Studie

Deutsche Ärzte nehmen sich rund sieben Minuten Zeit pro Patient

"Förderung der sprechenden Medizin" lautet eine häufig gehörte Forderung hierzulande. Eine Metaanalyse zeigt: Ob sich ein Allgemeinarzt Zeit für seine Patienten nimmt, hängt nicht unbedingt von der Ressourcenausstattung des Gesundheitssystems ab.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Zeit für Patienten? Im internationalen Vergleich sind deutsche Ärzte hier offenbar nur Mittelmaß.

Zeit für Patienten? Im internationalen Vergleich sind deutsche Ärzte hier offenbar nur Mittelmaß.

© Jose Manuel Gelpi /Fotolia

NEU-ISENBURG. Im Durchschnitt nimmt sich ein deutscher Hausarzt rund siebeneinhalb Minuten Zeit für einen Patienten. Im internationalen Vergleich ist das bestenfalls Mittelmaß – auf Augenhöhe mit Simbabwe und Bahrain. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die jetzt im Fachmedium BMJ veröffentlicht wurde.

Für die Metaanalyse wurden 178 Studien ausgewertet. Die früheste, heißt es, stamme aus Großbritannien und datiere aus 1952. Bei der jüngsten Studie handele es sich um eine Langzeitbeobachtung aus den Jahren 2007 bis 2014. Insgesamt seien 178 Studien aus 67 Ländern gesichtet worden, mittels derer über 28 Millionen Hausarztkontakte ("primary care") erfasst wurden.

Verzerrungseffekte ergeben sich im Ländervergleich aus unterschiedlicher Studien-Anzahl. So konnte für Deutschland auf lediglich eine Publikation zurückgegriffen werden. Dagegen ließ sich die durchschnittliche hausärztliche Kontaktdauer in den USA an 26 Erhebungen nachvollziehen. Zweithäufigste Daten-Lieferanten waren Australien und Großbritannien mit jeweils 16 Publikationen.

Geld spielt keine Rolle

Für 18 Länder, die rund die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren, sei ein hausätzlicher Patientenkontakt von durchschnittlich fünf Minuten oder weniger zu konstatieren, so die Autoren. Dabei scheinen die nationalen Gesundheitsausgaben hinsichtlich der Dauer eines Arzt-Patienten-Kontakts keine Rolle zu spielen.

Mit die meiste Zeit nehmen sich Hausärzte nicht nur in reichen Ländern wie etwa Schweden, den USA, Norwegen, Finnland oder der Schweiz. Auch in Bulgarien, Russland, Portugal oder Peru müssen oder wollen sich Hausärzte nicht hetzen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung des Syphilis-Erregers.

© Christoph Burgstedt / stock.adobe.com

Hinweis von Infektiologin

Syphilis täuscht Rheumaerkrankungen und Schübe vor

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (l.) bei der Übergabe des Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen an Jürgen Dusel, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Verena Bentele, Sprecherin des Deutschen Behindertenrats.

© picture alliance/dpa | Carsten Koall

Aktionsplan vorgelegt

Lauterbach forciert Umbau zu barrierefreien Arztpraxen