Fitnessbranche setzt auf Kooperation mit Ärzten
Die Betreiber von Fitnessstudios wollen verstärkt mit Ärzten zusammenarbeiten. Denn in den Anlagen werden zunehmend Präventionsangebote nachgefragt. Das ergab eine aktuelle Studie.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Für die Betreiber von Fitnessstudios wird die Kooperation mit Ärzten und Krankenkassen nach eigener Einschätzung zunehmend wichtig. Gleiches gelte für die steuerliche Begünstigung der Gesundheitsförderung bei Unternehmen - immer mehr Firmen handelten spezielle Konditionen für ihre Mitarbeiter aus und machen aus Sicht der Anlagenbetreiber Gesundheitsmanagement zum Teil ihrer Unternehmensphilosophie.
Das sind zwei klar erkennbare Trends, die eine aktuelle Studie zum deutschen Fitnessmarkt der Unternehmensberatung Deloitte zum Vorschein bringt. Die Untersuchung erstellte Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV).
Gesundheitsbewusstsein begünstigt Kooperationen
Grundlage für das sich abzeichnende, größere Kooperationspotenzial für Ärzte und Fitnessstudios ist aus Sicht der befragten Fitnessbetreiber das stetig steigende Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung. Nach den Studienautoren stellt dies "daher einen ausschlaggebenden Faktor für die Weiterentwicklung der Fitnessbranche dar".
Mit dem stärkeren Gesundheitsbewusstsein der Studiobesucher einher gehe auch die steigende Nachfrage nach gesundheitsorientierten Sportangeboten - auch und gerade in den Fitnessanlagen.
Die Fitnessanbieter attestieren ihren Kunden laut Studie auch eine zunehmende Eigeninitiative in Sachen Prävention. Als Beispiel für vorsorgeorientierte Angebote in Fitnessstudios nennen die Unternehmensberater das gezielte Rückentraining.
Gefragt seien neben dem klassischen Fitnessprogramm aber auch ergänzende Themen wie die individuelle Ernährungsberatung oder die Unterstützung beim Abnehmen - beides klassische Selbstzahlerangebote, die Ärzte sowohl in der Praxis als auch im Fitnessstudio anbieten können.
In der Studie identifizieren die Vertreter der Fitnessbranche noch zwei weitere Trends, die aus der IGeL-Perspektive betrachtet interessant für Vertragsärzte sein können. Zum einen sei aus Betreibersicht eine stärkere demografische Segmentierung festzustellen.
Hierzu zählten laut Studie insbesondere die Gruppe der über 50-Jährigen, so genannten "Best Ager", die zunehmend gesundheitsorientiert lebten. An Bedeutung gewinnen wird nach der Untersuchung auch die Kinderfitness - etwa zur Adipositas-Prävention oder zur Therapie bei Haltungsproblemen.
Über die Modalitäten der Kooperation mit Fitnessstudios können sich Ärzte frei mit den Betreibern verständigen.
Die Basis für die medizinische Kooperation mit den Fitnessanbietern stellt Paragraf 23 b der Musterberufsordnung für Ärzte dar. Dieser ermöglicht es ihnen nach Aussage von Dr. Frank A. Stebner, Fachanwalt für Medizinrecht in Salzgitter, "sich mit anderen Selbstständigen im Gesundheitswesen zur eigenverantwortlichen Berufsausübung zusammenzuschließen" .
Wichtig ist jedoch, dass Ärzte ihren Patienten die erbrachten Selbstzahlerleistungen in Rechnung stellen - auf GOÄ-Basis.
Auch eine Option: Fitnessstudios in Ärztehand
Dass Ärzte bei der Kooperation mit Fitnessstudios nicht unbedingt auf externe Anbieter angewiesen sind, zeigt das Beispiel des Ärztenetzes Medizin und Mehr (MuM) aus Bünde. Die Ostwestfalen betreiben unter ihrem Namen gleich mehrere Fitnessstudios - mit verschiedenen, indikationsspezifischen Schwerpunkten. Die Studios lassen sich dabei sowohl zu medizinischen als auch zu reinen Fitnesszwecken nutzen.