AOK-Familienstudie
Viel zu wenig Bewegung bei Kindern
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Viele Kinder nehmen sich an Eltern ein schlechtes Vorbild, wenn es um Bewegung geht. Das hat die AOK-Familienstudie ergeben.
Veröffentlicht:BERLIN. Nur 45 Prozent der Eltern in Deutschland bewegen sich gemeinsam mit ihren Kindern. Bei Vier- bis Sechsjährigen sind es immerhin 57 Prozent, nur noch 27 Prozent bei den elf bis 14 Jahre alten Kindern.
Bewegungsarmut ist dabei eng verknüpft mit Übergewicht und Adipositas: Bei drei Vierteln der normalgewichtigen Eltern gehört körperliche Aktivität zur Freizeit, bei den Übergewichtigen und Adipösen sind es nur noch 33 und 43 Prozent.
Dabei ist ein BMI von über 25 ein Massenphänomen: 72 Prozent der Väter und 50 Prozent der Mütter zählen dazu.
"Wir haben ein dickes Problem", so kommentiert der stellvertretende Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes Jens Martin Hoyer die am Montag vorgestellte Familienstudie seiner Kasse in Berlin.
4900 Eltern befragt
Die vom IGES-Institut durchgeführte Studie basiert auf einer Repräsentativumfrage unter knapp 4900 Eltern. Einzelergebnisse:
»Nur jedes zehnte Kind bewegt sich moderat im Rahmen der WHO-Empfehlung von 60 Minuten täglich. Im Durchschnitt bewegen sich alle Kinder nur an 3,6 Tagen pro Woche.
»39 Prozent der Kinder leiden unter schlechter Laune, 19 Prozent haben Einschlafprobleme, zehn Prozent fast regelmäßig Bauchschmerzen. Auch hier zeigt sich ein Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Problemen und Bewegungsarmut.
»Neben dem Vorhandensein von Übergewicht haben zeitliche und psychische Probleme sowie Partnerschaftskonflikte negativen Einfluss auf die Bewegung der Kinder.
»Jeweils über 80 Prozent der Eltern wünschen sich für ihre Kinder mehr Spielmöglichkeiten im Freien: Spielplätze und Parks, gut erreichbare Sportplätze, Turnhallen oder Schwimmbäder. Je besser das Radwegenetz, umso häufiger nutzen Eltern und Kinder gemeinsam das Fahrrad.
Prävention in Lebenswelten
Aufgrund hoher Versichertenzahlen und ortsnaher Organisation nutze die AOK Möglichkeiten der Prävention in Lebenswelten, zum Beispiel durch Gesundheitspartnerschaften etwa mit dem Deutschen Handballbund.
Allein damit erreiche man seit 2015 jährlich über 100.000 Kinder und Jugendliche, so Hoyer. Als Krankenkasse sei man aber nicht für die kommunale Infrastruktur zuständig.
Gerade die ist aber ein gravierender Schwachpunkt: Insgesamt beläuft sich der Investitionsstau in den Kommunen auf 159 Milliarden Euro, 23 Prozent entfallen auf Sportstätten, und zwar regional sehr unterschiedlich verteilt, so Gerd Landsberg vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.
Das bisher geltende Kooperationsverbot für eine Kofinanzierung kommunaler Investitionen durch den Bund sei hinderlich gewesen. (HL)