenden Zellen im Hoden deutlich beeinträchtigt und zu einem "kompensierten Hypogonadismus" führt: Durch eine vermehrte Ausschüttung von Hypophysenhormonen gelingt es zumindest bei gesunden Männern, einen Androgenmangel noch zu vermeiden.

LH-Konzentration um ein Drittel erhöht

Das Team von Kristensen kommen ihn einer aktuellen Publikation (doi.org/10.1073/pnas.1715035115) sowohl aufgrund einer klinischen Untersuchung als auch anhand von In-vitro-Experimenten zu diesem Schluss. Zunächst hatten die Forscher gesunde erwachsene Männer 44 Tage lang mit 600 mg Ibuprofen täglich behandelt. Unter der Therapie blieben die Testosteronwerte zwar weitgehend konstant, allerdings stiegen die Werte für luteinisierendes Hormon (LH) aus der Hypophyse deutlich an. Der Anstieg hing wiederum von den Ibuprofen-Serumwerten ab: Je höher sie lagen, umso mehr LH wurde ausgeschüttet. Auch das für die Spermienreifung benötigte follikelstimulierende Hormon (FSH) wurde gehäuft im Serum der Männer nachgewiesen.

Als Marker für die Funktion der Leydigzellen gilt das Testosteron/LH-Verhältnis. Bei den Männern unter Ibuprofen hatte dieses um 23 Prozent abgenommen. Die Forscher um Kristensen vermuteten daher, dass Ibuprofen die Leydigzellenfunktion stört, diese weniger Testosteron ausschütten, was wiederum über Rückkopplungsprozesse die Hypophyse veranlasst, mehr LH freizusetzen, um den Testosteronmangel letztlich zu kompensieren.

Ähnliche, wenn auch nicht so stark ausgeprägte Beeinträchtigungen fanden sie bei der Funktion der Sertolizellen.

Blockierter Cholesterintransport

Unterstützt wird ihre Hypothese von Experimenten mit explantierten Hoden erwachsener Organspender. Wurden diese Ibuprofen ausgesetzt, ging die Testosteronproduktion ohne den kompensierenden Einfluss der Hypophyse dosisabhängig zurück. Ausgehend vom Ausgangsstoff Pregnenolon war die gesamte Steroidproduktion betroffen.

Bestätigt wurden die Resultate durch Zellkulturexperimente: In speziellen steroidsynthetisierenden Zellen fuhr Ibuprofen die Hormonproduktion ebenfalls herunter.

Unklar ist natürlich, ob die Auswirkungen von Ibuprofen auf Hodenzellen und männliche Sexualhormone klinisch relevant sind – immerhin konnte der Körper in der Studie mit gesunden Männern einen Hormonmangel durch vermehrte LH/FSH-Produktion kompensieren. Die dänischen Forscher sehen dennoch die Gefahr, dass sich unter einer dauerhaften Ibuprofentherapie ein nicht mehr kompensierbarer Hypogonadismus entwickelt – und dieser hätte dann tatsächlich klinische Auswirkungen. (mut)

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