BAM-Kongress 2024

Allergologische Patienten in der Primärversorgung

Hausärzte müssen auch die Grundlagen der Allergologie beherrschen. Beim BAM-Kongress verriet Dr. Köhler, worauf es für Hausärzte ankommt und wann eine fachärztliche Behandlung indiziert ist.

Marc KehrmannVon Marc Kehrmann Veröffentlicht:
Viele Patienten in der Primärversorgung stellen sich auch mit allergologischen Beschwerden wie Heuschnupfen vor. Grundzüge der allergologischen Diagnostik sollten alle Hausärzte und Hausärztinnen beherrschen. (Symbolbild)

Viele Patienten in der Primärversorgung stellen sich auch mit allergologischen Beschwerden wie Heuschnupfen vor. Grundzüge der allergologischen Diagnostik sollten alle Hausärzte und Hausärztinnen beherrschen. (Symbolbild)

© absolutimages / stock.adobe.com

Berlin. Was kann oder muss ein Hausarzt oder eine Hausärztin auf dem Gebiet der Allergologie selbst beherrschen und was ist Aufgabe des Facharztes? Die Grundlagen der Allergologie in der hausärztlichen Sprechstunde waren Thema beim Bundesfortbildungskongress Allgemeinmedizin (BAM) im Juni in Berlin.

Für viele Ärzte in der Primärversorgung sei Allergologie ein eher lästiger Fachbereich, fand die Referentin und Allgemeinmedizinerin Dr. Katja Köhler aus Schmallenberg. Dennoch gebe es genügend Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis, die relevante allergologische Kenntnisse nötig machen: Angefangen bei Übelkeit und Erbrechen nach Pilzverzehr, über plötzlich auftretenden Hautausschlag, bis hin zu Schwindelgefühl nach einem Wespenstich.

Kein Gesamt-IgE ohne spezifisches IgE

Die meisten in der Primärversorgung relevanten Allergien sind vom Typ I: Heuschnupfen, Urtikaria, Insektengiftallergie, allergisches Asthma. Bei diesem Allergietyp, auch Soforttyp genannt, kommt es innerhalb kürzester Zeit bekanntlich zu einer Freisetzung von Immunglobulin-E-Antikörpern (IgE). Diese binden an ihre Zielzellen – basophile Granulozyten und Mastzellen – und bewirken eine massive Ausschüttung von Entzündungsmediatoren, hier vor allem Histamin, die die klinische Symptomatik auslösen.

Eine ausführliche Anamnese sei oft schon wegweisend und sollte in der Hausarztpraxis durchgeführt werden, appellierte Köhler. Im Labor könne bei Verdacht auf eine allergische Genese der Beschwerden das IgE bestimmt werden. Dieser Wert sei jedoch völlig nutzlos, wenn nicht zusätzlich das spezifische IgE mitbestimmt werde, betonte Köhler und führte an, dass das spezifische IgE von klinischer Relevanz sei, wenn dieses über ein Prozent des Gesamt-IgE ausmache. Voraussetzung für eine abrechnungsfähige IgE-Untersuchung müsse ein vorher durchgeführter Haut- oder Provokationstest sein.

Allergie versus Intoleranz

Insbesondere bei Reaktionen auf Nahrungsmittel kann eine Abgrenzung zwischen Allergie und Intoleranz schwierig sein. Zwei relevante Unterscheidungsmerkmale führte Köhler an, um hier zu differenzieren: Zum einen finden sich bei einer Nahrungsmittelallergie vor allem Auffälligkeiten in der IgE-Diagnostik, während diese bei einer Nahrungsmittelintoleranz blande ist. Zum anderen liegt bei Allergien kein Enzymdefekt vor, bei Intoleranzen eben schon. Als Beispiele seien eine Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption oder Sorbitmalabsorption zu nennen.

Noch vor der Überweisung in die Allergologie könne laut Köhler bereits in der hausärztlichen Versorgung viel gemacht werden: ein Laktose-/Fruktosetest, das Führen eines Nahrungsmittelprotokolls, eine Stuhluntersuchung auf Calprotectin und pathogene Keime und eine allergenarme Kost.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Fortbildung

Allergo-Update geht in die 15. Runde

Neuentwurf eines Gesetzes

Schrumpf-GVSG: Für Schwerpunktpraxen bleibt die Lage schwierig

Sieben Studien ausgewertet

Metaanalyse: Botulinumtoxin lindert chronische Rhinitis

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
JAK-Inhibitor: Zulassungserweiterung bei Jugendlichen mit AD

© Cunaplus_M.Faba / Getty Images / iStock

Atopische Dermatitis

JAK-Inhibitor: Zulassungserweiterung bei Jugendlichen mit AD

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie GmbH und Co. KG, Wiesbaden

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Themenseite

Alles zur Bundestagswahl 2025

Lesetipps
Ein Mädchen unter einer Decke blickt aus kurzer Entfernung auf einen Smartphone-Bildschirm.

© HRAUN/Getty Images

Systematischer Review

Zeit am Bildschirm: Ab wann steigt das Risiko für Myopie?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung