Fettleber

Bakterielle Substanzen als Risikofaktoren

Eine Fettleber geht oft mit einem erhöhten Spiegel von bakteriellem Endotoxin im Blut einher. Forscher aus Jena haben jetzt möglicherweise herausgefunden, warum.

Veröffentlicht:

JENA. Bei starkem Übergewicht oder Typ-2-Diabetes ist das Risiko einer nicht-alkoholbedingten Lebererkrankung NAFLD bekanntlich deutlich erhöht.

Die Entstehung einer NAFLD geht mit erhöhten Spiegeln von Endotoxin einher, einem Wandbestandteil von Bakterien, die auch im menschlichen Darm vorkommen. Das hat ein Team um Professor Ina Bergheim aus Jena herausgefunden, das die molekularen Mechanismen bei der Entstehung alkohol- und nichtalkoholbedingter Lebererkrankungen erforscht (Liver International 2014; online 12. Januar).

Nach ihrer Ansicht stützt der Befund die Hypothese, dass bei NAFLD die Darmbarriere gestört ist.

Die Wissenschaftler untersuchten zunächst Mäuse ohne den Toll-like Rezeptor (TLR) 4, der Endotoxin bindet. Bei diesen Tieren ist die NAFLD deutlich weniger stark ausgeprägt als bei jenen, die diesen Rezeptor haben, heißt es in einer Mitteilung des Kompetenznetzes Adipositas.

Weitere bakterielle Bestandteile gelangen ins Blut

Weiterhin wurden Mäuse untersucht, die eine mit Fruchtzucker angereicherte Kost erhielten und frühe Stadien einer NAFLD aufwiesen. Durch Vergleich mit Kontrolltieren entdeckte die Arbeitsgruppe, dass noch andere TLRs in der Leber aktiv sind.

Das gilt als Hinweis dafür, dass noch weitere bakterielle Bestandteile bei Mäusen mit NAFLD durch die Darmbarriere ins Blut gelangen.

In einer Humanstudie wurden die Erkenntnisse bestätigt: Teilnehmer waren Patienten mit NAFLD sowie eine gesunde Kontrollgruppe. Wie bei den Mausversuchen waren auch hier neben TLR4 noch andere TLRs in der Leber der Patienten mit NAFLD aktiv, die sich negativ auf deren Gesundheit auswirken.

In weiteren Untersuchungen soll nun erforscht werden, welchen Einfluss die jeweiligen TLRs auf die Entstehung der NAFLD haben. Die Ergebnisse sollen in Therapiemaßnahmen münden.

Der Mitteilung zufolge ist die Zahl der NAFLD in den vergangenen 30 Jahren deutlich gestiegen. Damit stellt sie eine der häufigsten Lebererkrankungen in den Industrielandern dar. Konkrete Zahlen für Deutschland gebe es bislang nicht.

Sie ist unter anderem ein Risikofaktor für Leberzirrhose und Leberzellkrebs. An der Entstehung sei vor allem eine Ernährung mit übermäßiger Zufuhr von Kohlenhydraten und Fett beteiligt.

Da eine übermäßige Energiezufuhr oft auch mit Alkoholgenuss einhergeht, sei es jedoch häufig schwierig, eindeutig zwischen der alkoholischen und nicht-alkoholbedingten Fettleber zu unterscheiden. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fermentation und Postbiotika

Wie die Darmgesundheit durch den Einsatz von Postbiotika gefördert werden kann

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Theralution GmbH – a member of Medice, Iserlohn

Interdisziplinarität

Wie behandeln bei Rheuma und CED?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neurologische Entwicklungsstörungen

Epilepsie in der Schwangerschaft: Start mit Lamotrigin empfohlen

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen