Alzheimer: Impfung, zweiter Versuch

Zehn Jahre, nachdem ein Alzheimer-Impfstoff zu schweren Nebenwirkungen geführt hatte, wurde erstmals wieder eine Vakzine gegen Beta-Amyloid geprüft. Dieses Mal überstanden die Patienten die Impfung ohne größere Schäden.

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Gegen das Vergessen erforschen Wissenschaftler Impfungen.

Gegen das Vergessen erforschen Wissenschaftler Impfungen.

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STOCKHOLM (mut). Im Jahr 2002 musste eine Phase-II-Studie mit dem ersten Alzheimer-Impfstoff AN1792 vorzeitig abgebrochen werden.

Bei 18 der etwa 300 behandelten Patienten trat bei einer Therapie mit dem synthetischen Beta-Amyloid-Peptid eine aseptische Meningoenzephalitis auf, sechs erlitten bleibende neurologische Schäden, bei drei geht man davon aus, dass sie aufgrund der Meningoenzephalitis gestorben sind. Grund war offenbar ein Amoklauf von T-Helfer-Zellen im Gehirn.

Jetzt haben schwedische Wissenschaftler um Professor Bengt Winblad vom Karolinska Institut in Stockholm einen zweiten Versuch gewagt, und zwar mit einem verkürzten Beta-Amyloid-Fragment, das sie an ein Bakteriophagen-Hüllprotein banden (Lancet Neurol 2012; 11: 597-604).

46 Patienten behandelt

Damit sollte sich eine überschießende T-Zell-Reaktion vermeiden lassen. Insgesamt erhielten 58 Patienten mit leichter bis moderater Alzheimerdemenz jeweils drei Injektionen, die zweite Injektion sechs, die dritte 18 Wochen nach der ersten.

46 Patienten bekamen das Antikörperpräparat mit der Bezeichnung CAD106, und zwar entweder 50 oder 150 µg, die übrigen erhielten Placebo.

In der Studie ging es primär um die Verträglichkeit und die Antikörperantwort, Daten zur klinischen Wirksamkeit wurden nicht veröffentlicht.

Ein Jahr nach Studienbeginn waren keine ZNS-Entzündungen aufgefallen. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Nasopharyngitis, Erytheme am Injektionsort, Übelkeit und Kopfschmerzen, wobei sich kein eindeutiger Unterschied zwischen den Impfstoffgruppen und den Patienten mit Placebo feststellen ließ.

Keine Abbrüche wegen unerwünschten Wirkungen

Auch Laborparameter und Blutwerte sowie Parameter für eine T-Zellantwort bewegten sich in allen Gruppen in der normalen Bandbreite.

Im MRT ließen sich bei zwei Patienten leichte Hirnhaut-Veränderungen feststellen, diese wurden aber auf die Lumbalpunktion und nicht auf eine Meningitis zurückgeführt.

Bei keinem Patienten musste die Behandlung wegen schwerer unerwünschter Wirkungen abgebrochen werden.

Erhöhte Antikörpertiter gegen Beta-Amyloid ließen sich bei 18 von 24 Patienten mit der niedrigen Impfstoff-Dosierung und bei allen mit der hohen Dosierung feststellen.

Mit Blick auf die Antikörpertiter sprachen 16 Patienten (66 Prozent) mit der niedrigen und 18 (81 Prozent) mit der hohen Dosierung an. Als Ansprechen galt ein signifikanter Anstieg von mindestens drei Standardabweichungen über dem Durchschnittswert zu Studienbeginn.

Keine Hinweise auf Entzündungen

Die IgG-Titer erreichten nach der zweiten Impfung ihren Höchstwert und waren mit der hohen Dosierung etwa doppelt so hoch wie mit der niedrigeren, die IgM-Werte stiegen mit der höheren Dosis ebenfalls stärker, hier war der Unterschied aber geringer.

Im Liquor ließen sich zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Änderungen bei Beta-Amyloid- oder Tau-Werten nachweisen. Lediglich im Plasma sanken unter der Therapie die Konzentrationen für das Beta-Amyloidfragement Aß1-40, und zwar umso mehr, je stärker die IgG-Antwort ausfiel.

Für die Forscher ist dies ein Zeichen, dass der Antikörper erfolgreich an Beta-Amyloid im Gehirn bindet. Insgesamt, so die Studienautoren, ließen sich keine Hinweise auf Entzündungsreaktionen im ZNS feststellen.

Bei einer Entzündungsrate von sechs Prozent, wie sie in der ersten Antikörperstudie vor zehn Jahren auftrat, hätten solche Nebenwirkungen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent vorkommen müssen.

Dass dies nicht geschah, deute auf eine gute Sicherheit des neuen Antikörpers. Die Sicherheit müsse nun in größeren Studien bestätigt werden.

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