Gliptine

DDG kritisiert IQWiG-Berichte

DPP-4-Inhibitoren sorgen für weniger Unterzuckerungen und senken das Gewicht, betont die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert die Berichte des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vom 27. Juni 2013 zur Wirkstoffgruppe der DPP-4-Inhibitoren (Saxagliptin, Sitagliptin und Vildagliptin) (wir berichteten unter dem Titel "IQWiG räumt bei Gliptinen auf, Vorteil nur für Sitagliptin").

Internationalen Studien zufolge seien die Vorteile der DPP-4-Inhibitoren nachgewiesen, betont die DDG in ihrer Mitteilung.

Die Wirkstoffe werden zusammen mit dem Antidiabetikum Metformin gegeben. Sie schützten die Patienten vor gefährlichen Unterzuckerungen und ließen sie zudem Gewicht verlieren.

"Wir appellieren eindringlich an den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA), diese Berichte nicht zur Grundlage seiner Entscheidung zu machen", erklärt DDG Präsident Privatdozent Dr. Erhard Siegel.

"Ein Aus der Wirkstoffklasse widerspräche weltweiten Empfehlungen und Erfahrungen. Es ist unfair und wissenschaftlich nicht nachvollziehbar, unseren Diabetespatienten diese Medikamente vorzuenthalten."

Fachgesellschaften bestätigen Nutzen der DPP-4-Inhibitoren

Weltweit hätten Diabetes-Fachgesellschaften die vorliegenden Studien zu der Wirkstoffgruppe der DPP-4-Inhibitoren - zu der auch die Wirkstoffe Saxagliptin, Sitagliptin und Vildagliptin gehören - ausgewertet und den Nutzen für Diabetespatienten festgestellt.

Diese haben im Rahmen der Therapie mit einem dieser Wirkstoffe seltener Hypoglykämien, ihr Blutzucker kann gut und der Norm entsprechend eingestellt werden und sie nehmen nicht zu oder sogar etwas ab.

"Hypoglykämien sind für alle Diabetespatienten gefährlich. Besonders jedoch für ältere Patienten oder für diejenigen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder geschädigte Nieren haben", wird DDG-Präsident Siegel zitiert.

Vor wenigen Wochen habe die DDG zusammen mit weiteren großen Fachgesellschaften das IQWiG öffentlich aufgefordert, einige methodische Vorgehensweisen bei der Nutzenbewertung zu verbessern.

Siegel: "Für die Nutzenbewertung braucht der GBA eine zweckmäßige Vergleichstherapie. Diese Vergleichssubstanz wird oft unpassend gewählt und widerspricht dem aktuellen Stand medizinischen Wissens. Hier müssten wir als Fachgesellschaft einbezogen werden."

Widerspruch zu Leitlinien-Empfehlungen

Zudem sei bei den Bewertungen oft nicht klar, was seitens des IQWiG als Zusatznutzen eines Präparats angesehen und definiert ist.

Besonders irritierend sei es, wenn - wie im aktuellen Fall der DPP-4-Inhibitoren - die IQWiG-Entscheidungen den geltenden nationalen und internationalen Leitlinien-Empfehlungen widersprechen. Die DDG regt an, dass in einem solchen Fall eine zusätzliche Begründung abgeliefert werden solle.

Aus Sicht der DDG ist das Urteil des IQWiG über den Nutzen der Gliptine nicht nachvollziehbar.

Seine lediglich formale Herangehensweise lasse zudem außer Acht, dass beispielsweise auch die Zulassungserweiterung der DPP-4-Inhibitoren für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ein Zusatznutzen ist.

Professor Andreas Fritsche, Mediensprecher der DDG, fasst die Kritikpunkte in der Mitteilung der DDG zusammen: "Wir haben den Eindruck, dass bei der Nutzenbewertung nicht der Patient und die Frage, was seine notwendige medikamentöse Therapie besser und sicherer macht, im Mittelpunkt steht, sondern gesundheitspolitische und finanzielle Fragen."

Zu wünschen sei aus Sicht der DDG, dass der GBA in einigen Wochen zu einer anderen Einschätzung kommt, damit Diabetespatienten in Deutschland die Möglichkeit haben, von dieser international anerkannten Therapie zu profitieren. (eb)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 26.07.201310:43 Uhr

IQWiG-Raumschiff in diabetologischer Schwerelosigkeit?

Wie an anderer Stelle unter "Schätzlers Schafott" karikierend aufgezeigt:
http://www.springermedizin.de/voellig-losgeloest-schwebt-das-iqwig--voellig-schwerelos/4546202.html
hat das IQWiG in der Diabetologie jegliche Bodenhaftung verloren. Das Institut sollte eher Rat bei der Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und bei Experten wie Prof. Wolfgang E. Schmidt und Juris Meier von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) einholen. Statt ausgerechnet denen Rat-"Schläge" erteilen zu wollen, die bei Untersuchung, Diagnostik, Therapie in Klinik und Praxis mit den Diabetes-Patienten täglich vertraut sind.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z. Zt. Gorges du Cians/F)

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