Darmkrebsvorsorge

Ärger über GBA

Die Felix Burda Stiftung und Patientenvertreter beklagen vertane Chancen bei der Reform der Darmkrebs-Früherkennung.

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Künftig sollen Männer ab 50 Jahren einen Anspruch auf eine Darmspiegelung im Rahmen des Screenings erhalten. Das ist eine der Neuerungen, die der GBA beschlossen hat.

Künftig sollen Männer ab 50 Jahren einen Anspruch auf eine Darmspiegelung im Rahmen des Screenings erhalten. Das ist eine der Neuerungen, die der GBA beschlossen hat.

© Henry Schmitt / stock.adobe.com

BERLIN. Die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses zum Darmkrebsscreening stößt auf ein kritisches Echo.

So ärgert die Vorsitzende der Felix Burda Stiftung, Dr. Christa Maar, dass Empfehlungen der Fachgesellschaften zu wenig berücksichtigt worden seien und man mit der verabschiedeten Richtlinie hinter dem zurückbleibe, was in anderen Ländern bereits üblich sei.

Ihr Eindruck: Die Fachgesellschaften würden zwar zu Stellungnahmen aufgefordert, doch was sie zu sagen hätten, interessiere nicht.

"Nicht einmal dann, wenn alle Fachgesellschaften sich, was selten genug vorkommt, auf ein gemeinsames Konzept geeinigt haben, wie man der Darmkrebsvorsorge zum Erfolg verhelfen könnte", kritisiert Maar.

Für dieses Vorgehen fehle ihr das Verständnis. Seit Jahren würden die zu geringen Teilnahmeraten bei der Darmkrebsvorsorge beklagt, jetzt gäbe es die Möglichkeit ein fortschrittliches Konzept umzusetzen, das die Raten erhöhen könne, doch dazu fehle offenbar der Wille.

Auch Patientenvertreter ärgern sich

Maar ärgert sich besonders darüber, dass der Einladung zum Screening kein zertifizierter iFOBT-Test inklusive eines frankierten Rückumschlages beigelegt werden soll. So seien in den Niederlanden Teilnahmeraten von bis zu 70 Prozent erreicht worden. In Deutschland liegen diese zwischen 12 und 15 Prozent.

Zudem könne dadurch die Akzeptanz des Darmkrebs-Screenings erhöht werden, wie erst eine kürzlich veröffentlichte Studie aus den Niederlanden belegt.

Auch die Patientenvertreter im GBA kritisieren die Richtlinie in der verabschiedeten Form. Sie ärgern sich unter anderem darüber, dass sich im Einladungsschreiben kein Hinweis auf familiäre Darmkrebserkrankungen finden soll. "Hiermit könnten die Anspruchsberechtigten und deren Familien für diese besondere, oft unerkannte tödliche Gefahr sensibilisiert werden."

Darauf sei leider verzichtet worden. Die Patientenvertreter hatten sich auch dafür ausgesprochen, bereits Männer ab 45 Jahre und Frauen ab 50 zum Screening einzuladen.

Der GBA hat allerdings beschlossen, dass gesetzlich Versicherte generell erst ab 50 Jahren zum Screening eingeladen werden. Hintergrund ist der ab dann bestehende Leistungsanspruch, wonach im Alter von 50 bis 54 Jahren Frauen und Männer jährlich einen immunologischen Test (iFOBT) auf occulte (nicht sichtbare) Blutspuren im Stuhl durchführen lassen können. Männer können sich in diesem Zeitfenster alternativ auch für eine Koloskopie entscheiden.

Versicherte Männer und Frauen ab dem Alter von 55 Jahren können dann zwischen einem Test auf occultes Blut im Stuhl, der alle zwei Jahre durchgeführt wird und einer Koloskopie entscheiden.

Wirksam werden sollen die Neuregelungen zum 1. Juli 2019. (chb)

Dieser Beitrag wurde  korrigiert am 24.7.2018. In der vorherigen Fassung hieß es, dass Frauen erst ab 55 Jahren zum Screening eingeladen würden.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 25.07.201809:11 Uhr

Und warum, in aller Welt...

steht auch in der zukünftigen Neufassung der Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie/KFE-RL) weiterhin vom 50. bis 55. Lebensjahr 1 x jährlich iFOBT für Frauen und Männer und ab 56 Jahren ausgedünnt nur noch alle 2 Jahre ein iFOBT-Test?

Insbesondere dann, wenn aus welchen Gründen auch immer, patienten-seitig (ab 2019 mit 50 Jahren bei Männern) mit 55 und 65 Jahren keine Präventiv-Koloskopien durchgeführt werden, wird damit doch das Auftreten von Intervallkarzinomen geradezu gefördert.

Mit welcher Begründung will der GBA ausgerechnet dann, wenn Darmkrebs-Prävalenz und –Inzidenz am stärksten ansteigen, die iFOBT-Untersuchungsfrequenzen entscheidend ausdünnen? Oder sollen etwa damit die Präventiv-Koloskopie-Verweigerer diszipliniert oder gar bestraft werden?

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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