Studie
Rauchen ist das Laster der Pflegekräfte
Jede dritte Pflegekraft in Deutschland raucht bis zu einer Schachtel Zigaretten während der Arbeit. Der Grund ist oft Stress – und das Wissen um risikoreduzierte Produkte gering.
Veröffentlicht:BERLIN. Pflegekräfte rauchen häufiger als der Durchschnitt der Bevölkerung. 31 Prozent der Alten- und Krankenpflegekräfte in Deutschland greifen regelmäßig zur Zigarette, im Schnitt rund 19 Mal je Arbeitstag. Unter den Pflegeschülerinnen und -schülern raucht derzeit sogar jeder zweite.
Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Psyma Health & Care im Auftrag des Tabakkonzerns Philip Morris hervor.
Als Hauptgrund für das Rauchen während der Arbeitszeit gaben mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) den kollektiven Gang mit Kollegen in die Raucherzonen der Kliniken und Pflegeeinrichtungen an, gefolgt vom Gefühl, zur Bewältigung von Stress- und Belastungssituationen rauchen zu müssen (28 Prozent).
Nur jede sechste befragte Pflegekraft (15 Prozent) bezeichnete ihre Arbeitsbedingungen als „absolut in Ordnung“, 53 Prozent stellten einen Zusammenhang zwischen Beruf und Rauchen her.
Bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse am Rande des Pflegetags in Berlin rechnete eine Krankenschwester vor, dass rauchende Kollegen im Schnitt eine Schicht je Woche wegen des Rauchens vor der Tür ihrer Station verbrächten.
In der Gesamtbevölkerung liegt die Rauchprävalenz ausweislich des Mikrozensus von 2017 zwischen 22,4 Prozent bei Frauen und 29 Prozent bei Männern.
Mangelndes Wissen über die Schädlichkeit des Rauchens
In den Pflegeberufen sind Frauen deutlich überrepräsentiert, was nach Ansicht von Studienleiterin Stephanie Hollaus die Diskrepanz der Rauchprävalenz zwischen den Pflegeberufen und der Gesamtbevölkerung sogar noch verstärke.
Trotz der Tätigkeit in einem Gesundheitsberuf ist das Wissen um die Schädlichkeit des Rauchens unter den Befragten nicht allzuweit verbreitet.
57 Prozent der Befragten haben noch nie versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. 77 Prozent hatten im Jahr vor der Umfrage keinen Versuch zum Rauchstopp unternommen.
Lediglich 39 Prozent schätzten korrekt ein, dass in erster Linie die Schadstoffe, die bei der Tabakverbrennung entstehen Gesundheitsrisiken auslösen, weniger das im Tabak enthaltene Nervengift Nikotin.
94 Prozent der Befragten konnten zunächst mit dem Begriff der Schadensminimierung (harm reduction) nichts anfangen. Nach Aufklärung gab rund ein Viertel der Befragten (27 Prozent) an, sie könnten sich einen Umstieg auf risikoreduzierte Produkte vorstellen.
Der wissenschaftliche Sprecher der Philip Morris GmbH, Dr. Alexander Nussbaum, verwies darauf, dass die breite Verfügbarkeit des Kautabaks Snus und die Popularität von E-Zigaretten in Großbritannien dazu geführt habe, dass diese beiden Länder mit sieben Prozent und 17 Prozent die niedrigsten Raten an Zigarettenrauchern in der EU aufwiesen.
Für die Umfrage wurden 120 examinierte Pflegekräfte, darunter 30 in leitenden Funktionen, befragt.