Falsche Hochrechnungen
PKV kontert Stiftung Warentest
Die PKV wehrt sich gegen ihr schwaches Abschneiden bei einem Check der Zeitschrift "Finanztest". Dort hieß es, dass nur 34 der untersuchten 107 Tarife zur privaten Krankenversicherung gut oder sehr gut seien. Jetzt kontert der PKV-Verband: Die Bewertungen sind zu undifferenziert.
Veröffentlicht:KÖLN. Die jüngsten Aussagen der Stiftung Warentest zur privaten Krankenversicherung sind viel zu pauschal, kritisiert der PKV-Verband. Außerdem seien die Kriterien für die Bewertungen zu undifferenziert und nicht transparent genug.
Stiftung Warentest hatte am Dienstag die Ergebnisse der neusten Untersuchungen zur PKV vorgestellt. Sie sind in der Mai-Ausgabe von "Finanztest" veröffentlicht. Die Tester haben 107 Tarife unter die Lupe genommen. Im Fokus stand das Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei fünf Angeboten bewerteten sie es als "sehr gut", sie stammten von Concordia, HUK-Coburg und Provinzial Hannover. Acht Tarife schnitten "mangelhaft" ab, das waren Angebote von Gothaer, Central, Mannheimer, UKV und Münchener Verein.
Viele Unternehmen hätten ihre Angebote deutlich verbessert, lobte Stiftung Warentest zwar. Vor allem angesichts der Belastung durch hohe Prämien im Alter solle ein Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung aber gut überlegt sein. "Rundum empfehlenswert ist eine private Krankenversicherung nur für Beamte", lautet ein Urteil der Tester.
PKV: "Schiefe Vergleichsmaßstäbe"
Zu Ratings und Rankings einzelner Unternehmen äußere sich der PKV-Verband grundsätzlich nicht, betont Sprecher Stefan Reker. Anders sieht es bei den globalen Einschätzungen zur privaten und zur gesetzlichen Krankenversicherung aus.
"Die Betrachtung einzelner Punkte ist weder genau noch überzeugend", sagt er. Die Gegenüberstellung der Leistungen in den beiden Systemen sei nicht immer nachzuvollziehen. "Es gibt zum Teil schiefe Vergleichsmaßstäbe. Aus ihnen kann man keine richtigen Erkenntnisse ableiten."
Die Tester weisen darauf hin, dass bei einem Versicherten, der mit Mitte 30 in die PKV eintritt, die Beiträge beim Renteneintritt um das Dreifache gestiegen sein können. "Auch in der GKV hat sich der Höchstbeitrag in diesem Zeitraum verdreifacht", sagt Reker.
Bei der Vorstellung der Ergebnisse vor Journalisten hatte Holger Rohde, Wissenschaftlicher Leiter Versicherungen und Recht bei der Stiftung, allerdings auf diesen Fakt aufmerksam gemacht.
Die Stiftung betont darüber hinaus, dass Rentner in der GKV in der Regel nicht den Höchstsatz zahlen und dass die Hochrechnung für die PKV-Beiträge noch konservativ war.
Ein weiterer Kritikpunkt Rekers: In der Hochrechnung der Beiträge bis ins Rentenalter vernachlässigt Stiftung Warentest die Tatsache, dass ab dem Alter 60 der zehnprozentige Beitragszuschlag wegfällt. Zudem entfalle im Rentenalter der Krankentagegeldtarif. "Relevante Faktoren sind bei der Analyse offensichtlich außer Acht gelassen worden."
Experte moniert handwerkliche Fehler
Heftige Kritik an Stiftung Warentest kommt auch von dem auf die PKV spezialisierten Versicherungsmakler Sven Hennig, der häufig selbst auf Mängel in der Branche hinweist. Er wirft den Testern in seinem Blog eine Reihe von handwerklichen Fehlern vor - bei der Auswahl der Kriterien und der Ermittlung der Testergebnisse.
Auch Hennig stören die pauschalen Aussagen. Sie verunsichern, helfen aber nicht, findet er. Seiner Meinung nach kann man selbst eine Bewertung wie 'die PKV sei für Beamte immer gut‘ nicht aufrechterhalten.
"Gerade Beamte in niedrigeren Besoldungsstufen, Referendare, aber auch Menschen, die nicht dauerhaft im Beamtenverhältnis bleiben wollen, auch diese sollten sehr genau überlegen, ob die PKV das richtige System für sie ist", schreibt Hennig.
Er ironisiert einige der Erläuterungen in Finanztest. So weisen die Autoren darauf hin, dass Privatversicherte die Rechnung nach dem Arztbesuch gleich mitbekommen und diese zunächst selbst begleichen müssen.
Die Redaktion kenne anscheinend keinen PKV-Versicherten und keinen Arzt, schreibt der Makler. "Ich bin seit mehr als 16 Jahren in der PKV versichert und habe exakt einmal eine Rechnung mitbekommen, das war bei einem Zahnarzt in New York."