Ärztekammer fordert

Wieder verstärkt Arzneien in EU produzieren

Ärzte im Norden mokieren sich, Arzneiengpässe führten zu erneuten, unnötigen Konsultationen.

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Bad Segeberg. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein fordert eine Rückführung der Arzneimittelproduktion nach Europa. Außerdem tritt sie für höhere Lagerkapazitäten und eine Meldepflicht für Hersteller ein, sobald eine Arzneimittelknappheit auftritt.

Von diesen Maßnahmen verspricht sich die Kammer, dass Liefer- und Versorgungsengpässe künftig verhindert werden. Im vergangenen Monat waren laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 229 Arzneimittel von Lieferengpässen betroffen – eine Situation, die die Kammer für untragbar hält.

Nach Angaben der Körperschaft war auch Schleswig-Holstein betroffen, was dort Ärzte, Apotheker und Politiker alarmiert habe. „So etwas darf nicht vorkommen, da es die Patientensicherheit gefährdet. Zudem führen Probleme dieser Art zu einem Vertrauensverlust in das deutsche Gesundheitssystem“, teilte die Kammer mit.

Gesundheitsministerium soll Anreize schaffen

Eine Lösung verspricht sich Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Dr. Henrik Herrmann insbesondere von einer Arzneimittelproduktion in Ländern der Europäischen Union.

„Die Rückverlagerung der Arzneimittelproduktion führt zu kürzeren Lieferwegen und schnellen Rückkopplungen mit den Apotheken vor Ort. Ebenso werden Produktionskontrollen vereinfacht, wodurch eine höhere Qualität der Arzneien sichergestellt werden kann“, sagte Herrmann.

Er sieht das Bundesgesundheitsministerium in dieser Frage gefordert. Das Ministerium müsse Anreize schaffen, damit Arzneimittel wieder verstärkt in der EU produziert werden.

Probleme durch Lieferengpässe beschrieb Herrmann insbesondere für Patienten, die auf ein bestimmtes Medikament eingestellt sind und die auf ein alternatives Präparat mit anderen Wirkstoffen ausweichen müssen. Dies erfordere neue Termine beim behandelnden Arzt inklusive Beratung, Aufklärung und Abwägung von Alternativen sowie eine neue Einstellung des Patienten. (di)

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Kommentare
Dr. Detlef Bunk 17.10.201910:03 Uhr

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Dr. Detlef Bunk, Dipl.Psych.

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