ERC Starting Grant
Fibroblasten werden zu Nierenzellen
FREIBURG. Im Labor Fibroblasten in Nierenzellen umwandeln und daran Nierenkrankheiten erforschen: Für dieses Vorhaben erhält Privatdozent Dr. Soeren Lienkamp, Klinik für Innere Medizin IV des Uniklinikums Freiburg, eine mit 1,5 Millionen Euro dotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC).
Bei dem fünf Jahre laufenden "ERC Starting Grant" handelt es sich um die höchstdotierte Förderung für Nachwuchswissenschaftler der Europäischen Union, wie die Uniklinik Freiburg mitteilt.
Vor kurzem sei es der Arbeitsgruppe erstmals bei Mäusen gelungen, Haut- in Nierenzellen umzuwandeln. "Die Fördermittel der Europäischen Union erlauben es uns jetzt, das Verfahren für menschliche Zellen zu optimieren", so Lienkamp in der Mitteilung.
Der große Vorteil der Methode sei, dass es einfacher und sicherer ist, die Zellen umzuwandeln als Nierengewebe von Patienten zu entnehmen.
"Damit könnten wir in Zukunft neue Medikamente gegen Nierenerkrankungen schneller auf ihre Wirksamkeit untersuchen. Aber auch mögliche nierenschädigende Nebenwirkungen von Medikamenten wären besser abzuschätzen", wird Lienkamp zitiert.
Nierenzellen umwandeln
Künftig soll es möglich werden, Hautzellen einzelner Patienten im Labor zu Nierenzellen umzuwandeln und dann ihre Funktion zu prüfen. So lasse sich untersuchen, wie individuelle genetische Unterschiede sich auf die Funktion der Nieren auswirken, berichtet die Uniklinik Freiburg in ihrer Mitteilung.
Bis im Labor voll funktionsfähige Nierenzellen erzeugt werden können, werde es nach Ansicht der Forscher noch einige Jahre dauern. Doch auf dem Weg dorthin könnten sie bereits wichtige Rückschlüsse über die Entstehung und Funktion der Niere gewinnen, etwa in der Embryonalentwicklung.
Das am Uniklinikum Freiburg entwickelte Verfahren zur künstlichen Herstellung von Nierenzellen beruht auf der Aktivierung von vier Genen (direkte Reprogrammierung). Hiermit lassen sich Fibroblasten in Nierentubuluszellen umwandeln.
Diese Zellen sind dafür zuständig, dass aus den etwa 150 Litern Primärharn rund 99 Prozent der Flüssigkeit und Mineralstoffe zurückgewonnen werden.
"Wir hoffen, durch den neuen Ansatz Erkrankungsmechanismen von Zystennieren, Nierenfehlbildungen oder anderen Störungen der Nieren besser zu verstehen und so neue Therapieansätze zu finden", so Professor Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin IV (Schwerpunkt: Nephrologie und Allgemeinmedizin), in der Mitteilung der Uniklinik Freiburg. (eb)