Bestrahlen von Krebs mit Ionen schont das umliegende Gewebe

BERLIN (gvg). Im kommenden Jahr werden in Deutschland die ersten klinischen Anlagen für die Partikeltherapie bei Krebs den Betrieb aufnehmen. Bei einem Symposium in Berlin haben sich jetzt Experten sehr differenziert zu Chancen und Risiken dieser Therapie geäußert.

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Bei der Partikeltherapie werden entweder Protonen oder Schwerionen für die onkologische Bestrahlung genutzt - und nicht Photonen, wie bei der herkömmlichen Strahlentherapie. "Physikalisch hat das vor allem den Vorteil, dass das umgebende Gewebe deutlich weniger bestrahlt wird als bisher", sagte der Physiker Professor Fridtjof Nüsslin von der Technischen Universität München. Im Tumorgewebe selbst sei die Dosisverteilung dagegen nicht wesentlich besser als bei modernen Strahlentherapieverfahren wie der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT).

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für radiologische Onkologie (DEGRO), Professor Dr. Volker Budach von der Charité Berlin, äußerte die Einschätzung, dass etwa 10 bis 15 Prozent aller Patienten mit einer Krebserkrankung in Deutschland prinzipiell für eine Partikeltherapie infrage kommen könnten. In einer vor wenigen Wochen publizierten Stellungnahme sieht die DEGRO vor allem das Aderhaut- und Irismelanom sowie Chordome und Chondrosarkome der Schädelbasis als bereits etablierte Indikationen an.

2009 gehen fünf bis sieben Zentren bundesweit an den Start.

Bei allen weiteren Tumoren sei das Verfahren als derzeit noch nicht etabliert zu werten, betonte Budach. Dies werde auch in internationalen wissenschaftlichen Publikationen durchgängig so beurteilt. Zu den potenziell für eine Partikeltherapie geeigneten Tumoren gehörten Tumoren des Achsenskeletts, Tumoren bei Kindern wie Retinoblastom, Medulloblastom und Neuroblastom, aber auch Lymphome oder Bronchial- und Prostatakarzinome. "Hier besteht überall dringend Studienbedarf", so Budach.

Geliefert werden sollen die Daten unter anderem von den 5 bis 7 Zentren für Partikeltherapie, die in den nächsten Jahren in Deutschland an den Start gehen sollen. Deren Betrieb soll in enger Kooperation mit den Krankenkassen erfolgen. Beim Gemeinsamen Bundesausschuss wurde bereits eine Arbeitsgruppe Protonentherapie gegründet, die eine Art Registerfunktion übernehmen soll.

Das alleine wird freilich nicht reichen: "Ich kann nur dringend an die Krankenkassen appellieren, bei den Betreibern der Anlagen darauf hinzuwirken, alle Patienten in kontrollierte Studien einzuschreiben, um die nötige Evidenz zu bekommen", betonte Budach. Die Partikeltherapie sei eine hoch innovative und äußerst viel versprechende neue Option - aber keine Wunderwaffe.

http://www.g-ba.de/downloads/ 40-268-666/2008-06-19-Protonen% 20Prostata-Ca_TGr.pdf

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