Ärzte brauchen Vertrauen und Fairness

BERLIN (HL). Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hat gestern bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses einen fundamentalen Mentalitätswandel in Politik und Gesellschaft gefordert: die Wiederherstellung von Vertrauen und Fairness.

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Eröffnungsveranstaltung zum Hauptstadtkongress 2010: Alles, was Rang und Namen hat, war da. © Bauchspieß

Eröffnungsveranstaltung zum Hauptstadtkongress 2010: Alles, was Rang und Namen hat, war da. © Bauchspieß

© Bauchspieß

Das gegenwärtige - durchaus gute - Gesundheitssystem sei durch Bürokratie, Misstrauen und überzogene Kontrolle gekennzeichnet. "Nicht der gute Arzt ist der Gewinner, sondern derjenige, der sich im System am besten auskennt und die EDV zur Budgetoptimierung einsetzt." Das habe nichts mit Therapiefreiheit zu tun und gefährde eine gute Patientenversorgung, sagte Rösler.

Es reiche aber nicht aus, Gesetze und Verordnungen zu streichen und Bürokratie abzubauen. Notwendig sei eine neue Grundmentalität in der Gesellschaft und im Gesundheitswesen, die heute vom tiefen Glauben an den Staat und nicht an die Menschen bestimmt sei.

Die wichtigste Rolle spiele dabei der informierte mündige Patient, dessen Fragen den Lernwillen und die Qualitätsverbesserung von Ärzten am besten fördere. Es lohne sich, Patienten zur Eigenverantwortung zu ertüchtigen, auch wenn es immer bei einer  Informationsasymmetrie zwischen Arzt und Patient bleiben werde.

Gegenwärtig beherrschend sei das Gefühl bei Ärzten, in einem System der unfairen Konkurrenz zu leben. Neben einem Grundvertrauen in die Akteure will Rösler Transparenz und Verständlichkeit für Kosten und Leistungen verbessern. Aus diesem Grund sollen die Optionen für die Kostenerstattung in der gesetzlichen Krankenversicherung erweitert werden. Der Minister sieht dies auch als Beitrag zu Qualitätsverbesserung.

Die Freiheitsgrade für Patienten, Versicherte, Ärzte und Krankenkassen sollen mit fairen Wettbewerb erhöht werden. Auch für den liberalen Gesundheitspolitiker bleibt eines unverzichtbar: Die Solidarität der starken Gesunden mit den schwachen Kranken. Rösler: "Das darf nie in Frage gestellt werden!"

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Kommentare
Uwe Schneider 09.05.201013:48 Uhr

Etwas mehr Misstrauen, Herr Rösler!

Ein bißchen grundlegendes anthropologisches Misstrauen sollte sich Herr Rösler schon bewahren. Unser modernes Gemeinwesen beruht auf einen System von "checks and balances" weit über die staatliche Gewaltenteilung hinaus - und ist damit insgesamt gut gefahren. Ein einzelner Mensch darf nie zu viel Macht (respektive ungezügelte Freiheit) haben. Gegenseitige Kontrolle ist ein elementarer Bestandteil des Zusammenlebens. Was nicht heißen soll, das nicht manche Kontrollmechanismen in der GKV anders und einfacher gestaltet werden könnten. Ein radikaler Abbau des Kontrollniveaus wäre aber wohl nicht richtig - sonst wäre der Ehrliche doch wieder der Dumme.

Und aufgrund bestehender Informationsasymmetrien werden Patienten und Versicherte allein nicht die notwendige Kontrolle über die Leistungserbringer ausüben können. Bei allen Verbesserungen, die man hier anstreben sollte, sind doch institutionalisierte Kontrollen durch die Kostenträger (Krankenkassen) erforderlich.

Im Übrigen: Die Transparenz für die Versicherten liese sich auch ohne Kostenerstattung steigern, z.B. durch Patienten- und Versichertenquittungen. Das verursacht zwar Kosten, die dürften aber immer noch deutlich unter den hohen Verwaltungsaufwendungen für ein Kostenerstattungssystem liegen (man vergleiche nur die etwa doppelt so hohen Verwaltungskosten der PKV im Vergleich zur GKV).

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