Die richtige Dosis macht's
20 Minuten Sport schützen vor Herzschwäche
Wer jeden Tag nur 20 Minuten locker Rad fährt oder spazieren geht, verzögert die Entwicklung von Herzinsuffizienz. Wer gar nichts macht oder sich zu sehr auspowert, der schadet seinem Herzen.
Veröffentlicht:STOCKHOLM. Herzinsuffizienz kann offenbar durch Bewegung vorgebeugt werden. Einer Studie des schwedischen Karolinska-Instituts zufolge gelingt das am besten mit wenigstens 20 Minuten Radfahren oder Spazierengehen am Tag.
Weniger Aktive haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko aber offenbar auch Personen, die sich körperlich stark belasten (Heart Failure, online 12. August 2015).
In der prospektiven Studie wurden 33.012 schwedische Männer (mittleres Alter 60 Jahren) zu Bewegung, und zwar aktuell und im Alter von 30 Jahren befragt. Sie sollten angeben, wie lange sie täglich für Gehen/Radfahren, Sport, Berufstätigkeit, körperliche Arbeit/Hausarbeit, Sitzen/Fernsehen und Schlaf aufwandten.
Nach den Angaben wurden feste metabolische Äquivalente (MET) und der Energieverbrauch abgeschätzt (im Median 41 MET-Stunden pro Tag).
Zusammenhang zwischen Aktivität und Erkrankungsrate
In den folgenden 13 Jahren wurde bei 3609 Männern eine Herzinsuffizienz neu diagnostiziert. Dabei zeigte sich ein U-förmiger Zusammenhang zwischen physischer Aktivität und Erkrankungsrate: Verglichen mit Männern mit medianem Energieverbrauch erhöhte sich das Risiko für ein Herzversagen umso stärker, je weiter der Verbrauch unter 40 MET-Stunden pro Tag abfiel.
In der Gruppe, die sich physisch am wenigsten anstrengte, lag das relative Risiko um 69 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe. Ein Anstieg der Erkrankungshäufigkeit war ebenso bei Werten über 47 MET-Stunden pro Tag festzustellen; bei maximaler Belastung (57 MET-Stunden pro Tag) war die Quote relativ um 31 Prozent höher als bei medianer Belastung.
Eine Assoziation zwischen Bewegung und vermindertem Herzinsuffizienzrisiko war allerdings nur bei bestimmten Aktivitäten zu erkennen. Tägliches Radfahren oder Gehen für mindestens 20 Minuten waren am effektivsten und mit einem um 21 Prozent geringeren Risiko verbunden.
Berufsbedingte Aktivität zählt nicht
Das bedeutete einer Verzögerung des mittleren Erkrankungsalters um acht Monate. Mehr als eine Stunde Sport pro Woche ging mit einer um 14 Prozent reduzierten Erkrankungsrate einher. Berufsbedingte körperliche Aktivität und Hausarbeit wirkten sich dagegen nicht auf das Auftreten einer Herzschwäche aus.
Wie sich die körperliche Aktivität im Lauf des Lebens veränderte, hatte ebenfalls Einfluss auf den Schutzeffekt: Er verschwand, wenn Männer sich zwar mit 30 ausreichend viel bewegten, mit 60 aber träge geworden waren.
Dass moderate körperliche Aktivität eine Herzinsuffizienz verzögern kann, haben auch andere Studien ergeben, so die Studienautoren. Dies wird mit günstigen Auswirkungen auf Blutdruck, Lipide und BMI sowie entzündliche Prozesse erklärt
Das häufigere Auftreten von Herzversagen bei sehr hohem Aktivitätsniveau steht jedoch im Gegensatz zu früheren Beobachtungen. Nur für Extrembelastungen wie Marathonläufe sind kardiovaskuläre Folgeschäden beschrieben.
Vermutlich könne ein starker Anstieg der Pumpleistung das Myokard schädigen, so die Studienautoren. Sie können aber auch nicht ausschließen, dass etwa bei harter körperlicher Arbeit weitere Lebensstilfaktoren hinzutreten, die selbst das Herzinsuffizienzrisiko erhöhen.