Ozaki-Prozedur

Aortenklappe aus eigenem Herzgewebe

Eine neue Operationsmethode für Aortenklappenersatz erproben Forscher aus Schleswig-Holstein: Bei der Ozaki-Prozedur wird eine maßgeschneiderte neue Klappe aus patienteneigenem Perikard hergestellt.

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Illustration der Ozaki-Klappe in der Ansicht von oben (links) und zum Vergleich die normale Aortenklappe von oben (rechts).

Illustration der Ozaki-Klappe in der Ansicht von oben (links) und zum Vergleich die normale Aortenklappe von oben (rechts).

© [M] Ly Ho Nghiem/UKSH

Frankfurt/Main. Bislang nutzen Chirurgen als Klappenersatz bei Patienten mit Aortenklappenstenose entweder künstliche (mechanische) Klappen aus Metall oder biologische Klappen, meist von Rindern oder Schweinen, erinnert die Deutsche Herzstiftung.

Beide Klappentypen haben Vor- und Nachteile: Die mechanische Klappe ist lange haltbar, erfordert jedoch die lebenslange Einnahme gerinnungshemmender Medikamente. Biologische Klappen haben nur eine Lebenszeit von 10 bis 15 Jahren. Bei Kindern und jungen Erwachsenen mit angeborenen Klappenfehlern kann die Haltbarkeitsdauer noch kürzer sein.

Ozaki-Prozedur als Lösung für ein Dilemma

Die Ozaki-Prozedur könnte eine Lösung für dieses Dilemma sein, teilt die Deutsche Herzstiftung mit. Hierbei maßschneidern die Chirurgen während der Operation eine neue Aortenklappe aus patienteneigenem Gewebe. Benannt ist die Methode nach Shigeyuki Ozaki, dem japanischen Herzchirurgen, der das Verfahren entwickelt hat.

„Die Ozaki-Prozedur hat das Potenzial, die positiven Eigenschaften von mechanischen und biologischen Klappen zu kombinieren“, wird Dr. Buntaro Fujita, Leiter der herzchirurgischen Forschung in der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck (UKSH), in der Mitteilung zitiert.

Wie gut die neue Methode im Vergleich zur herkömmlichen Vorgehensweise funktioniert und wie sie verbessert werden kann, wollen Fujita und seine Forscherkollegen – unterstützt mit der Dr. Rusche-Projektförderung der Deutschen Stiftung für Herzforschung – im Labor detailliert untersuchen.

Um die Ersatzklappe nach der Ozaki-Methode herzustellen, benutzen die Chirurgen Gewebe vom Perikard des Patienten: Sie entfernen während der Operation zunächst die defekte Aortenklappe, schneiden sodann ein kleines Stück des Perikards heraus, rekonstruieren daraus die Aortenklappe in der für den Patienten individuell passenden Größe und nähen die fertige Klappe wieder am natürlichen Klappenring des Patienten an.

„Das kommt der natürlichen Aortenklappe sehr nahe“, sagt Fujita, zumal das körpereigene Gewebe keine Abwehrreaktionen des Immunsystems provoziere – die Angriffe der Immunzellen lassen körperfremdes biologisches Klappenmaterial mit der Zeit degenerieren.

Forscher hoffen auf lange Haltbarkeit

Die neue Klappe aus patienteneigenem Perikard verspricht laut Herzstiftung nicht nur haltbarer zu sein. Auch die lebenslange Einnahme von Gerinnungshemmern dürfte verzichtbar werden: Anders als mechanische Klappen aus Metall stören die Ersatzklappen aus körpereigenem Gewebe nicht die Blutgerinnung.

Möglicherweise funktionieren die maßgeschneiderten Klappen auch besser und können ihre Aufgabe als richtungsweisende Ventile zuverlässiger erfüllen: Im Unterschied zu den herkömmlichen Prothesen kommen sie ohne Befestigung an einen künstlichen Prothesenring, der hart und unflexibel ist.

Aufgrund der erhalten gebliebenen Elastizität könne sich die Ozaki-Klappe optimaler an den Blutfluss und die natürlichen Strömungsverhältnisse anpassen, heißt es in der Mitteilung. (ikr)

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