Darmmukosa
CHOP macht anfällig für CED
Tierexperimentelle Studie zu CED: Das Protein CHOP verlangsamt die Zellteilung und damit die Neubildung der Darmmukosa.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben ein weiteres Detail im Entstehungsprozess chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) identifiziert: Sie zeigten mit Hilfe eines Mausmodells, dass ein Protein in den Zellen der Darmschleimhaut bei den Erkrankungen mit von Bedeutung ist (Mucosal Immunol. 2014; online 21. Mai).
CED stehen in Zusammenhang mit einer Überreaktion des Immunsystems auf natürliche Darmkeime, erinnert die TUM in ihrer Mitteilung.
"Zu einer solchen Überreaktion kann es kommen, wenn das Anti-Stress-Programm in den Zellen in der Darmschleimhaut nicht einwandfrei funktioniert", wird Professor Dirk Haller vom TUM-Lehrstuhl Ernährung und Immunologie zitiert.
Konkret bezieht sich der Wissenschaftler auf eine Kette aufeinanderfolgender Signale in der Zelle, die so genannte "unfolded protein response" (UPR), die Zellen vor Stress schützen soll.
"Die UPR ist eine Art Reparaturmechanismus der Zelle, wenn Proteine bei der Produktion nicht richtig gefaltet werden - eine wichtige Ursache für Zellstress", so Haller weiter. Eine Störung der Signalkaskade könne zu Entzündungen und Zelltod führen. Dabei würden die Zellen der Darmschleimhaut geschädigt, eine Vorbedingung für das Entstehen von CED.
Für die Aktivierung der UPR ist das "C/EBP homologe Protein" (CHOP) wichtig. Offenbar ist CHOP aber auch am Entzündungsgeschehen beteiligt, heißt es in der Mitteilung der TUM. Das Forscherteam habe CHOP daher näher unter die Lupe genommen und die DNA so modifiziert, dass die Darmepithelzellen der Mäuse größere Mengen des Proteins bildeten.
Die vermehrte Bildung von CHOP machte die Mäuse zum einen anfälliger für eine Darmentzündung. Zum anderen klang die Entzündung langsamer ab, die Darmschleimhaut brauchte danach auch länger um sich zu regenerieren. "Doch anders als bisher vermutet, ist die höhere CHOP-Konzentration wohl nicht dafür verantwortlich, dass Epithelzellen absterben", so Haller.
"Vielmehr verhindert CHOP die Zellteilung und verlangsamt damit die Neubildung der Schleimhaut nach einer Verletzung." Solche Schädigungen, wie sie durch Infektionen verursacht werden, sind oftmals der erste Schritt zu einer chronischen Darmentzündung, erinnert die TUM in ihrer Mitteilung.
Die Ergebnisse seien eine weitere Bestätigung dafür, dass eine funktionierende UPR-Signalkaskade für eine gesunde Darmschleimhaut unerlässlich ist. Eine Störung der Regulation kann die Schutzfunktion des Darmepithels erheblich beeinträchtigen und so zur Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen beitragen. (eb)