DAK-Studie
Suchtfalle Whatsapp, Instagram und Co.
Tausende Teenager in Deutschland sollen süchtig nach Social Media sein. Das zeigt eine Umfrage der DAK-Gesundheit. Die Folge: Das Liken auf Instagram, Snapchat und Co. wird für viele Minderjährige zum Leiden - und ihnen drohen ernste gesundheitliche Gefahren.
Veröffentlicht:BERLIN. Schlafmangel, Realitätsflucht, Dauerstreit mit den Eltern – und Depressionen: Wenn Kinder und Jugendliche ständig online sind, kann das Folgen haben. Whatsapp, Instagram, Snapchat oder Facebook können sogar süchtig machen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Suchtfragen und der DAK-Gesundheit auf der Basis einer repräsentativen Stichprobe des Forsa-Instituts unter 1001 Jugendlichen zwischen 12- und 17-Jahren.
2,6 Prozent der Befragten wiesen eine Abhängigkeit nach der "Social Media Disorder Scale" (doi: 10.1016/j.chb.2016.03.038) vom Umgang mit Sozialen Medien auf.
Hochgerechnet könnten also bereits 100.000 Jugendliche in Deutschland in einen Zusammenhang mit pathologischem Internetgebrauch gebracht werden, sagte DAK-Chef Andreas Storm bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse am Donnerstag in Berlin.
Katalog psychischer Erkrankungen soll erweitert werden
Soziale Medien und Depressionen
» Jede dritte Person mit auffälliger Social Media-Nutzung berichtet über zusätzliche depressive Symptomatik.
» Depressionen treten weitaus häufiger bei Jugendlichen mit Social Media Disorder auf.
» 8,2 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen weisen eine depressive Symptomatik auf.
Das Problem hat längst eine internationale Dimension. Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) arbeitet daran, die Sucht nach Videospielen in den Katalog psychischer Erkrankungen aufzunehmen.
Die weit überwiegende Mehrheit der Jugendlichen (85 Prozent) nutzt soziale Medien täglich, weitere acht Prozent an fünf bis sechs Tagen in der Woche. Über alle Altersstufen hinweg liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer pro Tag bei 166 Minuten. Dazu kommen weitere Stunden mit YouTube und mit Computerspielen.
Die Mädchen waren dabei im Schnitt drei Stunden pro Tag in sozialen Medien unterwegs - und somit eine halbe Stunde länger als die Jungen.
Ein Drittel der jungen Menschen nutzen ausweislich der Befragungsergebnisse oft soziale Medien, um unangenehme Dinge in ihrem Leben zu verdrängen.
Exzessive Nutzung von Medien könne auf Depressionen hinweisen, sagte Professor Rainer Thomasius vom UKE in Hamburg.
"Aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht gibt es keine Abhängigkeit von Sozialen Netzwerken und Computerspielstörungen, wenn nicht eine behandlungsbedürftige psychische Begleitstörung vorhanden ist", sagte er am Donnerstag.
Dabei sei aus wissenschaftlicher Sicht noch unklar, ob die Depression die Mediensucht auslöse oder umgekehrt.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, sagte, sie verdamme die sozialen Medien nicht. Die im Koalitionsvertrag von Union und SPD angelegte Digitalisierung des Schulunterrichts müsse damit einhergehen, Kindern und Jugendlichen im Unterricht Orientierung in der Onlinewelt zu geben und Suchtpotenziale zu beschränken.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gefährliche Erreichbarkeit