Rheinland-Pfalz
Kompetenzzentrum soll für die Allgemeinmedizin begeistern
An der Universitätsmedizin Mainz wird ein Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin etabliert. Medizinstudierende, Ärzte in Weiterbildung und Weiterbilder sollen zusammenarbeiten.
Veröffentlicht:MAINZ. In Rheinland-Pfalz ist das Nachwuchsproblem bei den Allgemeinärzten dringlich, sagt Dr. Gerald Gaß, Vorsitzender der rheinland-pfälzischen Krankenhausgesellschaft. Denn der Altersdurchschnitt der rheinland-pfälzischen Hausärzte ist im Vergleich zu den anderen Bundesländern besonders hoch, erklärt Gaß.
Mit der Gründung eines Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin, dass am 25. Januar von Landesärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz sowie der Universitätsmedizin Mainz auf einer Pressekonferenz schriftlich besiegelt wurde, sollen alle an der Weiterbildung Beteiligten enger zusammenarbeiten und den Medizinstudenten die Allgemeinmedizin schmackhaft machen.
Aufwertung der Allgemeinmedizin
Die hausärztliche Versorgung ist ein wichtiger Bereich und ein "gewisses Sorgenkind", erklärte Professor Ulrich Förstermann, wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. Denn der Nachwuchs wird knapp; zumindest was die Versorgung auf dem Land angeht.
Junge Ärzte sollen am Kompetenzzentrum beraten, motiviert und an das hausärztliche Arbeiten herangeführt werden. "Wir sind froh und halten es auch für richtig, dass das Zentrum an der Uni Mainz etabliert wird", so Förstermann. Schließlich gebe es am Lehrstuhl Allgemeinmedizin bereits sehr viele Aktivitäten, Medizinstudierenden die hausärztliche Tätigkeit näher zu bringen.
Mit dem Kompetenzzentrum erfahre die Allgemeinmedizin eine deutliche Aufwertung, unterstrich auch Professor Michael Jansky, der an der Uni Mainz den Lehrstuhl Allgemeinmedizin und Geriatrie innehat. Der Plan: Studierende sollen mit Ärzten in Weiterbildung zusammengeführt werden und viel praxisnäher als bisher mit der Allgemeinmedizin vertraut gemacht werden.
Am Kompetenzzentrum würden nicht nur medizinische Inhalte vermittelt, sondern auch rund um die Niederlassung informiert, sagt Jansky. Es soll Mentoring Programme, Supervision und Train-to-Train-Programme, die Medizinstudenten, Ärzte in Weiterbildung und Weiterbilder unterstützen sollen.
Bislang sei es so gewesen, erläuterte Jansky, dass Weiterbildungsassistenten in irgendeine Praxis eingestiegen wären und dort gelernt hätten, was ihnen angeboten wurde.
Die Nabelschnur zur Uni bleibt
In dem neuen System würden die Ärzte in Weiterbildung an die Hand genommen und von dem Kompetenzzentrum bei allen Fragen rund um die Weiterbildung unterstützt. Auch sei beispielsweise geplant, dass es vier Mal im Jahr Treffen für Weiterbildungsassistenten gebe.
Hier könnten sich die angehenden Fachärzte zur Allgemeinmedizin austauschen und sich auch gegenseitig Unterstützung bieten. "Die Nabelschnur zur Uni bleibt", warb Jansky für das Zentrum.
"Wir setzen auf die Signalwirkung des neuen Kompetenzzentrums", das die Akzeptanz des Faches Allgemeinmedizin erhöhen soll, so Dr. Peter Heinz, Vorstandsvorsitzender der KV Rheinland-Pfalz.
Früher und sogar noch bis vor Kurzem hätten Studenten, die sich für die Allgemeinmedizin interessierten, besser still und leise ihre favorisierte Ausbildung gestaltet, um nicht mit niederen Stationsarbeiten abgespeist zu werden. Diese Zeiten hätten sich erfreulicherweise flott geändert.
Mit dem Kompetenzzentrum werde die Weiterbildung wesentlich praxisnäher ausgerichtet, kündigte Dr. Günther Matheis an. Dank der neuen Angebote würde eine nahtlose Verbindung bei der Aus- und Weiterbildung zur Allgemeinmedizin geschaffen.
Dabei erinnerte Matheis auch an den Quereinstieg Allgemeinmedizin – die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sei die erste gewesen, die diesen Quereinstieg eingeführt habe und der bereits stark nachgefragt werde.
Dass die Kliniken mit im Boot sind, begründete Gaß mit dem Wissen, dass die Allgemeinmedizin eine wichtige Säule der medizinischen Versorgung sei. Die Krankenhäuser insbesondere auf dem Land seien darauf angewiesen, dass die hausärztliche Versorgung vor Ort funktioniere.