Ärzte am Limit

Corona-Hotspot: Hilferuf auf der Website eines Hausarztes

Eine Arztpraxis im niederbayerischen Corona-Hotspot Ringelai setzt auf ihrer Website einen Hilferuf ab und spart nicht mit Kritik an der Politik. Die Praxis belässt es aber nicht bei Klagen.

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Ringelai. „Heftiger denn je werden wir im Moment von der vierten Coronawelle überrollt. Dies bringt derzeit nicht nur die Krankenhäuser mit ihren Intensivstationen, sondern auch die Hausarztpraxen in eine völlige Überlastungssituation!“ In roter Schrift, fettgedruckt und mit vielen Ausrufzeichen machte die Arztpraxis Dr. Uwe Hermer mehr als eine Woche darauf aufmerksam: Allgemeinmediziner in Bayerns Corona-Hotspots arbeiten am Limit und weit darüber hinaus.

Der bereits am 12. November abgesetzte Hilferuf zeigt, dass manchem Hausarzt nicht nur die Zeit, sondern irgendwann auch die Kraft ausgeht. Die Arztpraxis befindet sich im niederbayerischen Ringelai, die kleine Gemeinde liegt am Nationalpark Bayerischer Wald im Landkreis Freyung-Grafenau. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt dort inzwischen über 1600 Infektionsfälle auf 100.000 Einwohner pro Woche.

Mit deutlichen Worten schilderte Allgemeinmediziner Hermer, wie der massive Anstieg von Patienten mit Atemwegsinfekten binde – auch weil Teststationen Patienten nicht mehr auf COVID testeten. „Zusätzlich sollen wir massenweise die dritte COVID-Impfung durchführen, auch dies ist logistisch mit einem immensen Aufwand verbunden!! Wir Hausärzte sollen nun das auffangen, was von politischer Seite durch die Schließung der Impfstationen verursacht wurde. Welch ein Weitblick unserer Regierenden!!! Letztlich sollen wir nach wie vor, und das ist unsere eigentliche Aufgabe, uns um die Versorgung unserer Patienten kümmern; trotz COVID gibt es ja weiterhin viele anderen Erkrankungen!!!!!!!“, hält Hermer mit deutlicher Kritik nicht zurück.

Vorerst keine Neuanmeldungen mehr

Die Warteliste für die Corona-Impfungen sei in den letzten Wochen förmlich explodiert, schreibt Hermer weiter. Der Praxis bleibe daher nichts anderes übrig als bis zum 1. Dezember keine Neuanmeldungen mehr entgegenzunehmen. Er appelliert deshalb an Boosterwillige, sich auch an die langsam wieder hochgefahrenen Impfzentren zu wenden.

Seit Kurzem ist der Hilferuf von der Website wieder verschwunden – und die Angebote, die Hermer seinen Patienten macht, zeigen, dass er es nicht beim Klagen belässt, sondern für seine Patienten auch anpackt. So lädt er zusammen mit einem Kollegen und dem Praxisteam für Samstag, 4. Dezember, zu einer COVID-Impf-Sonderaktion ein, um den Ansturm zu bewältigen. Und für eine spezielle Infektionssprechstunde hat er eigens Räumlichkeiten in einem anderen Haus am Ort eingerichtet. (mic/ger)

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