Neoplasie-Frühformen auf der Spur
Bringen Methoden wie Chromoendoskopie, virtuelle Färbeverfahren oder konfokale Laserendomikroskopie echten diagnostischen Zugewinn?
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Welche Vorteile haben moderne Endoskopietechnologien tatsächlich?
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DÜSSELDORF. In der gastroenterologischen Endoskopie zielen jegliche Vorsorgemaßnahmen und Früherkennungsprogramme darauf, heilbare Stadien, am besten Neoplasiefrühformen aufzudecken.
Viele moderne Endoskopietechniken wie "high definition television", neue Chips, erhöhte Pixelanzahl, Zoomendoskopie sowie erweiterte optische Blickwinkel erhöhen die Auflösung und das Gesichtsfeld und verbessern die Neoplasiedetektionsrate etwa im Kolon.
Bringen aber augmentäre Methoden wie Chromoendoskopie, virtuelle Färbeverfahren (NBI = narrow band imaging / FICE = Fujinon intelligent chromoendoscopy / i-scan) oder die konfokale Laserendomikroskopie außer Kosten und Zeitaufwand echten Zugewinn?
Chromoendoskopie hat ihren Nutzen bewiesen
Die Chromoendoskopie erfolgt zeitaufwendig durch topische Farbapplikation auf die Schleimhaut. Im Vergleich zur Weißlichtendoskopie konnte sie ihren Nutzen sowohl hinsichtlich der Detektionsrate als auch in der Charakterisierung neoplastischer Läsionen etwa im Kolon oder beim Barrett unter Beweis stellen.
Ausdruck fand dies sogar in einer von Kudo eingeführten Klassifikation zur Charakterisierung früher Kolonneoplasien: das "pit pattern" Oberflächenmuster der Kontrastierung der Lieberkühn'schen Krypten.
Virtuelle Färbeverfahren (NBI / FICE / i-scan) greifen in die Bildentstehung ein: Weißlicht wird in der Endoskopie zur Ausleuchtung genutzt und in einen Roten, Grünen und Blauen Kanal (RGB) übersetzt.
Algorithmen erzeugen das Bild im Computer
Diese Information wird prozessiert und am Monitor als Bild sichtbar. Die virtuelle Chromoendoskopie erfolgt durch Filter im Weißlichtstrahlengang oder durch veränderten Algorithmus bei der rechnerischen Umsetzung der Videokanalsignale R, B und G. Oberflächen- und Gefäßmuster sollen so akzentuiert und deutlicher werden.
In Studien zeigt sich eine Gleichwertigkeit zur hochauflösenden Weißlichtendoskopie bezüglich Detektionsrate und Oberflächencharakterisierung.
Dabei ist jeweils ein zentrumsabhängiger Erfahrungsschatz und damit auch eine mögliche statistische Verzerrung zu beachten. Inwieweit ein Vorteil bei der breitgefächerten Anwendung bestehen wird, bleibt abzuwarten.
Der direkte Vergleich zur Chromoendoskopie zeigt eine uneinheitliche Datenlage, tendenziell überwiegen - noch? - die Vorteile der Chromoendoskopie bezüglich der morphologischen Beurteilung bei höherem Zeitaufwand.
Unterscheidung neoplastisch / hyperplastisch möglich
Die konfokale Laserscanning Endomikroskopie (CLSM) mit Fluorescin als Fluoreszenzfarbstoff stellt auf zellulärer Ebene Gefäße, Erythrozyten, Enterozyten sowie oberflächliche Endothelzellen dar und kann zur Barrettdetektion und zur Unterscheidung neoplastisch / hyperplastisch im Sinne einer in-vivo-Histologie herangezogen werden.
Da das Gesichtsfeld sehr klein ist, erweist sich dieser "zytopathologische" Vorteil der Methode jedoch erst nach Anwendung einer virtuellen Chromoendoskopie zur Detektion eines suspekten Areals: etwa Barrettdetektion durch NBI nachfolgend weitere Charakterisierung eines neoplastischen Areals mittels CLSM und gezielte Biopsie.
Diese wissenschaftlich interessante Methode wird ihre Stärken allerdings erst noch unter Beweis stellen müssen. Insgesamt sind die neuen Detektionsmethoden eine sinnvolle und nutzbringende Ergänzung, teilweise jedoch noch nicht validiert.
Zur Person: Dr. Marcus Schmitt ist Chefarzt am Klinikum Westallgäu, Wangen