Behandlung mit Galantamin bringt mehrfach Nutzen

MAINZ (CV). Bei der Alzheimer-Demenz setzen Wissenschaftler auf neuroprotektive Therapien, um die Progression der Erkrankung aufzuhalten. Einen Ansatz bietet der Wirkstoff Galantamin, der nach den Ergebnissen von Langzeitstudien den Abbau der kognitiven Leistung zumindest verlangsamt.

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Eine Schlüsselrolle bei der Alzheimer-Demenz haben nach Angaben von Professor Alfred Maelicke aus Mainz die nikotinischen Acetylcholin-Rezeptoren im Gehirn, kurz Nikotinrezeptoren genannt. Sie haben eine zentrale Bedeutung bei der Steuerung von Denk- und Lernprozessen.

Indirekt belegt werden diese Erkenntnisse durch die Effekte einer Therapie mit der Substanz Galantamin, die nach Angaben von Maelicke eine duale Wirkung hat. Die Substanz fungiert als Cholinesterasehemmer; bedeutsamer aber ist nach Ansicht des Forschers die durch Galantamin vermittelte Modulation der Nikotinrezeptoren.

"Diese werden um 30 bis 50 Prozent empfindlicher", sagte er bei einem vom Unternehmen Janssen-Cilag unterstützten Symposium in Mainz. Dieser Effekt auf die Nikotinrezeptoren erklärt für Maelicke auch die Ergebnisse einer Langzeitstudie, die Dr. Luc Truyen aus Titusville im US-Staat Florida bei dem Symposium vorgestellt hat. Danach kann Galantamin die Progression der Demenz aufhalten. In der Studie wurden Patienten mit milder bis moderater Demenz vier Jahre lang mit Galantamin (Reminyl®) behandelt.

So wie in anderen Studien wurde zunächst eine Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit beobachtet, die jedoch nach einem halben Jahr infolge der Krankheitsprogression langsam wieder abnahm. Beim Vergleich der Langzeitdaten mit Daten von unbehandelten Patienten ergebe sich mit Galantamin ein flacherer Kurvenverlauf, so Truyen. "Das belegt, daß die Kognition langsamer abnimmt, die Progression der Erkrankung somit verlangsamt wird."

Die verzögerte Krankheits-Progression unter Galantamin verbessere die Lebensqualität sowohl der Patienten als auch derer Angehörigen, sagte Truyen. Auch wirtschaftliche Vorteilen seien die Folge.

Denn die Studie habe ergeben, daß mit Galantamin die Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung länger erhalten bleiben und der Betreuungsbedarf geringer ist. Damit verbinde sich die Erwartung, daß die Betroffenen länger zu Hause gepflegt werden könnten und Aufnahmen ins Pflegeheim vermieden oder verzögert werden, so Truyen.

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