ERS-Kongress
Bronchiektasien: Die Sputumfarbe ist prognoserelevant
Aus der Farbe des Sputums von Bronchiektasie-Patienten lassen sich Hinweise auf den Schweregrad der Entzündung und die Prognose ableiten, hieß es beim europäischen Pneumologiekongress in Mailand.
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Bronchiektasien im eingefärbten Röntgenbefund. Welche Konsequenzen sind aus der Farbe des Sputums zu ziehen?
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Mailand. Ob das Sputum von Lungenkranken klar bis grau und schaumig aussieht oder gelb-grün bis bräunlich und von verdickter Textur ist – das macht einen Unterschied. Welchen Unterschied genau, das wollten Dr. Megan Critchton, Postdoktorandin an der University of Dundee, Vereinigtes Königreich, und Kollegen wissen.
Sie haben Daten von etwa 13.500 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die sich am europäischen Bronchiektasie-Register EMBARC beteiligt haben, und die Ergebnisse beim Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS) in Mailand vorgestellt. In dem Register werden unter anderem die Sputumfarbe sowie Anzahl und Schwere von Exazerbationen sowie Todesfälle dokumentiert. Die Wissenschaftler konnten die Patienten bis zu fünf Jahre nachverfolgen.
Sie unterschieden dabei mukoides von mukopurulentem (cremig-gelbem) Sputum sowie eitriges (schmutzig-gelb bis grünlich, verdickte Textur) und stark eitriges Sputum (dunkelgrün bis braun, teils mit Blutspuren). Je stärker eitrig das Sputum war, desto höher war das Risiko für Exazerbationen und Krankenhausaufenthalte.
„Ein einfach zu erhebender klinischer Indikator“
„Für jede Zunahme der Sputumpurulenz um einen Punkt bestand ein um zwölf Prozent erhöhtes Sterberisiko“, so Critchton in einer Presseerklärung der ERS. Angesichts der hohen Teilnehmerzahl und der langen Nachbeobachtungszeit in der Studie sei damit der Beweis erbracht, dass die Sputumfarbe die Prognose von Bronchiektasie-Patienten widerspiegele. Es handele sich um einen einfach zu erhebenden klinischen Indikator für den Krankheitsprogress.
Patienten mit Bronchiektasien, wie sie bei verschiedenen chronischen Lungenerkrankungen oder Lungeninfektionen auftreten, werden dazu angehalten, ihr Sputum abzuhusten, um ihre Lungenfunktion zu verbessern. Die Betrachtung der Sputumfarbe mit einer Farbkarte bietet die Möglichkeit, das Selbstmanagement und die Überwachung der Krankheit verbessern. „Wenn dieses Verfahren in die klinische Praxis eingeführt wird, könnte es einen echten Unterschied bei der Behandlung dieser Krankheit bedeuten“, so ein Kommentar von ERS-Präsident Professor Carlos Robalo Cordeiro von der Universität Coimbra, Portugal. Denn es würde Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, bei Veränderungen der Sputumfarbe früher als bislang notwendige therapeutische Maßnahmen zu ergreifen.