E-Health

Digitalisierungsturbo für das Gesundheitswesen präsentiert

Sechs Verbände und Organisationen aus dem Gesundheitswesen stellen in einem gemeinsamen Papier Eckpfeiler für die digitale Transformation der Versorgung vor.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Das digitalisierte Gesundheitswesen – bisher eher graue Theorie als gelebte Wirklichkeit?

Das digitalisierte Gesundheitswesen – bisher eher graue Theorie als gelebte Wirklichkeit?

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BERLIN. Der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens fehlt der Drive. Dieser Ansicht sind zumindest das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), der Bundesverband Managed Care (BMC), der Bund zur Verbreitung digitaler Innovationen im Gesundheitswesen (BVdIG), das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF), die Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen (GRPG) sowie der Verband digitale Gesundheit (VdigG).

Ihrem Ärger über das mangelnde Tempo haben sie jetzt, wie bereits kurz berichtet, Luft gemacht – in einer gemeinsamen Erklärung zu den "Eckpfeilern für eine digitale Transformation des deutschen Gesundheitswesens".

Als ihre Eckpfeiler benennen sie:

  • Der auf Paragraf 630g fußende Rechtsanspruch der Patienten auf die digitale Verfügbarkeit ihrer Daten solle endlich umgesetzt werden.
  • Digitale Anwendungen und Lösungen sollen zwingend interoperabel sein und sich – wo sinnvoll – an internationalen Standards orientieren. Dafür solle Paragraf 291d SGB V um praxisrelevante und intersektorale Schnittstellenlösungen, die auch die Bereiche Apotheken, Pflege, Reha und Heilmittelerbringer umfassen, verbindlich ergänzt werden.
  • Der Ärztetag solle im Mai in Erfurt ein Zeichen für die bundesweit einheitliche Lockerung des Fernbehandlungsverbotes für Ärzte und andere Berufsgruppen über Pilotprojekte hinaus setzen und die Musterberufsordnung für Ärzte entsprechend anpassen.
  • An der Digitalisierung sollen über Ärzte und Bürger/Patienten hinaus alle Gesundheitsprofessionen sowie öffentliche und private Kostenträger – einschließlich der Beihilfestellen und Berufsgenossenschaften – beteiligt werden.
  • Die Digitalisierung solle für die Leistungserbringer Pflicht, für die Patienten freiwillig sein.
  • Patienten müssten eine freiwillige Spende ihrer Daten zu Forschungszwecken nicht nur rechtlich, sondern auch technisch einfach möglich sein.
  • Für die Akteure im Gesundheitswesen solle ein dauerhaftes und angemessenes Innovationsbudget für digitale Versorgungsmodelle im Rahmen selektivvertraglicher Regelungen geschaffen werden, um solche Angebote ausreichend und vergleichend auf Evidenz evaluieren zu können.
  • Analog zum Ausbau der Gesundheitskompetenz ("Health Literacy") solle die "Digital Health Literacy" gefördert werden – nicht nur bei Patienten, sondern insbesondere auch in der Politik und bei allen Akteuren im Gesundheitswesen.
  • Bund und Länder müssten für einen flächendeckenden Breitbandausbau und eine umfassende Internetverfügbarkeit sorgen, nicht zuletzt, um in strukturschwachen Regionen die Gesundheitsversorgung langfristig auch mithilfe von E-Health-Anwendungen aufrechterhalten zu können.
  • Es bedürfe eines gesamtgesellschaftlichen ethischen Diskurses darüber, für welche Bereiche und Anwendungen der Digitalisierung künftig opt-in/opt-out-Lösungen festzulegen sind. Als Beispiel dienten die Organspende oder Patientenverfügung.

Die Verbände und Organisationen verstehen ihr Digitalisierungs-Postulat als Anstoß für eine Diskussion zur zielführenden, zügigen Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens.

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Kommentare
Dr. Christoph Schay 13.03.201813:27 Uhr

Wohin IT?



die Infrastrukturmaßnahmen der Digitalisierung schreiten voran. Wir haben unsere Praxis auf Druck des Telefonanbieters auf VOIP umstellen müssen. Die an der bisherigen reibungslos funktionierenden Telefonanlage angeschlossenen Gerät wie Alarmanlage und Faxgerät wurden modernisiert. Wartungsverträge haben wir abgeschlossen.
Seit der Umstellung häufen sich in unerträglicherweise die Fehler der IT und wir sind oftmals von den vorhandenen Kommunikationswegen abgeschlossen. Am heutigen Tag beanspruchte ein kardialer Notfall die volle ärztliche Aufmerksamkeit und sollte in einer hiesigen Klinik vorgestellt werden. Die Leitungen waren wieder einmal "tot" Das dann bei der Suche nach einer Lösung unerträgliche Warteschleigen und inkompetente Mitarbeiter der unterschiedlichen Anbieter nicht in der Lage sind Abhilfe zu schaffen lässt mich ungutes für die digitale Zukunft erahnen.("Wir schalten uns per Team Viewer zu, ach sie haben kein Internet") Bei allem Verständnis für den modernen Hype und die versprochenen prächtigen IT Lösungen, die Arbeit vor Ort in der Praxis, die Betreuung der Patienten, darf und sollte nicht darunter leiden müssen. Für die KBV als Körperschaft, die auch mich als niedergelassenen Arzt vertritt, reicht es doch nicht aus, den undurchdachten Vorgaben der Politik blind zu folgen. Da erwarte ich mehr Widerspruch und natürlich müssen Verantwortliche benannt werden. Durchdachte Lösungen aber auch klare Vorgaben die praxisrelevant sind und den Patienten nicht schaden sind zu fordern. An einem Tag wie heute hätten wir darüber hinaus nicht einen Versichertenstammdatenabgleich vornehmen können. Geht das so weiter lobe ich mir wieder Papier und Stift.
MFG
Dr. Schay

Dr. Wolfgang Albrecht 11.03.201802:51 Uhr

Was ich nicht wollte

Da hätte ich statt Medizin besser IT studiert, wollte ich aber nicht. Will ich auch jetzt nicht. Digitalisierung macht keinen gesund.

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