Anstoß zu einer Debatte um Versorgung bei knappen Mitteln / Schröder: Selbstverwaltung ohne Alternative

MAINZ (HL). Mit der von ihm angestoßenen Debatte um eine Priorisierung in der medizinischen Versorgung hat Bundesärztekammer-Präsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe nach eigenem Bekenntnis das Tabu gebrochen, das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik nicht in Frage zu stellen.

"Wir Ärzte wollen keine Rationierung, aber wir wollen auch nicht für den staatlich verordneten Mangel in den Praxen und in den Kliniken verantwortlich gemacht werden", sagte Hoppe am Dienstag bei der Eröffnung des 112. Deutschen Ärztetages in Mainz.

Jörg-D. Hoppe: "Wir wollen keine Rationierung".

Jörg-D. Hoppe: "Wir wollen keine Rationierung".

© Fotos: sbra

Politik und Gesellschaft forderte er auf, sich der "schmerzhaften" Diskussion über eine Priorisierung zu stellen. Dies bedeute, bei knappen Mitteln eine Auswahl unter Therapiemöglichkeiten, aber auch Krankheiten zu treffen, die im Rahmen eines vorgegebenen Budgets der Krankenkassen - 6,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - finanziert werden. Ein interdisziplinärer Gesundheitsrat soll dazu Empfehlungen für die Politik erarbeiten.

Dort stößt dieser Vorschlag auf Aversion. Bereits im Vorfeld hatte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Hoppes Idee abgelehnt. In ihrer Vertretung wies Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder auf die Verantwortung der Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen hin, die medizinische Versorgung sicherzustellen. Niemand habe dafür eine bessere Kompetenz. Ausdrücklich würdigte Schröder, dass sich der Ärztetag, der bis Freitag berät, mit der medizinischen Versorgung von Menschen mit mehrfachen Behinderungen befassen wird. Das Engagement der Kammern um Patientensicherheit und -rechte und die praktischen Erfahrungen der Ärzte würden in politische Entscheidungen eingehen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Politik auf Schmusekurs Weitere Berichte zum Ärztetag

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Kommentare
Helmut Karsch 20.05.200908:57 Uhr

Priorisierung

Es wäre schon viel gewonnen, wenn der Gesetzgeber sich aus der klebrigen Euroumarmung der Pharmaindustrie lösen könnte, um über eine Positivliste bei Arzneimitteln nachzudenken. Ob Priorisierung menschenverachtend ist( Zitat Ulla Schmidt)bleibt darhingestellt, es sei denn Ulla Schmidt deklariert das Gesundheitswesen in Schweden als menschenverachtend. Dort ist die Priorisierung der Standard. Ein System was durch politische Eingriffe entsolidarisiert wurde, in dem die Beitragsleister die Fehlbeträge ausgleichen müssen, da die Bundesanstalt für Arbeit nur Marginalbeiträge leistet für die Arbeitslosen oder die Fehlanreize, die als Boni von den Kassen für die Versicherten ausgeschütet werden, damit der Gesundheitsleistungskonsument auch alle Präventionsmaßnahmen in Anspruch nimmt oder die Beitragsfreie Mitversicherung, die wenn es sich auf Kinder bezieht, eine Gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt, aber nur von der Binnensolidarität der Beitragszahler aufgebracht und nicht von Außensolidarität der Steuerzahler.In der Summe alles Baustellen, die es zu beachten gilt. So gesehen ist die Priorisierung eine logische Konsequenz.

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