HIV-Patienten
Chancen für Befreiung von Hepatitis C
Mit der Zulassung direkt antiviraler Substanzen gegen Hepatitis-C-Viren (HCV) haben für Patienten mit HIV/HCV-Koinfektion die Hepatitis-Heilungschancen deutlich zugenommen.
Veröffentlicht:WÜRZBURG. Etwa 15 Prozent aller HIV-Infizierten in Deutschland haben außerdem eine chronische Hepatitis C, berichten Dr. Susanne Wiebecke vom Universitätsklinikum Würzburg und ihre Kollegen (DMW 2014; 139(23): 1216-1219).
Bislang war deren Prognose schlecht. Denn die HIV-Infektion beschleunigt den Verlauf der Hepatitis: Die Leber fibrosiert im Vergleich zur HCVMonoinfektion schneller, und das Zirrhose-Stadium wird etwa zehn bis fünfzehn Jahre früher erreicht.
Nur die wenigsten koinfizierten Patienten erhielten bislang eine Anti-HCV-Behandlung, vor allem wegen der Komplexität der bis zu 72-wöchigen Interferon (IFN)/Ribavirin-Therapie, der erheblichen Nebenwirkungsrate, pharmakokinetischen Wechselwirkungen und der gegenüber der Monoinfektion geringeren Heilungsrate, so Wiebecke und ihre Koautoren.
So konnte nur jeder dritte koinfizierte Patient mit Genotyp 1 von HCV befreit werden, bei Genotyp 2/3 waren es 50 bis 70 Prozent.
Genotyp-übergreifende Wirkung
Dies hat sich seit Beginn dieses Jahres grundsätzlich geändert. Von der Zulassung des Polymerase-Inhibitors Sofosbuvir profitieren auch HIV/ HCV-koinfizierte Patienten: Die Wirkung ist Genotyp-übergreifend, das Nebenwirkungsprofil günstig und die Tablettenlast mit einmal 400 mg pro Tag gering. Außer Triple-Therapien mit IFN/Ribavirin gibt es für bestimmte Patientengruppen auch die Option IFN-freier Behandlungsregimes.
Mit dem Protease-Inhibitor Simeprevir sowie mit dem ersten NS5AInhibitor Daclatasvir hat sich das Armamentarium gegen HCV inzwischen erweitert. Erst vor wenigen Tagen ist außerdem als SingleTablet-Regime zur Therapie bei chronischer Hepatitis C die Kombination des NS5A-Inhibitors Ledipasvir mit Sofosbuvir zugelassen worden.
All diese direkt antiviral wirkenden Medikamente (DAA - direct-acting antivirals) wurden und werden in verschiedenen Kombinationen und mit im Vergleich zu früher deutlich verkürzten Therapiedauern geprüft.
Therapiedauer verkürzt
Studienergebnisse zur Behandlung von HIV-Patienten mit HCV (Genotyp 1)-Koinfektion liegen etwa für die Kombination Simeprevir/IFN/Ribavirin aus der C-212-Studie vor (Clin Infect Dis. 2014; online 5. September). In dieser Studie wurden therapienaive und Relapse-Patienten ohne Zirrhose über 24 Wochen mit Simeprevir und PEG-Interferon plus Ribavirin therapiert.
Patienten mit Zirrhose sowie alle anderen vortherapierten Patienten wurden für 48 Wochen behandelt, berichtet Dr. Stefan Mauss aus Düsseldorf auf springermedizin.de.
Bei Studienende betrug die SVR12-Rate über alle Patienten berechnet 74 Prozent, im Falle therapienaiver Patienten 79 Prozent und für Relapse-Patienten 87 Prozent. Non-Responder erzielten immer noch eine SVR12 von 57 Prozent.
Sowohl Faldaprevir als auch Simeprevir müssen nur einmal täglich eingenommen werden, ihre Verträglichkeit wird von Experten als gut eingeschätzt. Allerdings sind wegen potenzieller Interaktionen mit der antiretroviralen Behandlung gegebenenfalls Dosisanpassungen erforderlich.
Bei ausbleibendem frühen Therapieansprechen sollte man auf ein anderes DAA ohne Kreuzresistenz wechseln oder warten, bis die für die Resistenz verantwortlichen Mutationen spontan verschwänden, meint Professor Douglas Dietrich aus New York, der die Studie bei der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROIS) in Boston, Massachusetts, vorgestellt hat.
Der erste Versuch einer Interferon-freien Therapie bei HIV/HCV-Koinfektion ist die Behandlung mit Sofosbuvir/Ribavirin bei therapienaiven Patienten mit Genotyp-1Infektion und vorbehandelten Patienten mit Genotyp 2,3-Infektion über jeweils 24 Wochen sowie bei therapienaiven Genotyp 2/3-Patienten über zwölf Wochen in der offenen Studie PHOTON-1 (JAMA 2014; 312:353-61).
Trend geht hin zu verkürzter Therapiedauer
Die besten SVR12-Raten erzielten unter den therapienaiven Stdienteilnehmern dabei jene mit Genotyp 1 (76 Prozent) und mit Genotyp 2 (88 Prozent). Über 90 Prozent der vorbehandelten Studienteilnehmer mit Genotyp 2/3 galten nach zwölf Wochen als von HCV befreit, ein Ergebnis, das nach 24 Wochen bestätigt werden konnte.
Der Trend in der Hepatitis-C-Therapie geht in Richtung einer weiter verkürzten Therapiedauer und hin zu vereinfachten Therapieregimes. Und das selbst bei Patienten mit bislang als ungünstig angesehenen Prognosefaktoren wie fortgeschrittener Leberfibrose, hoher Viruslast oder Rezidiv.
So hat die Pilotstudie SYNERGY ergeben, dass alle 14 mit Sofosbuvir/Ribavirin vorbehandelten und rezidivierten Patienten mit Genotyp 1 unter Therapie mit der Fixkombi Sofosbuvir/Ledipasvir bereits nach vier Wochen HCV-frei waren. (Mitarbeit: mal)